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Erfindergeist

Erfindergeist

Titel: Erfindergeist
Autoren: Gmeiner-Verlag
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haben selbst gesagt, dass ich mir freinehmen soll. Mein Kollege Steinbeißer kommt in Bälde und übernimmt den Fall.« Ich wandte mich wieder Herrn Schleicher zu. »Leider muss ich Sie bitten, mir nochmals alles von Anfang an zu erzählen. Ich konnte aus dienstlichen Gründen nicht früher hier sein.«
    Der Parkdirektor nickte. »Unser Herr Bertl hat ihn gefunden. Er …«
    »Entschuldigen Sie, dass ich Sie gleich beim ersten Satz unterbreche. Wer ist Herr Bertl?«
    »Das ist der zuständige Betriebsleiter der EGF . EGF ist die Abkürzung für Expedition GeForce, das ist diese Achterbahn hier. Herr Bertl kletterte wie jeden Morgen diesen Metallsteig nach oben.«
    Erst jetzt bemerkte ich, dass sich links neben der ersten Steigung der Achterbahn eine Treppe befand. Die einzelnen Stufen schienen geradezu im Freien zu hängen. Es gab zwar ein Geländer, doch die Sprossenabstände waren so groß, dass es einer Mutprobe gleichkam, sie hinaufzusteigen.
    »Und warum muss dieser Mann da jeden Morgen hochklettern? Das ist bestimmt nicht ungefährlich!«
    Herr Schleicher schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich. Die Besucher dürfen das selbstverständlich nicht. Doch Herr Bertl muss dort täglich den Einschaltknopf der Achterbahn betätigen.«
    Jetzt war ich an der Reihe, mich zu wundern. »Wäre es nicht einfacher gewesen, den Schalter hier unten anzubringen? Das hört sich ja an wie ein Schildbürgerstreich.«
    »Das ist es sicher nicht. Die Position des Schalters hat absolut seine Berechtigung. Schauen Sie mal. Die Züge der Achterbahn haben weder Antrieb noch Bremse. Mit einem Zugseil werden sie von ihrem Startpunkt aus zunächst auf 65 Meter Höhe gezogen, dort klinkt sich das Seil aus und den Rest besorgt die Schwerkraft. Erst auf den letzten Metern des Kurses werden die Züge mit einer magnetischen Bremse wieder gestoppt. Das Zugseil verläuft zwischen den Gleisen bis zum oberen Scheitelpunkt. Dann geht es senkrecht nach unten, dort befindet sich der Antriebsmotor auf dem Boden. Das Seil wird umgelenkt und gelangt fünf Meter über dem Boden wieder zum Startpunkt zurück. Es ist sozusagen endlos. Aus Sicherheitsgründen muss jeden Morgen überprüft werden, ob sich das Seil ordnungsgemäß in der Führung befindet und am Scheitelpunkt korrekt in der Führungsrolle liegt. Um das zu gewährleisten, wurde der Schalter oben angebracht. Damit ist eine Schlamperei ausgeschlossen. Das ist übrigens keine Auflage des TÜV s, sondern eine freiwillige Auflage unsererseits.«
    »Das ist ja interessant. Und wo genau wurde der Gärtnermeister gefunden?«
    »Er lag kurz hinter dem Scheitelpunkt direkt auf den Schienen. Von unten konnte man ihn lediglich mit viel Fantasie erkennen, wenn überhaupt.«
    »Das bedeutet, Herr Bertl hat die Leiche nur entdeckt, weil er seinen morgendlichen Freiluftspaziergang gemacht hat.«
    »Richtig. Stellen Sie sich mal vor, man hätte ihn nicht gefunden. Die erste Bahn des Tages wäre wahrscheinlich über ihn hinweggerollt.«
    »Genau das war wahrscheinlich die Absicht des Täters. Es spricht zumindest einiges dafür, dass es niemand war, der sich mit den Sicherheitsbestimmungen der Bahn auskennt.«
    Ich hörte ein helles Piepsen. »Einen kleinen Moment«, bat Herr Schleicher und holte sein Handy aus der Tasche. Er hörte dem Anrufer kurz zu und sagte: »Ja, ich komme sofort rüber.« Er steckte das Telefon ein und wandte sich mir zu: »Entschuldigen Sie mich, ich muss in die Verwaltung. Die Presse rollt an. Kommen Sie später in meinem Büro vorbei, dann können wir uns weiter unterhalten.«
    Ich ließ ihn gehen und wandte mich an einen der Spurensicherer, den ich vom Sehen kannte. »Können Sie mir etwas über den Toten sagen? Todeszeitpunkt und so?«
    »Das scheint alles ziemlich eindeutig zu sein, Herr Palzki. Herzschuss mit einer kleinkalibrigen Waffe. Der Todeszeitpunkt liegt ein paar Stunden zurück, also irgendwann im Laufe der letzten Nacht.«
    »Haben Sie schon verwertbare Spuren finden können?«
    »Nichts. Wäre auch ein ziemlicher Zufall.«
    »Äh, verzeihen Sie, dass ich störe.«
    Ich drehte mich um und sah einen imposanten Mann vor mir. Er war überdurchschnittlich groß und schien aus annähernd 100 Prozent Muskeln zu bestehen. Seine langen blonden Haare hatte er im Günter-Netzer-Gedächtnislook gestylt.
    »Ja, bitte?«, sprach ich ihn an.
    »Sind Sie Herr Palzki? Herr Borgia hat mir gesagt, dass ich mich an Sie wenden soll.«
    Es geschahen noch Zeichen und Wunder! Borgia schien sich
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