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Erst ich ein Stueck, dann du - Linus und der Drachen-Wettkampf

Erst ich ein Stueck, dann du - Linus und der Drachen-Wettkampf

Titel: Erst ich ein Stueck, dann du - Linus und der Drachen-Wettkampf
Autoren: Patricia Schroeder
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nachdem er den Stein ins Tal hinuntergekickt hatte, war Fumo zu der Stelle gelaufen, wo bisher das Gipfelabschmelzen stattgefunden hatte. Dort gab es einen Abhang und gleich daneben befand sich eine Geröllrutsche. Sie führte mindestens zwanzig Drachenlängen tief nach unten und endete oberhalb eines breiten Felsvorsprungs, von dem aus Fumo bequem zu Fuß bis ins Tal hinunterklettern konnte.
    Heute war er sehr viel früher dran als sonst. Normalerweise tauchte Linus erst nach dem Mittagessen am See auf. Umso überraschter war Fumo, als er seinen Freund tatsächlich bereits auf der anderen Seite am Ufer hocken sah.
     
    „He du!“, rief er, so laut er konnte.
Aber Linus rührte sich nicht.
Er ließ den Kopf hängen
und machte
einen sehr betrübten Eindruck.

    Sofort vergaß Fumo
seine eigenen Sorgen.
Er nahm Anlauf und landete
mit einem lauten Klatscher im See.
Linus blickte auf.
    „He, du Freund!“, rief Fumo fröhlich, während er lange, kräftige Schwimmbewegungen machte und in null Komma nix das andere Ufer erreichte. „Trübsal blasen gilt nicht! Nicht an einem Drachenfreundtag. Oder hast du etwa einen Stein abbekommen?“
    Linus sah auf, und als er Fumo auf sich zuschwimmen sah, huschte ein schiefes Lächeln über sein Gesicht und verschwand hinter seinem rechten Ohr. „Was für einen Stein?“, fragte er verwundert.
    „Ich habe einen von dort oben heruntergekickt“, meinte Fumo kleinlaut, nachdem er das Ufer erreicht und einen kurzen Blick auf den Berg hinter sich geworfen hatte. „Ich hatte Angst, dass er dich getroffen hat.“ „Nee, hat er nicht“, sagte Linus. „Ich habe überhaupt nicht gemerkt, dass ein Stein ins Tal gekullert ist. Aber ich bin froh, dass du da bist“, setzte er mit finsterer Miene hinzu. „Es gibt nämlich schlechte Nachrichten. “

    „Das ist aber dumm.“ Fumo schüttelte sich das Seewasser aus den Schuppen und ließ sich auf einen flachen Stein sinken. Er zog Linus auf seinen Schoß und versenkte seine Nüstern in dem strohgelben Gras, das auf dem Kopf seines kleinen Menschenfreundes spross. „Ich weiß leider auch nichts Lustiges zu berichten. Aber erzähl du zuerst“, forderte er Linus auf.

    „Ach, Hannos ist wieder blöd geworden“,
sagte Linus.
„Er sagt gemeine Sachen zu mir
und hetzt die anderen gegen mich auf.
     
    Die Dorfkinder finden es auf einmal ungerecht, dass sie keinen Drachenfreund haben.“
    Fumo seufzte leise. „Aber ich kann doch nicht mit allen befreundet sein“, erwiderte er.
    „Das brauchst du ja auch nicht“, sagte Linus und ließ seine Finger über die schorfige grüne Drachenhaut wandern. Die Vorstellung, seinen Freund mit den anderen teilen zu müssen, löste ein ganz komisches Gefühl in seinem Bauch aus. Wenn er dadurch allerdings Hannos beschwichtigen und den Dorfkindern eine Freude machen könnte, würde er das vielleicht sogar aushalten können.
    Fumo blies einen feinen warmen Hauch aus seinen Nüstern in Linus’ blondes Haar. „Ohnehin bin ich am allerliebsten mit dir zusammen“, wisperte er.
    Linus’ Herz machte einen kleinen Hüpfer. Selig schmiegte er sich noch ein wenig tiefer in die riesigen Drachenarme hinein.

     
    „Ich auch“, murmelte er.
Linus schloss die Augen
und für eine Weile saßen Fumo und er
ganz versonnen da.
Plötzlich ertönte hinter ihnen
ein Rascheln.
Linus öffnete die Augen.
Er sprang auf und sah sich um.
     
    „Was war das?“, fragte er leise, während er seinen Blick über das Seeufer, die herumliegenden Felsbrocken und den Wald gleiten ließ.
    „Vielleicht ein Hase“, sagte Fumo. „Oder ein Hirsch.“ Linus schüttelte den Kopf. „Den könntest du ja wohl riechen“, entgegnete er. „Oder etwa nicht?“
    „Nicht unbedingt“, meinte Fumo kleinlaut. „Ich kann weder Feuer speien noch besonders gut riechen. Bestimmt hängt das irgendwie mit der roten Soße zusammen. Ich glaube jedenfalls nicht, dass dieser Hannos oder die Kinder aus deinem Dorf mit einem wie mir befreundet sein wollen“, fuhr er fort und jetzt klang seine Stimme tief betrübt. „Bestimmt ist ihnen einfach bloß langweilig.“

    Linus schnaubte leise. „Ist das ein Grund, mich zu ärgern oder sich über dich …“ Er stockte und sah seinen Freund mit großen Augen an. „Das darfst du nie wieder sagen!“, rief er. „Hannos würde sonst was darum geben, wenn du mit ihm zusammen sein wolltest anstatt mit mir.“
     
    Fumo schüttelte den Kopf.
„Das glaube ich nicht“, erwiderte er.
„Ich bin doch gar kein
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