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Erst ich ein Stück, dann du! 3 Drachengeschichten - Themenband 4

Erst ich ein Stück, dann du! 3 Drachengeschichten - Themenband 4

Titel: Erst ich ein Stück, dann du! 3 Drachengeschichten - Themenband 4
Autoren: Random House
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Schwelle festgefroren und ihre Körper waren bereits mit einer zentimeterdicken Eisschicht überzogen.
    Im Hof stand die königliche Kutsche.
    Auf ihrem Dach türmte sich der Schnee.
    Vom Himmel rieselten dicke Flocken
    auf die Erde herab.
    „Papa“, murmelte Poldi. „Wo bist du?“
    Er sah zuerst in der Kutsche nach, dann flitzte er ins Schloss zurück und durchkämmte sämtliche Kammern und Säle. Doch von seinem Vater fehlte jede Spur. Und es gab niemanden, den Poldi fragen konnte, wo König Kunibald abgeblieben sein mochte. Denn alle Bewohner des Schlosses waren zu Eis erstarrt.
    Wie es aussieht, bin ich der Einzige, den das Schicksal verschont hat, dachte er beklommen, während er in die Küche lief, um nachzuschauen, ob es dort noch etwas zu essen gab.
    Solange Poldi in Bewegung war, schien die Kälte ihm nichts anhaben zu können, doch sobald er stehen blieb, drohten seine Füße auf dem Boden festzufrieren. Er
rannte an der Küchentheke entlang, griff einen Apfel aus dem Obstkorb und schleuderte ihn so fest gegen die Wand, dass sämtliches Eis von ihm abplatzte. Doch in dem Moment, als der Prinz hineinbeißen wollte, hatte sich bereits eine neue Eisschicht darum gebildet.
    Ich muss etwas tun, dachte Poldi.
    Nur was?
    Ein Feuer machen!, durchzuckte es ihn.
    Hitze war das beste Mittel gegen Kälte.

    Also lief Prinz Leopold zum Herd hinüber und schnappte sich die Zündhölzer. Doch auch die hatte das Eis bereits unbrauchbar gemacht. Es half nichts. Hier im Schloss würde Poldi keine Hilfe finden. Und auf einmal fiel ihm der Wolkendrache wieder ein, der gegen den bösen Zauberer gekämpft hatte. Vielleicht war das ja ein Zeichen gewesen. – Ein Zeichen, das ihm der Himmel geschickt hatte. – Doch wo, zur Hölle, sollte Poldi jetzt, da alles zugefroren war, bloß einen Drachen finden?
    „Na, das ist doch ganz einfach“, ertönte eine knorrige Stimme aus dem Herd.

    Poldi zuckte zusammen.
    Langsam öffnete er die Ofenklappe.
    Aus dem Dunkel des Herdes
    blitzte ihn ein rotes Augenpaar an.
    „Uaaah!“, schrie Prinz Leopold und schlug die Ofenklappe mit einem lauten Knall wieder zu.
    „Dann eben nicht“, brummte die Stimme. „Ich habe Zeit. Ich kann warten, bis du verhungert oder ebenfalls eingefroren bist.“

    Poldi hielt den Atem an.
    „Wer bist du?“, fragte er.
    Seine Stimme zitterte ein wenig.
    „Och, ich bin Kuno, der Schlossdrache“, knorrte die Stimme. „Hier im Herdinneren ist es übrigens gemütlich warm. Komm doch einfach herein und setz dich zu mir. Dann erzähle ich dir alles.“
    „Was denn?“, erwiderte Prinz Leopold. „Was willst du mir erzählen?“
    „All das, was dein Vater dir nicht erklärt hat“, antwortete Kuno. „Oder was du nicht mitbekommen hast, weil deine Ohren mit Klopapier verstopft waren.“
    Poldi schüttelte erstaunt den Kopf. „Woher weißt du das?“
    „Das würde ich dir ja gerne erklären“, brummte die Stimme. „Wenn du hereinkommst.“

    Der Prinz lief vor dem Herd auf und ab, damit seine Füße nicht auf dem Küchenboden festfroren, starrte auf die Ofenklappe und überlegte.
    „Warum kommst du nicht einfach heraus?“, fragte er schließlich.
    „Weil es sich so schlecht reden lässt, wenn man dabei ständig hin und her rennen muss“, antwortete der Drache.
    „Und wer garantiert mir, dass du mich nicht verspeist?“, fragte Poldi.
    „Niemand“, erwiderte Kuno ehrlich.
    „Dann komme ich auch nicht in den Herd“,
    beschloss Poldi.
    „Versteh ich nicht“, knorrte Kuno. „Schnell von einem Drachen verschlungen zu werden, ist doch allemal besser, als langsam zu verhungern oder zu erfrieren.“ Da war Prinz Leopold aber vollkommen anderer Auffassung. Von einem Drachen verschlungen zu werden, tat bestimmt verdammt weh. Etwas anderes machte ihm jetzt allerdings noch mehr Sorgen. „Glaubst du, dass meine Mutter und all die Zofen, Diener und Knechte schon tot sind“, flüsterte er.

    „Nein, das glaube ich nicht“, erwiderte Kuno. „Was soll der Frostkönig mit einem Schloss ohne Bewohner, ohne Pferde, Hühner und Gänse schon groß anfangen?“
    „Moment mal …“
    Mit einem Ruck riss Poldi
    die Ofenklappe auf.
    „Was redest du denn da?
    Wer ist dieser Frostkönig
    und was weißt du über seine Pläne?“
    Während er das fragte, steckte er langsam seinen Kopf durch die Ofenklappe.
    „Ui, ist das schön warm hier“, staunte Poldi.
    „Ich hab ja auch ein kleines Feuerchen gemacht“, sagte Kuno, und in diesem Moment wurde dem Prinzen
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