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Erebos

Erebos

Titel: Erebos
Autoren: Ursula Poznanski
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haben ihn erpresst? Beraubt? Terrorisiert?«
    »Ja, wenn du es so ausdrücken willst. Aber es hat nicht geklappt, gut? Ich habe nirgends eine vollständige Version von Götterfunken gefunden. Nichts, womit ich etwas hätte anfangen können. Also krieg dich wieder ein.«
    Adrian drehte sich um. »Helen, lass ihn laufen.«
    »Nein, ich lasse ihn nur springen! Aus dem Weg.«
    Adrian rührte sich nicht vom Fleck. Helen legte ihren Totenkopf schief. »Tut mir echt leid«, sagte sie und versetzte Adrian einen Faustschlag, der ihn quer durch den Raum bis an die gegenüberliegende Wand beförderte.
    Nick und Victor reagierten gleichzeitig, sie stürzten sich von hinten auf Helen – Victor drückte sie mit seinem Gewicht zu Boden, während Nick versuchte, an ihre Hand mit der Pistole zu kommen.
    Helen wehrte sich mit aller Kraft. »Lasst mich! Ich bin der letzte Krieger, der die Schlacht noch gewinnen kann!«
    »Es gibt keine Schlacht«, keuchte Nick. »Es gibt keinen Boten und keinen Auftrag mehr. Hör auf, Helen! Bitte!«
    »Verräter!«, schrie sie.
    Dann knallte es neben Nick so laut, dass er im ersten Moment dachte, er müsse jetzt tot sein. Erschossen. In der nächsten Sekunde wurde ihm klar, dass Helens Schuss nur die Wand getroffen hatte, doch vor Schreck hatte er seinen Griff gelockert. Helen drehte sich um und schoss auf Ortolan, der im Begriff war, mühsam wieder durch das Fenster ins Büro zu steigen.
    Sie traf ihn in die Seite. Einen Moment lang stand er, wie in der Bewegung eingefroren, halb drinnen und halb draußen, dann sackte er langsam nach hinten.
    Nick sah einen schwarzen, springenden Schatten, der auf Ortolan zuschnellte und seinen Arm packte. Victor. Er zerrte den Mann über das Fensterbrett ins Büro und legte ihn auf den Boden. Blut färbte Ortolans Hemd rot.
    »Geschafft«, keuchte Helen hinter der Maske. »Ich wusste doch, dass es klappt.«
    Die Schockstarre in Nicks Kopf verzog sich, doch es dauerte noch einige Herzschläge, bis er seinen Körper wieder unter Kontrolle hatte. Er riss Helen die Waffe aus der Hand und gab sie Victor.
    »Was machen wir jetzt? Schau, wie er blutet … Wir brauchen einen Krankenwagen.«
    Einer der beiden gefesselten Männer hielt seine Hände hoch. »Schneiden Sie das Klebeband durch, dann kümmere ich mich um die Verletzung. Schnell!«
    Nick tat, was der Mann sagte. Ihm war seltsam zumute, ein wenig schwindelig. Als würde er gleich umkippen. »Wir brauchen einen Krankenwagen«, wiederholte er.
    Hinsetzen war plötzlich wichtig. Vor Nicks Augen tanzten schwarze und weiße Punkte; die schwarzen wurden immer mehr. Er tastete sich zum nächsten verfügbaren Stuhl, beugte sich vor und wartete, bis der Schwindel verflog.
    Als er wieder aufsah, saß Helen neben ihm. Sie betrachtete ihre Hände. Jemand sollte sie festhalten, dachte Nick. Aber sie rennt gar nicht weg.
    Schritte auf der Treppe. Einer der Aufzüge summte auch. Gleich würde Hilfe kommen, für manche jedenfalls. Für andere …
    »Helen?«, fragte er und nahm ihr die Totenkopfmaske ab. Darunter kam ihr breites, schweißnasses, aber zufriedenes Gesicht zum Vorschein.
    »Nenn mich nicht Helen«, sagte sie. »Ich bin BloodWork.«
     
    Polizei, Ärzte, Sanitäter. Das Büro war voll mit Menschen, die durcheinandersprachen. Als Erstes trugen sie den verletzten Ortolan davon und kümmerten sich um Colin, bei dem gebrochene Rippen und eventuell ein Milzriss vermutet wurden. Ortolan hatte ihm den Baseballschläger entrissen und ihm mehrmals in den Bauch geschlagen, erzählte einer der Angestellten. Nick staunte, dass Helen Ortolan dafür nicht sofort erschossen hatte – vielleicht lag es daran, dass sie Colin nie hatte leiden können.
    Bevor sie ihn davontrugen, rief Colin nach Nick, der sich zu ihm hinunterbückte. Colin ergriff seine Hand.
    »Wirst du für mich aussagen, Nick? Sie werden mich sicher anklagen und mit Helen in einen Topf werfen. Aber ich hätte nie geschossen, ich hatte mich extra für den Schläger entschieden. Bitte.«
    Es fiel Nick schwer, Colin nicht seine Hand zu entziehen. »Das ist … zu früh jetzt. Vielleicht. Ja. Lass mich bitte.«
    »Ich war das auch nicht mit Jamie. Ich schwöre es!«
    »Ich weiß«, sagte Nick.
    Sie trugen Colin zum Rettungswagen und Nick folgte dem Polizisten zur Vernehmung aufs Revier.
     
    Loslassen ist einfach, wenn man sich erst einmal dazu entschlossen hat. Ich blicke mich um und möchte am liebsten lachen. All das ist bald Vergangenheit und ich selbst bin nur noch
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