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Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel

Titel: Erdzauber 01 - Die Schule der Rätsel
Autoren: Patricia A. McKillip
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gewinnen? Woher hast du sie? Was hast du dafür getan? Ich schwöre dir, ich werde - «
    Benommen hob Morgon den Kopf.
    »Ich habe sie mir in einem Turm geholt.«
    Blitzartig fuhr er herum, riß Eliard aus dem Gleichgewicht und stieß ihn in einen von Tristans Rosenbüschen.
    Der Kampf war kurz und verbissen. Morgons Bauern, die bis zum vergangenen Lenz unter Athols ruhiger und sicherer Herrschaft gestanden hatten, sahen halb entsetzt, halb belustigt zu, wie der Fürst von Hed bäuchlings durch eine Schlammpfütze rutschte, taumelnd wieder aufsprang und sich, den Kopf gesenkt wie ein gereizter Stier, auf seinen Bruder stürzte. Eliard riß sich los und holte zum Gegenangriff aus. Der treffsicher geführte Schlag seiner Faust klang durch den stillen Morgen wie das Krachen einer Axt, die einen Baumstamm spaltet. Morgon kippte um wie ein Mehlsack.
    Sogleich fiel Eliard neben dem reglos Daliegenden zu Boden und rief erschrocken: »Es tut mir leid. Es tut mir leid. Morgon, habe ich dir weh getan?«
    Und Tristan leerte in wortloser Wut einen Eimer Milch über ihren Köpfen aus.
    Von der Veranda her kam ein seltsam prustendes Wimmern, als Meister Cannon sich auf einer Stufe niederhockte und sein Gesicht in die Knie drückte. Eliard blickte auf seinen schmutzverschmierten, durchweichten Kittel. Vergeblich strich er mit den Händen darüber.
    »Fein hast du das gemacht«, erklärte er erbittert. »Morgon?«
    »Ihr habt meinen Rosenbusch umgeknickt«, gab Tristan zurück. »Und schau doch, was du Morgon vor allen anderen angetan hast.«
    Sie kauerte neben Morgon auf der morastigen Erde nieder und wischte sein Gesicht mit der Schürze ab. Morgon blinzelte benommen. Milchtröpfchen hingen an seinen Wimpern. Eliard hockte sich auf die Fersen.
    »Morgon, es tut mir leid. Aber glaub nicht, daß du so der Frage ausweichen kannst.«
    Morgon blieb noch einen Moment still liegen, dann hob er vorsichtig eine Hand und betastete seinen Mund.
    »Was ist - um was für eine Frage geht es denn?« krächzte er heiser.
    »Ach, laß gut sein«, erwiderte Tristan. »Eine Prügelei ist es sicherlich nicht wert.«
    »Was ist das für ein Zeug in meinem Gesicht und auf meinem Kittel?«
    »Milch.«
    »Es tut mir wirklich leid«, beteuerte Eliard wieder. Er schob eine stützende Hand unter Morgons Schulter, doch Morgon schüttelte den Kopf.
    »Laß mich noch ein Weilchen hier liegen. Warum bist du überhaupt auf mich losgegangen? Erst behauptest du, ich hätte jemanden umgebracht, dann drischst du auf mich ein und schüttest mir eine Ladung Milch über den Kopf. Sie ist sauer. Saure Milch. Du hast mir saure Milch - «
    »Das war ich«, fiel Tristan ihm ins Wort. »Es war die Milch für die Schweine. Du hast Eliard in meinen Rosenbusch geschmissen.« Wieder betupfte sie Morgons Mund mit ihrer Schürze. »Vor allen Leuten. Ich schäme mich zu Tode.«
    »Was hab ich denn getan?« fragte Morgon.
    Eliard seufzte und rieb mit der Hand über eine empfindliche Stelle an seinem Brustkorb.
    »Du hast mich wütend gemacht, als du so mit mir sprachst. Du bist glatt und schlüpfrig wie ein Fisch, aber eines ist mir nicht entgangen. Im vergangenen Lenz hast du dir eine Krone geholt, die dir nicht zusteht. Du sagtest, wenn du beim Rätselraten so tolpatschig wärst wie ich, würdest du jetzt nicht hier stehen. Ich möchte wissen, warum. Warum?«
    Morgon schwieg. Nach einer kleinen Weile setzte er sich auf, zog die Knie an, senkte seinen Kopf auf sie nieder.
    »Tristan, warum mußtest du dir ausgerechnet diesen Tag aussuchen, um das zur Sprache zu bringen?«
    »Ja, gib ruhig mir die Schuld«, versetzte Tristan ohne Groll. »Ich laufe mit Flicken auf den Ellbogen herum, und du hast Perlen und Edelsteine unter deinem Bett.«
    »Du brauchtest keine Flicken auf deinen Kleidern, wenn du dir bei Narly Stein ein paar Sachen nähen lassen würdest, die passen. Du wächst einfach - «
    »Lenk doch nicht dauernd ab!«
    Morgon hob den Kopf. »Schrei mich nicht an.« Über Eliards Schulter hinweg blickte er auf die Reihe wie gebannt dastehender Gestalten und seufzte. Er fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht und zog die Finger durch sein Haar. »Ich habe die Krone bei einem Rätselkampf gewonnen, den ich in An mit einem Geist austrug.«
    »Oh!« Eliards Stimme wurde wieder laut. »Mit einem was?«
    »Mit dem Geist Pevens, des Herrn von Aum. Die Krone unter meinem Bett ist die Krone der Könige von Aum. Vor sechshundert Jahren eroberte Oen von An ihr Königreich. Peven
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