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Erotisches Kapital: Das Geheimnis erfolgreicher Menschen

Erotisches Kapital: Das Geheimnis erfolgreicher Menschen

Titel: Erotisches Kapital: Das Geheimnis erfolgreicher Menschen
Autoren: Catherine Hakim , Susanne Kuhlmann-Krieg
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Beziehungen, Ehen, auf die Chancen, jemanden zu verführen, Freunde zu gewinnen, als gut und ehrlich betrachtet zu werden und ganz allgemein leicht durchs Leben zu kommen. Dieser lebenslange Nutzen von erotischem Kapital wird manchmal als »unfaire Bevorzugung« abgetan, das aber wird der Sache nicht gerecht. Seltenheit verleiht jedem Gut, Talent und Können einen besonderen Wert – egal, ob es sich nun um die Fähigkeit handelt, charmant und überzeugend aufzutreten, oder darum, mit Informationstechnologien umgehen, ein Flugzeug fliegen oder schneller als andere rennen zu können.
    Erotisches Kapital kann von entscheidender Bedeutung bei langjährigen Paaren sein und peu à peu die täglichen kleinen Kuhhandel um Rollen und Verantwortlichkeiten verändern. Der Großteil der Untersuchungen hat heterosexuelle Paare zum Gegenstand, doch bei homosexuellen Paaren, bei denen ein Partner deutlich jünger oder sexuell anziehender ist als der andere, beobachtet man ein ganz ähnliches Muster. Daraus ergibt sich die »sexuelle Ökonomie« einer intimen Beziehung – die »Sexonomie«, wie ich es nennen möchte –, Fundament aller Austausche und Beziehungen zwischen Mann und Frau. 3
    In Kapitel 6 werden erotische Unterhaltung, die Kommerzialisierung von Sex und das Gros der Werbeindustrie als Geschäftszweige, die mit erotischem Kapital wuchern, definiert. Unabhängig davon, ob sexuelle Dienstleistungen im Spiel sind oder nicht, sind Frauen und Männer in der Unterhaltungsindustrie in der Regel mehr oder weniger jung, mit Sicherheit jünger als die meisten ihrer Kunden, attraktiv, sehr |14| oft hübsch, fit, dynamisch sowie von beträchtlichem Sex-Appeal und haben in vielen Fällen neben künstlerischen Begabungen wie Tanzen, Singen oder akrobatischen Kunstfertigkeiten anderer Art ein ganzes Spektrum an sozialen Kompetenzen zu bieten. Sogar die Musikindustrie ist mittlerweile erotisiert, Sänger werden häufig vor allem nach ihrer Fähigkeit ausgesucht, auf Videos oder auf der Bühne Sex-Appeal und Vitalität auszustrahlen. Das Marketing von Parfüms und Textilien ist inzwischen in extremer Weise sexualisiert. Die Werbeindustrie bedient sich unablässig weiblichen Sex-Appeals und weiblicher Schönheit, um damit vom Waschmittel über das Auto bis zum Schmieröl alle möglichen Produkte an den Kunden zu bringen.
    Kapitel 7 nimmt den Geschäftswert von erotischem Kapital unter die Lupe – in welchem Maße es hilft, Produkte, Dienste, Ideen und Strategien in Politik und Medien, auf dem Arbeitsmarkt, in Sport und Kunst zu verkaufen. In der Dienstleistungsindustrie kann das Sozialkompetenzelement von erotischem Kapital besondere Bedeutung erlangen, wenn es – wie beispielsweise in einem Club oder einer Bar – darum geht, der angebotenen Dienstleistung ein spezielles Ambiente angedeihen zu lassen. Aber auch in allen Schlips-und-Kragen-Berufen ist soziale Kompetenz wichtig – vor allem im Management und bei Berufen, bei denen der Kontakt zu Kunden oder Klienten eine Rolle spielt. Sogar Politiker und Akademiker haben inzwischen festgestellt, dass es hilft, nicht nur wohlinformiert, sondern obendrein auch noch attraktiv und gepflegt daherzukommen, weil das Fernsehen neben ihren Ideen auch sie selbst dem Blick der Öffentlichkeit aussetzt. Mögen auch die Zinsen von erotischem Kapital in bestimmten Berufen besonders reichlich fließen, so zeigen doch verschiedene Studien eindeutig, dass es genauso, wie man quer durch die Arbeitswelt einen 10- bis 20-prozentigen Gehaltsvorteil für hochgewachsene Menschen kennt, auch einen deutlichen »Schönheitsbonus« von 10 bis 20 Prozent gibt.
    Beim erotischen Kapital geht es um einen Aspekt des Lebens, bei dem Frauen Männern gegenüber zweifellos im Vorteil sind. Zusätzlich verstärkt wird dieser Vorsprung durch das männliche Sexdefizit. Das Verständnis von erotischem Kapital als bisher nicht wahrgenommenem |15| vierten Persönlichkeitsplus macht deutlich, in welchem Umfang die Sozialwissenschaften allen feministischen Denkern zum Trotz ihrer Struktur nach auch im 21. Jahrhundert noch immer sexistisch und patriarchalisch sind. Es wirft überdies neues Licht auf einige politisch heiß umstrittene Fragen wie Prostitution und Leihmutterschaft.
    Mein Konzept von erotischem Kapital fußt auf umfassenden Analysen zur Stellung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt und im Privatleben, aus denen hervorgeht, dass den modernen Theorien über Erfolgsfaktoren im Leben und dem allgemein verbreiteten
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