Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung
Autoren: Vanessa Dungs
Vom Netzwerk:
man hier vorsorglich die Jalousien geschlossen hatte und es dementsprechend dunkel war.
    „Das ist echt cool, dass ich alles im Zimmer erkennen kann, so als wäre es hell.“ Lesley ließ sich aufs Bett fallen. „So cool“, gluckste sie erneut.
    „Weißt du, was mir daran gefällt?“ Ich schloss die Tür und ging zu ihr hinüber. „Dass du alle meine Bewegungen verfolgen kannst“, erwiderte ich, bevor sie antwortete. Meine Hände legten sich um ihre zarten Schultern, die nun nicht mehr zu bersten drohten, wenn ich sie anfasste.
    „Und ich mag es, wie du mich berührst. Sanft und trotzdem fordernd…“ Ihre Augen schimmerten und die Kontaktlinsen konnten kaum noch das leuchtende Blau dahinter verstecken. Ich wusste, dass meine Iris ebenso glühte, denn meine Begierde zog sich durch meinen gesamten Körper. Mein Verstand konnte noch immer kaum begreifen, dass wir von nun an für alle Zeit zusammen sein würden… Das Feuer unserer Liebe erstickte das Eis auf unseren Lippen. Wirkliche Wärme konnte eigentlich nicht mehr durch uns hindurch fließen, doch es fühlte sich genauso an. Leichte Schritte auf dem Flur unterbrachen plötzlich unseren innigen Kuss.
    „Rebecca“, schlussfolgerte sie ernüchtert.
    „Das wird sicherlich noch einmal unangenehm sein.“ Ich lehnte mich etwas zurück.
    „Was meinst du?“
    „Wenn ich dem Oberhaupt des Rates mitteile, dass ich aus allem raus sein werde.“ Sie musterte mich eingehend.
    „Willst du das denn überhaupt? Ich möchte nämlich nicht, dass du es nur wegen mir tust.“
    Meine Hand strich über ihre Wange. „Ich möchte mit dir zusammen sein, das ist es, was ich wirklich will.“
    Nach einem leisen Räuspern klopfte es an der Tür. „Komm rein, Rebecca.“ Nach Lizs knapper Aufforderung steckte sie ihren Kopf ins Zimmer.
    „Heranschleichen ist bei euch ja gar nicht möglich, schon klar“, sie lachte kurz. „Aribo möchte euch sehen, wenn es jetzt passt.“
    „Wenn es uns passt?“, fragte ich verdutzt. „Er hat eindeutig nach euch beiden verlangt.“ Sie zuckte mit den Achseln. „Keine Ahnung, ich habe es auch noch nie erlebt, dass er eine Zeit vorgeschlagen hat, sonst hieß es immer, wenn er jemanden zu sich bestellt, dann sofort, egal, was der andere davon hält.“
    „Nun ja, wenn das Ratsoberhaupt ruft, sollte man wohl auch parat stehen“, gab Lesley schmunzelnd zu bedenken. „Mit ihm würde ich mich auch nicht anlegen wollen.“ Sie konnte mich wirklich immer zum Lächeln bringen. Und in diesem Punkt hatte sie definitiv auch recht.
    „Dann mal los.“ Ich reichte ihr meine Hand und wir folgten Rebecca, die bereits den Korridor entlang ging.
    „Nicholas, hat Vincent dir eigentlich etwas über unser `Geheimnis´ erzählt?“ Rebecca lief weiter, ohne mich anzusehen. Ich war ziemlich überrascht, dass sie mir diese Frage stellte. Jetzt und hier. Wo wir noch nicht einmal allein waren. „Was meinst du?“ Ich entschied mich, ahnungslos zu tun.
    „Über meine“, sie schien kurz ihre Wortwahl zu überdenken, „außerordentliche Genesung.“ Jetzt drehte sie sich zu uns und ihr Blick war forschend. Wir blieben alle drei stehen. Mein Engel musterte uns abwechselnd und sie schien verwirrt, da sie diese Unterhaltung garantiert nicht verstehen konnte. Natürlich nicht, niemand wusste davon. Außer mir.
    „Nein, was sollte er mir dazu gesagt haben?“, log ich. Erstaunlich, dass es mir so einfach über die Lippen ging. „Vincent war stets verschwiegen. Wenn es eine Sache zwischen euch war, dann hätte er nie etwas verraten, selbst mir nicht.“ Ich war immer noch der Meinung, dass er mir nichts gesagt hätte, wenn ich nicht durch sein Blut einen großen Teil seiner Vergangenheit entdeckt hätte. Abgesehen davon war er tatsächlich wortkarg gewesen, wirklich viel hatte er mir über Rebecca schließlich nicht erzählt. Vor allem nicht über ihre Beziehung zueinander. Es ging mich außerdem noch immer nichts an.
    Der Anflug eines Lächelns umspielte Rebeccas Lippen. „Er war der anständigste Mann, den ich je kennen gelernt habe. Deswegen möchte ich, dass ihr beide wisst, dass Vincent und ich lediglich Geschäftspartner waren.“ Ihr Gesichtsausdruck wirkte mit einem Mal wieder absolut sachlich und professionell. „Nicht mehr und nicht weniger, ganz gleich, was man sich untereinander so sagt oder denkt.“
    Ich erinnerte mich daran, dass er mir etwas Ähnliches versichert hatte. Warum sollte ich auch etwas anderes glauben.
    „Okay. Ich weiß sowieso
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher