Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Erfüllen Sie meinen Herzenswunsch, Mylord!

Erfüllen Sie meinen Herzenswunsch, Mylord!

Titel: Erfüllen Sie meinen Herzenswunsch, Mylord!
Autoren: MARY NICHOLS
Vom Netzwerk:
verstärken.“
    „Sie ist kein Kind mehr“, protestierte Stacey ungehalten. „Sie ist fast eine Frau. Wenn ihr sie gesehen hättet, wüsstet ihr, wovon ich spreche. Kinder werden erwachsen. Sie bleiben nicht klein, nur weil ihr es euch so wünscht. Habt ihr nicht bemerkt, dass sie sich verändert hat?“
    „Nicht, dass ich wüsste.“ Der Earl legte die Stirn in Falten. „Aber du wirst wohl recht haben.“
    „Und wie soll ich nun vorgehen?“
    „Sperr sie für ein paar Stunden in ihr Zimmer. Für gewöhnlich zeigt eine Maßnahme wie diese bei ungezogenen Kindern die gewünschte Wirkung.“
    Stacey lachte rau. „Glaubst du wirklich, eine verschlossene Tür stellt für Julia ein Hindernis dar? Ich möchte wetten, dass sie ebenso flink aus dem Fenster gestiegen und am Efeu hinuntergeklettert ist wie ich, als ich jung war.“
    „Du bist aus dem Fenster gestiegen?“, erkundigte sich die Mutter zerstreut, während sie ihre Handarbeit wieder aufnahm. „Das habe ich gar nicht gewusst.“
    Lord Malcomby richtete sich auf. „Wer war der Junge?“
    „Ich kenne ihn nicht, und seine Spur zu verfolgen würde am Ende zu nichts führen. Julia und er sind zu jung, als dass wir auf einer Vermählung der beiden bestehen könnten. Wir müssen besser auf sie achtgeben und sie in eine Schule für höhere Töchter schicken, damit sie sich wie eine junge Dame benehmen lernt. Irgendwo wird sich doch eine Lehrerin auftreiben lassen, die gewillt ist, diesen Wildfang zu bändigen.“
    Der Viscount verließ den Salon, um Julia in der Bibliothek zu treffen. Er hatte die Eingangshalle zur Hälfte durchquert, als seine Tochter auf der Treppe erschien. Sie trug ein zartrosa getupftes Kleid mit einer bordeauxfarbenen Schärpe um die Taille; ihr Haar war ordentlich mit einem passenden Satinband hochgebunden. Hätte sie nicht das Kinn trotzig vorgereckt, während sie mit gerafften Röcken die Treppe hinabstieg, wäre sie glatt als sittsames Mädchen durchgegangen. Hinter ihr kam die stämmige Gouvernante, die einst ihren Dienst als Kindermädchen in Malcomby Hall begonnen hatte, die Stufen herabgeeilt. Ohne Zweifel wollte Miss Handy sich vergewissern, dass ihr Liebling keine Tracht Prügel bekam.
    Stacey lächelte grimmig. Die gute Frau war der Aufgabe, ihren Schützling zu beaufsichtigen, nicht gewachsen; ihre Beleibtheit hinderte sie daran, dem Mädchen nachzulaufen, wenn es wieder einmal Reißaus nahm. Er hätte Miss Handy längst fortschicken müssen, aber er brachte es nicht übers Herz, ihr zu kündigen. Aller Wahrscheinlichkeit nach fand sich für sie kein neuer Posten. „Ich brauche Sie nicht, Miss Handy“, versetzte er kühl. „Sie können oben auf Julia warten.“
    „Sie werden doch nicht zu streng mit ihr sein, Master Stacey? Ich bin überzeugt, es tut ihr sehr leid, dass sie ungezogen war. In Zukunft wird sie ein liebes Kind sein.“
    „Das werden wir sehen“, erwiderte er zurückhaltend und entschwand mit der Tochter in die Bibliothek.
    „Papa …“, begann Julia, kaum dass sie die Tür hinter sich zugezogen hatte.
    „Du wirst nicht reden, nicht ein einziges Wort sagen, bevor ich es dir erlaube. Ich bin äußerst erzürnt über dein unannehmbares Verhalten, und wenn ich diesen jungen Mann je zu fassen bekomme …“
    „Aber er trägt keine Schuld“, unterbrach ihn seine Tochter rebellisch. „Ich habe ihn baden gesehen und konnte einfach nicht widerstehen. Das Wasser glitzerte so einladend in der Sonne.“
    „Genug!“, befahl Stacey schroff. „Du wirst mir eine ehrliche Antwort geben: Hat er dich berührt? Hat er sich in irgendeiner Weise …“ Er verstummte auf der Suche nach den richtigen Worten.
    „Natürlich nicht“, erwiderte Julia hitzig. „Er würde es nicht im Traum wagen, die Enkeltochter des Earl of Malcomby anzufassen.“
    Der Viscount seufzte erleichtert. „Dafür sollten wir dankbar sein. Du wirst auf eine Schule für höhere Töchter gehen, auch wenn ich das ganze Land durchforsten muss, um ein Internat zu finden, das dich aufnimmt. Mein Entschluss steht fest, und wage es nicht, mir zu widersprechen.“
    Julia würde nicht weinen, das wusste er, selbst wenn ihr danach zumute war. Heldenhaft kämpfte sie gegen die Tränen an, indem sie blinzelte und schluckte und erst recht das Kinn vorreckte. Er kam nicht umhin, sie für ihren Stolz zu bewundern. „Bis auf Weiteres bleibst du in deinem Zimmer. Miss Handy wird dir eine angemessene Lektüre bringen – ein Buch über damenhaftes Benehmen, falls
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher