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Erotisches Kapital: Das Geheimnis erfolgreicher Menschen

Erotisches Kapital: Das Geheimnis erfolgreicher Menschen

Titel: Erotisches Kapital: Das Geheimnis erfolgreicher Menschen
Autoren: Catherine Hakim , Susanne Kuhlmann-Krieg
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Mechanismen untersuchen, die anziehenden Menschen helfen, in kürzerer Zeit mehr zu erreichen als andere Zeitgenossen. Ab welchem Alter fängt Attraktivität an, eine Rolle zu spielen? Sind sich die anziehendsten und schönsten Menschen ihres Vorteils bewusst? Gibt es eine Verbindung zwischen Schönheit und Intelligenz, so dass ein paar vom Glück Bevorteilte einen doppelten Bonus haben? Kann man, wenn man nicht schön auf die Welt gekommen ist, trotzdem Anziehungskraft entwickeln?
    Gleich zu Beginn hielten meine Studien eine Überraschung bereit. Untersuchungen zeigen, dass Männer finanziell sehr viel stärker von einem reichlich vorhandenen erotischen Kapital profitieren als Frauen! Wie erwartet schnitten Frauen in Bezug auf ihre sozialen und physischen Qualitäten besser ab als Männer – vermutlich, weil sie mehr Aufwand und Mühe in gutes Aussehen und ansprechendes Betragen investieren. Dennoch wird Männern ein deutlich geringerer Aufwand besser vergolten. Das erotische Kapital von Frauen scheint tatsächlich wesentlich weniger belohnt zu werden als das von Männern – am deutlichsten zeigt sich das am Arbeitsplatz. Warum das so ist und was sich dagegen unternehmen lässt, das sind Fragen, die ich in diesem Buch diskutieren werde.
    Ein Teil der Erklärung scheint mit dem zu tun zu haben, was ich als männliches Sexdefizit bezeichnen möchte – ein stärker ausgeprägtes sexuelles Verlangen, das Männer von Jugend an mit einem gewissen Maß an Frustration schlägt und das nicht nur in privaten Beziehungen, sondern auch im öffentlichen Miteinander seinen heimlichen |10| Einfluss auf ihre Haltung zu Frauen ausübt. Ich bin beim Durchforsten der Ergebnisse von Umfragen zum Sexualverhalten aus aller Welt eher zufällig auf dieses Phänomen gestoßen. Der Volksmund weiß es seit Langem: Männer bekommen nie genügend Sex. Das männliche Sexdefizit aber trifft auf weibliches erotisches Kapital, und dadurch erhalten alle Beziehungen zwischen Männern und Frauen zu Hause und bei der Arbeit durch die Bank einen gewissen Beiklang. Das Patriarchat hat hart daran gearbeitet, dieses in einem Nebel aus Moralvorstellungen zu verbergen, die Kleidung und Auftreten von Frauen in der Öffentlichkeit kontrollieren. In meinen Augen hat der radikale Feminismus sich in eine Sackgasse begeben, indem er sich ähnliche Vorstellungen zu Eigen gemacht hat, die den Reizen einer Frau abhold sind. Warum haben Feministinnen nie die männlichen Vorstellungen davon in Frage gestellt, welche Kleidung und was für ein Verhalten sich für eine Frau ziemen? Warum Weiblichkeit nicht hochhalten, statt sie zu schmälern? Warum ermutigt niemand Frauen, Männer zu instrumentalisieren, wo immer das möglich ist? Radikaler Feminismus kann aussehen, als wolle er uns Knüppel zwischen die Beine werfen, statt uns zu befreien.
    Dieses Buch handelt übrigens nicht von persönlichen Meinungen, Mutmaßungen und Vorurteilen. Alle hier vorgebrachten Argumente basieren auf umfangreichen Ergebnissen der sozialwissenschaftlichen Forschung, die in den folgenden Kapiteln im Einzelnen geschildert werden soll. Meine beiden zentralen Begriffe – erotisches Kapital und männliches Sexdefizit – mögen neu sein, sind aber durch wissenschaftliche Untersuchungen gut belegt. 1
    Kapitel 1 stellt den Begriff des erotischen Kapitals im Einzelnen vor und erklärt, warum dieses in modernen Wohlstandsgesellschaften mehr und mehr an Bedeutung gewinnt. So wie sich das Niveau der Intelligenzquotienten im Verlauf des vergangenen Jahrhunderts stetig um etwa 6 Prozent pro Jahrzehnt gehoben hat, steigt auch das Niveau an physischer Attraktivität mit der Zeit allmählich an. Beides hat vermutlich in irgendeiner Weise miteinander zu tun, so ähnlich wie Körpergröße mit kognitiven Fähigkeiten und sozialen Kompetenzen |11| verknüpft ist. 2 Lässt erotisches Kapital sich überhaupt so messen, wie man Intelligenzquotienten und Körpergrößen misst? Was ist wichtiger: physische Attraktivität oder soziale Anziehungskraft?
    Erotisches Kapital scheint als Konzept so dermaßen naheliegend, dass man sich fragen muss, warum es bisher nie besondere Erwähnung gefunden hat. Meine These im ersten Teil lautet, dass das Zusammenspiel aus Begehren und Begehrtwerden dafür gesorgt hat, dass Frauen durch die Bank benachteiligt werden. Erotisches Kapital spielt eine besonders wichtige Rolle dort, wo es um männliches und – wenn auch weniger ausgeprägt aggressiv – weibliches Verlangen geht.
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