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Ersehnt

Ersehnt

Titel: Ersehnt
Autoren: Abbi Glines
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dann nach jemandem in der Nähe um, der halbwegs vertrauenerweckend aussah. Ich brauchte Hilfe. Zwei ganze Jahre Therapie waren nötig gewesen, bis ich es schaffte, überhaupt mit Fremden zu sprechen. Inzwischen tat ich das häufig. Daran hatte Braden größeren Anteil als die Psychologin, zu der ich einmal wöchentlich hatte gehen müssen. Sie hatte mich in die Welt hinausgestoßen und mir beigebracht, wie man lebte.
    An meinen Badezimmerspiegel hatte ich Franklin Roosevelts Zitat »Das Einzige, wovor man Angst haben muss, ist die Angst selbst« hängen. Ich las es täglich, oder zumindest hatte ich das die letzten drei Jahre über. Stumm sagte ich es auf und entspannte mich. Ich hatte keine Angst. Ich war ja nicht meine Mutter. Ich war Della Sloane und befand mich auf einem Road Trip, der der Selbstfindung dienen sollte.
    »Alles okay? Oder brauchst du Hilfe?« Eine tiefe, seidige Stimme erschreckte mich. Ich riss den Kopf herum und entdeckte auf der anderen Seite der Zapfsäule einen Typen, der mich belustigt anlächelte. Viel Erfahrung mit Jungs hatte ich zwar nicht, etwas aber schon. Zumindest genug, um zu wissen, dass die Tatsache, dass sie umwerfend aussahen wie der hier, sie noch lange nicht zu guten Menschen machte. Meine Unschuld hatte ich an einen Süßholz raspelnden Südstaatenboy mit einem Lächeln verloren, bei dem die Höschen reihenweise zu Boden rutschten. Es war die schlimmste Erfahrung meines Lebens gewesen. Aber der hier müsste mir aus der Patsche helfen können. Er bot mir ja keinen Sex an. Nur Hilfe. Zumindest war das mein Eindruck.
    »Ich schaff’s nicht … ich, äh. Verstehst du, ich habe noch nie …« Herrje, ich brachte es ja nicht mal über die Lippen. Wie erklärte eine Neunzehnjährige, dass sie nicht wusste, wie man tankte? Beinahe hätte ich losgelacht und hielt mir schnell die Hand vor den Mund. Er würde mich ja für verrückt halten! Ich verkniff mir das Lachen, so gut ich konnte, und lächelte zu ihm hoch. »Ich weiß nicht, wie das mit dem Tanken geht.«
    Die eleganten dunklen Augenbrauen des Typen schossen in die Höhe, und er musterte mich einen Augenblick. Er überlegte wohl, ob ich ihn auf den Arm nahm. Wenn der gewusst hätte! Es gab so vieles, wovon ich keine Ahnung hatte. Braden hatte sich zwar bemüht, mir alles beizubringen, was man so wissen musste, aber jetzt war sie verheiratet, und es wurde Zeit, dass ich allein zurechtkam.
    »Wie alt bist du denn?«, fragte er und ließ seinen Blick langsam über meinen Körper wandern. Wie ein Teenager sah ich nicht aus. Mein Körper war schon voll entwickelt, seit ich sechzehn war. Ich merkte ihm an, dass er versuchte, sich aus dem Ganzen einen Reim zu machen, und sich mein Unwissen bezüglich des Tankens nur damit erklären konnte, dass ich noch sehr jung war.
    »Ich bin neunzehn, aber ich habe erst seit Kurzem einen Führerschein, und es ist das erste Mal, dass ich tanken muss.« Ich seufzte und musste dann kichern. Das klang selbst in meinen Ohren völlig lächerlich. »Ich weiß, das klingt total unglaubwürdig, aber ich brauche Hilfe, ganz ehrlich. Wenn du mir nur ein bisschen Starthilfe gibst, dann kriege ich den Rest bestimmt hin.« Ich betrachtete seinen großen schicken Pick-up. Ganz in Schwarz und auf Hochglanz poliert. Er passte gut zu ihm und seinem hochgewachsenen, muskulösen Körper, dem olivfarbenen Teint und den dunklen Haaren. Er gehörte eindeutig zu dieser schönen und sexy Sorte Mann, die einem gefährlich werden konnte. Das merkte man schon allein an seinem süffisanten Lächeln.
    Als er zu mir herüberkam, merkte ich, dass er viel größer war, als ich gedacht hatte. Aber gut, ich war auch gerade mal 1,68   Meter groß. Durch die eng anliegende Jeans und die dunkelbraunen Bootstiefel kamen seine Beine gut zur Geltung. Ein wenig zu spät begriff ich, dass ich ihn richtiggehend angaffte, also riss ich die Augen von seinen Beinen los und begegnete seinem amüsierten Blick. Er hatte ein wirklich nettes Lächeln. Perfekte, strahlend weiße Zähne, eingerahmt von einem Gesicht, das so aussah, als hätte es schon ein paar Tage keinen Rasierapparat mehr zu sehen bekommen. Sein vernachlässigtes Äußeres passte nicht so recht zu seinem teuren Wagen.
    »Zunächst mal musst du diese kleine Klappe aufmachen«, erklärte er und tippte mit dem Fingerknöchel darauf. Die Art, wie er beim Reden verführerisch seine Lippen verzog, faszinierte mich so sehr, dass ich von seinen Erklärungen nur die Hälfte mitbekam. Ich
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