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Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Erlöst mich: Thriller (German Edition)

Titel: Erlöst mich: Thriller (German Edition)
Autoren: Simon Kernick
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geschafft und war in den Hafen von Batangas eingelaufen, ohne von den Polizeibooten, die ihr entgegenbrausten, behelligt zu werden. Sie hatte das Boot an einem verlassenen Pier östlich des Haupthafens festgemacht und war an Land gegangen. Allerdings konnte sie nicht mehr sagen, wo sie den Toyota gelassen hatten, mit dem sie und Milne hergekommen waren. Deshalb nahm sie sich ein Taxi, das sie in eine Privatklinik brachte, wo man ihre Wunden säuberte und den tiefen Skalpellschnitt nähte, den Wise ihr verpasst hatte. Schließlich fand sie ein kleines Hotel und verbrachte den Rest der Nacht damit, die Live-Berichterstattung von der Explosion auf Verde Island zu verfolgen.
    Am nächsten Morgen fand sie den Toyota, den sie zwei Tage zuvor gemietet hatte, und fuhr damit zum Flughafen, in der Hoffnung, schnellstmöglich einen Flug nach England zu bekommen. Doch als sie ihn bei Hertz abgab, weckten die Einschusslöcher und Schrammen den Verdacht der Angestellten. Ihr ähnlich ramponiertes Äußeres trug wenig dazu bei, ihn zu zerstreuen, obwohl sie eine einigermaßen plausible Geschichte über einen bewaffneten Raubüberfall parat hatte. Noch während sie das Schadensformular ausfüllte, betraten vier bewaffnete Polizisten mit gezückten Revolvern die Halle und verhafteten sie vom Fleck weg.
    Als sie sie ins Hauptquartier der Nationalpolizei in Quezon City am Stadtrand von Manila verfrachteten, ahnte Tina bereits, dass die Sache nicht gut stand. Die beiden folgenden
Tage verhörte man sie Tag und Nacht über ihre Rolle bei der Unterstützung des angeblich immer noch flüchtigen Mörders Dennis Milne. Tina hatte genug Erfahrung, um zu erkennen, wie wenig man gegen sie in der Hand hatte, deshalb stritt sie alle Anschuldigungen rundweg ab.
    Den Hauptvorwurf allerdings – nämlich dass man ihre Tasche in dem Hotelzimmer gefunden hatte, in dem sie und Milne die Nacht miteinander verbracht hatten – konnte sie kaum entkräften. Ebenso den Vorhalt, warum sie aus dem Fenster gesprungen sei, anstatt abzuwarten und den Beamten Rede und Antwort zu stehen.
    Tina behauptete stur, sie habe Milnes Identität nicht gekannt und sei aus dem Fenster gesprungen, weil sie nicht gewusst habe, dass die Männer an der Tür Polizisten waren. Niemand glaubte ihr. Trotzdem gab es nichts, was sie mit den Morden, derer Milne verdächtigt wurde, in Verbindung brachte, und da Tina unbeirrt bei ihrer Geschichte blieb, konnte die Polizei ihr wenig anhaben, zumal sie eine mehrfach ausgezeichnete britische Polizistin war, die keinerlei Vorstrafen aufwies und auch nie mit Milne zu tun gehabt hatte.
    Nach mehreren Besuchen des britischen Konsuls schließlich, der sie immer wieder gedrängt hatte, mit den Behörden zu kooperieren, durfte sie schließlich ein vertrautes Gesicht begrüßen. Das von Mike Bolt. Er sei, so sagte er, im Rahmen eines neuen Abkommens zur Drogenbekämpfung in offizieller SOCA-Mission unterwegs und könne nicht versprechen, sie da rauszuholen. Aber er würde sehen, ob sich einiges machen ließe.
    Und nun hatte er, wie es schien, Erfolg gehabt.
    Als Tina die Entlassungspapiere unterschrieben hatte
und sie in Mikes Mietwagen zum Flughafen fuhren, wandte er sich an sie und fragte kalt: »Und? Was ist wirklich passiert, Tina?«
    »Hat die philippinische Polizei dich nicht informiert?«, fragte sie zurück und rieb sich vorsichtig über die frische fünf Zentimeter lange Narbe auf ihrer rechten Wange, eine Angewohnheit, die sie sich in den vergangenen fünf Tagen zugelegt hatte.
    »Das haben sie. Aber sie glauben dir nicht. Ebenso wenig wie ich. Du schuldest mir etwas, Tina. Du schuldest mir die Wahrheit.«
    »Ist das off the record?«
    »Das hängt davon ab, wie weit du gegangen bist.«
    Sie war weit gegangen, weiter als jemals zuvor. Doch Mike hatte recht. Sie schuldete ihm die Wahrheit. Und am Ende vertraute sie ihm.
    Und erzählte ihre Geschichte. Alles. Selbst wie sie Wise getötet hatte. Sie hatte gehofft, wenn sie es sich von der Seele redete, würde sie sich besser fühlen, aber das Gegenteil war der Fall. Sie fühlte sich noch elender.
    Als sie geendet hatte, musste Mike tief durchatmen. »Gütiger Himmel, Tina.«
    »Du wolltest die Wahrheit wissen, Mike. Das ist die Wahrheit. Und? Was hast du vor? Willst du mich verhaften lassen?«
    »Nein«, sagte er, wie sie es erwartet hatte. »Aber ich werde mit der amerikanischen Botschaft über die Bombe sprechen müssen und ihnen mitteilen, wer an dem Komplott beteiligt war. Und ihnen
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