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Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut

Titel: Ernst Bienzle 14 - Bienzle und die lange Wut
Autoren: Felix Huby
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seiner Ehefrau und eine auf Gegenseitigkeit zwischen ihm und mir. So einen Laden muß man doch absichern.«
    »Wie hoch?«, fragte Gächter.
    »500.000. Er hätte sie bei meinem Ableben bekommen. Jetzt kriege ich sie.«
    »Wie schön für Sie!«
    »Ein Motiv, nicht wahr? Das meinen Sie doch.«
    Gächter nickte nachdrücklich: »Und Ihr Alibi, das Sie beide sich gegenseitig geben, zerreißt ein guter Staatsanwalt in weniger als fünf Minuten in der Luft.«
    Corinna schnappte: »Wollen Sie etwa im Ernst unterstellen, Herr Adler und ich...«
    »Echauffieren Sie sich nicht, Gnädigste«, sagte Gächter und steckte sich eine seiner selbst gedrehten Zigaretten in den Mundwinkel. »Wir bemühen uns, alles zu beweisen.« Damit verließ er die beiden.

6
    Als Gächter vor dem Bürogebäude in sein Auto stieg, startete Mascha das Motorrad, auf dem sie, ein Bein weit ausgestellt, versteckt zwischen zwei Autos saß. Die Dämmerung hatte schon begonnen. Gächter fuhr mit Licht. Mascha schaltete den Scheinwerfer noch nicht ein.
    Eine Viertelstunde später eilte Gächter durch die Bahnhofshalle. Die junge Frau blieb ihm auch hier auf den Fersen. Wenn man sie gefragt hätte, warum sie dem Polizeibeamten folgte, hätte sie zu diesem Zeitpunkt noch keine Antwort gewußt.
    Patrick war elf Jahre alt und stolz darauf, daß er die Bahnreise von Wuppertal bis Stuttgart ganz alleine bewältigt hatte. Im Zug hatte ein älterer Mann mit ihm Mau-Mau gespielt, später hatte er die Schaffnerin auf ihrer Tour durch die Waggons begleiten dürfen, und gegen Ende der Reise trug er sogar die Mütze des Zugführers und durfte die Fahrkarten kontrollieren. Patrick war ein aufgeweckter, freundlicher Junge. In seinem Fall hatte es sich bewährt, daß die Eltern wenig an ihm herumerzogen hatten und ihn von allem Anfang an sehr selbständig aufwachsen ließen. Der Junge hatte strubbelige blonde Haare und große blaue Augen, die staunend alles Neue aufzunehmen schienen. Er trug Jeans, Turnschuhe und einen Anorak. Seine Habseligkeiten hatte er in einem Rucksack.
    Gächter schloß seinen Neffen in die Arme. Und weil er zu Hause nichts zu essen hatte, gingen sie in die Bahnhofswirtschaft. Mascha glaubte, Vater und Sohn zu beobachten, so vertraut erschienen die beiden miteinander.
    Als Gächter eine gute Stunde später mit dem Jungen in seiner Wohnung an der Gansheide verschwand und Mascha den Namen des Kommissars an der Klingelleiste gelesen hatte – offenbar wohnte er im vierten Stock –, fuhr sie mit ernstem und entschlossenem Gesicht davon.
     
    Bienzle sah aus, als ob er weiße Masern hätte. Den ganzen Abend hatte er auf der Bockleiter gestanden und die Decken des Schlafzimmers und seines künftigen Arbeitszimmers geweißt. Hannelore war zuvor schon mit dem Wohnzimmer fertig geworden. Nun stieg Bienzle ächzend von der Leiter. Er spürte sein Kreuz nicht mehr, und eine bleierne Müdigkeit saß in seinen Knochen. Aber er genoß es, wie er auch die Müdigkeit nach einer langen Wanderung über die Schwäbische Alb genoß, obwohl er danach die Beine einzeln mit den Händen ins Auto heben mußte.
    Hannelore kam mit einem Tablett herein und stellte es auf dem Tapeziertisch ab. Ripple mit Kartoffelsalat, Senf und sauren Gurken. Dazu zwei Flaschen Bier. Sie zogen sich zwei Hocker heran und stöhnten unisono, als sie sich darauf sinken ließen.
    Hannelore sagte: »Sollen wir die nächsten Tage nicht doch lieber hier bleiben und weitermachen?«
    Bienzle schüttelte den Kopf. »Bis zum Einzug sind’s noch sechs Wochen, da können wir uns doch zwischendurch so eine kleine Wandertour genehmigen.«
    Hannelore machte ein bedenkliches Gesicht. Wenn sie etwas zu bewältigen hatte, nahm sie es immer sofort in Angriff und ließ nicht locker, bis sie es geschafft hatte. Hinterher konnte man sich’s dann immer noch gut gehen lassen. Nur daß sie meistens hinterher gleich wieder eine neue wichtige Aufgabe hatte.
    Aber diesmal ließ Bienzle nicht mit sich reden. »Wir fahren morgen. So war’s ausg’macht!«
     
    Mascha kam tief in Gedanken nach Hause. Jürgen saß alleine in der Gemeinschaftsküche der WG.
    »Was Neues?«, fragte er, als Mascha die Kühlschranktür öffnete, eine Flasche Milch herausnahm und gleich an den Mund setzte, um daraus zu trinken.
    Sie schüttelte nur den Kopf und fragte: »Wo sind die anderen?«
    »Bei dem Holly-Konzert auf dem Killesberg. Die Nina jobbt da und kann die andern alle reinschleusen... Für lau!«
    »Und du?«
    Jürgen feixte. »Ich
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