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Erst ich ein Stueck, dann du - Linus und der Drachen-Wettkampf

Erst ich ein Stueck, dann du - Linus und der Drachen-Wettkampf

Titel: Erst ich ein Stueck, dann du - Linus und der Drachen-Wettkampf
Autoren: Patricia Schroeder
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zu Fuß zurücklegen würden.
    „Wenn wir flögen, wären wir noch schneller“, sagte er leise.
    „Wenn ich zu fliegen versuchte, kämen wir niemals oben an“, gab Fumo zurück. „Hast du’s etwa schon vergessen: Ich bin kein richtiger Drache.“
    Und diesmal klang es nicht traurig, sondern wütend.
     
    Linus schluckte schwer.
Er hatte Fumo wehgetan –
natürlich, ohne es zu wollen.
„Es tut mir leid“, presste er hervor.
„Schon gut“, brummte der Drache.
„Du kannst ja nichts dafür.
Woher solltest du auch wissen,
dass ich gar nicht fliegen kann?“

     
    Hast du es denn jemals versucht?, lag es Linus auf der Zunge zu fragen, doch im letzten Moment verkniff er es sich. Ganz sicher war jetzt nicht der richtige Zeitpunkt, um über eine solch schwierige Sache zu reden. Also schwieg er, drückte seine Schenkel in Fumos Flanken und krallte seine Finger fest in die grünen Drachenschuppen, damit er nicht den Halt verlor.
    Es ging steil bergauf, und sowohl Fumo als auch Linus waren so sehr in ihre Gedanken vertieft, dass sie nicht merkten, wie eine lange, schmale Gestalt hinter einem der Felsbrocken am See hervorschoss, auf den Wald zurannte und im Dunkel der dichten Tannen verschwand.
     
    Schon bald erreichte Fumo
den Felsvorsprung.
Er zeigte auf die Geröllrutsche.
„Nachher sausen wir hier wieder runter“,
erklärte er Linus.
„Das bringt mächtig Spaß.
Und nun halte dich gut fest“,
mahnte Fumo.
„Es wird jetzt nämlich richtig steil.“

     
    Er lief noch ein Stück weiter, umrundete einen vorgewölbten Felsen, in dem sich eine kleine, beinahe kreisrunde Öffnung befand, zwängte sich mit Linus auf dem Rücken in eine Felsspalte, die schnurgerade nach oben führte, und machte sich an den Aufstieg.
    Es war hier tatsächlich schrecklich steil und zudem furchtbar eng. Linus musste seine ganze Kraft aufwenden, um nicht von Fumos Rücken herunterzugleiten und in die Tiefe zu stürzen. Sein Herz klopfte wild vor Angst. Fast bereute er es, dass er seinen Drachenfreund zu diesem Ausflug überredet hatte, und um nicht durchzudrehen, lenkte er seine Gedanken auf etwas anderes.
     
    „Was war das eben?“, fragte Linus.
„Was meinst du?“, erkundigte sich Fumo.
„Na, das Loch da unten in dem Felsen“,
sagte Linus.
„Das ist ein Brutofen“, antwortete Fumo.
„Dort legen die Drachenmütter
ihre Eier hinein.
In diesem Ofen wurde ich auch geboren.“

    „Aha“, sagte Linus. „Und darin werden eure Mütter dann wohl auch die neuen Drachenkinder ausbrüten.“
    „Ja, so ungefähr“, bestätigte Fumo. „Wie es genau funktioniert, weiß ich selber nicht, weil nach mir bisher keine Dracheneier mehr ausgebrütet worden sind.“
    Inzwischen hatte er das Ende der Felsspalte erreicht. Fumo schlug die Krallen seiner Vorderpranken in eine Felsenritze und zog sich und Linus mit einem Ruck nach oben heraus.
    „So, da sind wir“, stieß er keuchend hervor.
    Linus atmete auf. Zitternd lockerte er den Druck seiner Schenkel und ließ dann auch die Schuppenkanten los. Fumo legte sich flach auf den Boden, damit sein Freund bequem absteigen konnte. Linus’ Beine fühlten sich so wackelig an wie dickflüssiger Sirup, als er auf den Boden hinunterkletterte. Fumo und er befanden sich auf einem riesigen Felsplateau, auf dem außer ein
paar Flechten und einiger weniger niedriger und sehr stacheliger Sträucher nichts Grünes wuchs. Rundherum ragten die spitzen Gipfel des Siebenfelsgebirges auf. Linus reckte seinen Kopf und versuchte, einen Blick in die Tiefe zu erhaschen, doch das Tal, der Wald und das Menschendorf waren von hier aus nicht zu sehen.

    Linus drehte sich einmal um sich selbst.
„Und wo ist deine Höhle?“, fragte er.
„Da drüben“, erwiderte Fumo
und deutete auf ein dunkles Loch,
das sich in der Felswand gegenüber
befand.
     
    „Ich schau mal nach, ob meine Eltern zu Hause sind“, sagte er. „Du wartest am besten hier.“

    „Aber …“, wollte Linus einwenden, doch da war Fumo bereits losgelaufen. Mit langen Schritten rannte der Drache auf die Felswand zu und nur einen Atemzug später war er auch schon in dem stockfinsteren Loch verschwunden.
    Linus verspürte keine große Lust, ihm dorthinein zu folgen. So ganz allein auf diesem kargen Felsplateau zu stehen, behagte ihm allerdings auch nicht besonders.
     
    Hoffentlich kam Fumo schnell zurück.

Angeberei
    Während Linus auf Fumo wartete, lief er unruhig hin und her. Ein kalter Wind pfiff um die Felsen herum, zerrte an seinen Haaren und
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