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Erotisches Kapital: Das Geheimnis erfolgreicher Menschen

Erotisches Kapital: Das Geheimnis erfolgreicher Menschen

Titel: Erotisches Kapital: Das Geheimnis erfolgreicher Menschen
Autoren: Catherine Hakim , Susanne Kuhlmann-Krieg
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Die Debatten um erotisches Kapital und seinen Wert sind grundsätzlich durch das Verlangen und die sexuellen Bedürfnisse von Männern beeinflusst. Männer waren schon immer notorisch unwillig, solches zuzugeben, könnten Frauen ihre »Schwäche« doch ausnutzen. Das erotische Kapital von Frauen gerät damit zwischen die Mühlsteine von männlichem Sexdefizit und männlichem Ego und der Rhetorik von Machtkämpfen zwischen Männern und Frauen. Die moderne Geschlechterpolitik ist gekennzeichnet von einer konsequenten Missachtung der Kostbarkeit von erotischem Kapital und weiblicher Sexualität im Privatleben.
    Feministinnen behaupten hartnäckig, es sei ein Mythos, dass Männer ein stärkeres sexuelles Verlangen hätten, und diene lediglich als Ausrede für schlechtes Betragen. Sie sind nicht davon abzubringen, dass auf dem Gebiet der Sexualität genau wie in allen anderen Bereichen der Gesellschaft keinerlei Unterschiede zwischen Männern und Frauen bestehen. In Kapitel 2 nehme ich mir die Beweislage hierzu ausführlich vor und beleuchte die Konsequenzen eines unterschiedlich starken Verlangens bei Männern und Frauen mit Blick auf den Marktwert von erotischem Kapital. Ich möchte untersuchen, welchen Einfluss dieser allgegenwärtige Unterschied auf die Bewertung von erotischem Kapital hat und warum sein Wert so konsequent heruntergespielt wird. Ich bin der Ansicht, dass das unterschiedlich stark ausgeprägte Begehren bei Mann und Frau – aus dem letztlich das erwächst, was ich als männliches Sexdefizit bezeichne – ein universelles Phänomen ist, und um diese Aussage zu rechtfertigen, werde ich Ergebnisse |12| von Umfragen aus aller Welt vorstellen. Es ist unerlässlich, dieses bisher von Sozialwissenschaftlern großenteils übergangene Phänomen als neues soziales Faktum zu etablieren und der Frage nachzugehen, welchen Einfluss es auf Beziehungen zwischen Männern und Frauen in Privatleben und Öffentlichkeit hat.
    Da der potenzielle Gewinn von sozialem Kapital so hoch ist, müssen wir fragen, wie es kommt, dass dieser persönliche Aktivposten bisher nicht explizit anerkannt wird. Ich bin, wie ich in Kapitel 3 zeigen werde, der Ansicht, dass patriarchalische Ideenlehren das weibliche erotische Kapital systematisch heruntergespielt haben, um Frauen daran zu hindern, dieses auf Kosten von Männern gewinnbringend einzusetzen. Da Frauen generell über mehr erotisches Kapital verfügen als Männer, leugnen Männer dessen Existenz und Wert und haben getan, was in ihrer Macht stand, um dafür zu sorgen, dass Frauen von ihrem relativen Vorteil nicht auf legitime Weise profitieren können. Unglücklicherweise zementieren radikale Feministinnen unserer Tage die »moralischen« patriarchalischen Einwände dagegen, dass Frauen mit ihrem erotischen Kapital wuchern. Ein Großteil der modernen feministischen Literatur tönt in Resonanz zu männlich-chauvinistischen Standpunkten und pflegt deren Verachtung für Schönheit und Sex-Appeal bei Frauen weiter. Die Proteste gegen den »Lookism« und die Revolte der Übergewichtigen sind die jüngsten Auswüchse dieser Leugnung des sozialen und ökonomischen Werts von erotischem Kapital.
    Der Feminismus ist eine Weltreligion mit vielen konkurrierenden Sekten. Französische und deutsche Feministinnen erkennen das erotische Kapital von Frauen im Allgemeinen eher an und würdigen es mehr als ihre angelsächsischen Kolleginnen (ohne allerdings den Begriff zu verwenden), und diese Einstellung ist wohl mitverantwortlich für den tiefen Graben, der die puritanischen angelsächsischen Radikalfeministinnen von den meisten ihrer kontinentalen Schwestern trennt.
    In Teil II untersuche ich, welche Rolle erotisches Kapital im täglichen Leben spielt, und erörtere die Forschungsergebnisse über den Gewinn und die unübersehbaren Vorteile einer guten Portion an erotischem |13| Potenzial. Es ist eine wohlbekannte Tatsache, dass vor allem bei Männern eine hochgewachsene Statur soziale und wirtschaftliche Vorteile bringt. Die meisten amerikanischen Präsidenten waren groß – oder zumindest größer als ihre Gegenkandidaten. Ganz ähnlich hat sich gezeigt, dass soziale und physische Attraktivität sowohl am Arbeitsplatz und im öffentlichen Leben als auch in privaten Beziehungen eine ganze Palette an wichtigen Pluspunkten mit sich bringt.
    Kapitel 4 und 5 dokumentieren die Auswirkungen von physischer und sozialer Attraktivität auf das tägliche Leben von Männern und Frauen – auf Freundschaften,
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