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Erlösung

Erlösung

Titel: Erlösung
Autoren: Vanessa Dungs
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nicht recht, wovon ihr da gerade redet“, gestand Lesley neben mir. Ich küsste sie spontan auf die Wange.
    „Gut.“ Rebecca wirkte erleichtert über unsere scheinbare Unwissenheit. „Vergesst einfach, dass wir darüber gesprochen haben.“ Sie räusperte sich kurz. „Ich möchte euch nicht länger aufhalten, das würde der Rat missverstehen. Den Weg nach unten findet ihr bestimmt auch allein, oder?“ Wir nickten beinahe gleichzeitig. „Dann wünsche ich euch viel Glück“, sie lächelte kurz, bevor sie ins angrenzende Treppenhaus verschwand. Mein Engel wollte ihr schon folgen, als ich sie am Arm berührte.
    „Lass uns den Lift nehmen, ich bin mir nicht sicher, ob wir über die Treppen nach unten kommen.“
    Sie stutzte. „Müssen denn nicht immer Fluchtwege geschaffen sein, damit man zum Beispiel bei einem Feuer fliehen kann, ohne den Fahrstuhl zu benutzen…“
    Mein Gesichtsausdruck sprach bereits Bände. „Vampire“, fügte ich dennoch hinzu.
    „Ja, schon klar. Ich werde mich bestimmt noch an die neuen Regeln und Gepflogenheiten gewöhnen.“
    „Keine Sorge, das wirst du“, ergänzte ich. „Abgesehen davon, gibt es im untersten Stockwerk Gänge, die nicht auf den Plänen aufgeführt sind. Die Ältesten haben sich also ganz sicher für alle Fälle abgesichert, glaub´ mir.“ Wir fuhren mit dem Aufzug nach unten. Und wieder betrat ich den schmalen und lang gezogenen Flur, der am Ende in eine unauffällige Tür mündete. Heute waren die Lampen allerdings dunkler als sonst, man hatte das Licht anscheinend gedimmt. Liz drückte meine Hand, als ich mich vor die Schiebetür stellte und wartete, dass der Scanner meine Augen erfasste. Ein Klicken ertönte und die Tür ging auf. Für den Bruchteil einer Sekunde erstarrten wir beide und ich sog Luft in meine Lungen; alle Mitglieder, die noch übrig geblieben waren, saßen zusammen. Drei Plätze waren leer. Meinem Herzen versetzte es einen Stich.
    „Nur zu“, bedeutete uns Aribo mit einer freundlichen Geste, „kommt herein.“ Lesley und ich kamen seiner Aufforderung nach. Dieses Mal gab es in der Mitte jedoch keinen Stuhl, also fiel ich automatisch auf die Knie und ich hätte Liz mit auf den Boden gezogen, wenn sie es mir nicht schon nachgemacht hätte.
    „Das ist vielleicht nicht mehr nötig.“ Ich kannte die Stimme und sie ließ mich sofort nach oben schauen.
    „Gut Sie zu sehen“, sagte ich erleichtert.
    „Gleichfalls.“ Lucas lächelte, als er langsam den Raum durch einen der Hintereingänge betrat. „Und ich danke dir für deine Hilfe, Nicholas.“ Er wirkte wieder so wie ich ihn kennen gelernt hatte, stark und imposant. Für einen Ältesten schien es also tatsächlich nicht viel zu geben, was ihm schaden konnte. Ein Genickbruch setzte normalerweise jeden Vampir außer Gefecht, die meisten erholten sich nicht mehr davon und vegetierten vor sich hin, doch Lucas schien ausgeruht und er sah aus, als wäre ihm nie etwas zugestoßen. „Ich bin zwar hart im Nehmen, aber ich kann diese Erfahrung nicht empfehlen.“ Er fasste sich an den Nacken. „Es fühlte sich in etwa so an, als würde man seinen Kopf und seinen Hals nicht mehr auf den Schultern tragen.“ Keine besonders schöne Vorstellung.
    Ein Vampir tauchte plötzlich hinter Lucas auf. „Ja, und da du nun schon zwei Mal dieses Fiasko erleben durftest, finde ich, dass es damit genug ist.“ Sie legte ihre schlanken Arme um den Hals des Ältesten und er küsste ihre Hände.
    „Du hast recht, Liebling. Ich werde mich bemühen, solche Dummheiten in Zukunft zu lassen.“
    „Das wollte ich hören.“ Ihre blonden Haare schimmerten goldfarben, als sie ihren Kopf lachend zurück warf.
    „Steht auf“, forderte Aribo Liz und mich auf. Ich zog meinen Engel mit mir zusammen hoch und das Oberhaupt beugte sich kaum merklich nach vorne.
    „Wirklich hübsch“, bemerkte er, während er Lesley eingehender musterte.
    „Nicht mehr so zerbrechlich“, antwortete sie leise.
    „In der Tat.“ In seinen Mundwinkeln zuckte kurz ein Lächeln. „Viel besser.“ Dann glitt sein Blick zu mir rüber. „Für einen Jungspund hast du dich beachtlich geschlagen, Nicholas. Vincent hat das von vornherein gewusst, er hatte keinen Zweifel daran, dass du heute hier stehen würdest und ich weiß, dass er es nicht in einer Vision vorausgesehen hat. Sein Vertrauen in dich war größer als alles andere…“ Ich schluckte und mein Herz schien sich zusammenzukrampfen. „Und auch wir haben uns überzeugen lassen. Der
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