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Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde

Titel: Erskine, Barbara - Mitternacht ist eine einsame Stunde
Autoren: Barbara Erskine
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gründlich untersucht werden, vorher bin ich nicht beruhigt.«
    »Alle können wir nicht mitnehmen, Sir«, warf Mat Larkin ein.
    Einen Moment lang herrschte Schweigen. Kate spürte, wie sie der Mut verließ. Einen Augenblick lang hatte sie gedacht, es sei alles vorbei; sich eingeredet, daß sie jetzt endlich in Sicherheit seien.
    »Wie war‘s, wenn wir versuchen, Ihre alte Klapperkiste zum Laufen zu bringen, Joe?« schlug Bob Garth vor. »Angenommen, wir geben Ihnen Starthilfe.«
    Joe nickte. »Einen Versuch ist es wert.« Er suchte in seiner Tasche nach dem Schlüssel.
    Kate kaute an ihrem Fingernagel, während sie warteten, und blickte von einem angespannten Gesicht zum nächsten. Durch die geschlossene Tür hörten sie, wie Joe versuchte, den abgestorbenen Motor anzulassen. Nichts geschah. Er versuchte es erneut. Wieder nichts. Dann hörten sie, wie die beiden Kühlerhauben zugeknallt wurden. »Klappt nicht, fürchte ich. Das alte Mädchen scheint hinüber zu sein«, sagte Joe grimmig, als sie wieder im Haus waren. »Tut mir leid.«
    »Okay. Du bringst die Verletzten ins Krankenhaus, Mat«, sagte Bob Garth bestimmt und überwand sein Zögern. »Ich bleibe hier, um mir das Cottage anzusehen und mich um den armen Mr. Norcross zu kümmern.«
    »Sie müssen uns hier rausbringen!« Cissy klammerte sich an Larkins Ärmel. »Sie müssen uns unbedingt hier rausbringen. Er ist hinter meiner Tochter her -« Ihre Stimme rutschte hysterisch auf der Tonleiter nach oben. »Sie müssen uns retten!«
    »Schon gut, Cissy. Wir haben ja schon gesagt, daß wir dich mitnehmen«, warf Jamieson beruhigend ein. »Und Diana und die Mädchen. Und Greg. Sein Fuß sollte sofort behandelt werden.«
    »Und Joe«, sagte Cissy, die jetzt wild schluchzte. Ihre Stimme überschlug sich erneut. »Ihr müßt Joe mitnehmen -«
    »Ich komme nicht mit«, unterbrach Greg sie. »Du hast gesagt, daß mein Fuß okay ist, Hai. Er kann warten. Ich bleibe hier in Redall. Aber nehmt Joe mit. Mir ist das recht.«
    »Ich fürchte, mehr bringen wir nicht unter«, warf Mat besorgt ein. »Der Doktor muß mit uns zurückkommen. Er wird noch anderswo gebraucht, und mit ihm sind wir schon acht -«
    »Keine Sorge.« Kates und Annes Blicke trafen sich, und Kate sah, wie ihre Schwester das Gesicht verzog. »Wir kommen schon klar. Ich glaube, es sind die beiden Mädchen, die am meisten in Gefahr sind. Wir wehren ihn schon ab.«
    Es entstand ein betretenes Schweigen, dann grinste Bob Garth. »Ich passe gut auf Sie alle auf, Miss Kennedy, seien Sie beruhigt.« Er würde sich nicht gestatten, Angst zu haben.
    Sie sahen zu, wie das Polizeiauto wendete und sich zwischen den Bäumen den Weg hochwühlte. »Sie müssen enttäuscht gewesen sein, daß es keinen Platz mehr für Sie gab.« Greg schaute Pete fragend an, der sie vom Fenster aus beobachtet hatte.
    Pete schüttelte den Kopf. »Ich schätze, ich bleibe hier, bis das alles vorbei ist. Wenn Sie und der Konstabler raus zum Cottage gehen, wäre es gut, denke ich, wenn jemand hierbliebe, der ein Auge auf den Jungen und die Damen hat.«
    Gregs Lachen klang gekünstelt. »Ich fürchte, das wirkt etwas gönnerhaft und möglicherweise auch ein wenig sexistisch.«
    »Das bezweifle ich, Sir«, warf Bob Garth ein. »Vergessen Sie nicht, daß hier irgendwo ein Mörder frei herumläuft -«
    »Haben Sie denn gar nichts verstanden?« Greg drehte sich zu ihm um. »Wir suchen nicht nach einem Menschen -«
    »Greg.« Kate legte ihm die Hand auf den Arm.
    Er schüttelte sie wütend ab. »Nein! Wir suchen hier keinen entsprungenen Irren, und auch keinen Räuber oder Psychopathen. Wir versuchen, einen Mann zu bändigen, der seit fast zweitausend Jahren tot ist -«
    »Sicher, Sir.« Es gelang Bob, keine Miene zu verziehen. »Aber wer auch immer es ist, ein Lebender oder ein Toter, er ist auf jeden Fall eine sehr reale Bedrohung. Ich glaube, dieser Herr hat recht. Jemand sollte hierbleiben.«
    »Ich komme in jedem Fall mit.« Kate trat vor. »Ich war eng mit Bill befreundet, und ich habe das Cottage gemietet. Es ist nur recht und billig, wenn ich dabei bin.«
    »Und ich komme auch mit.« Jon legte den Arm um sie. »Ich lasse dich nicht wieder aus den Augen, Kate.«
    Sie sah erschreckt zu ihm auf. Dann lächelte sie und nahm ruhig seine Hand. Den Zorn in Gregs Gesicht sah sie nicht.

LXXII
    Anne und Pete sahen vom Fenster aus, wie die vier Gestalten zwischen den Bäumen verschwanden. Im Haus war es plötzlich sehr still. Anne räusperte sich.
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