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Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Titel: Erbschuld: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Kitty Sewell
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Mannes beenden würde. Sie konnte verstehen, dass ihm das naheging.
    Sie hörte eine Tür klappern, und aus dem Augenwinkel sah sie, dass Don Milligan ihr Zeichen gab. Es war sechs Uhr.
    »Unsere Zeit ist um, Edmund. Bleiben Sie gesund, Kumpel. Wir sehen uns nächste Woche«, verabschiedete sie sich und winkte ihm kurz zu.
    »Alles Gute zum Geburtstag«, flüsterte er. Seine Faust erschien in der Luke, und instinktiv wich sie zurück. Aber nein, es war etwas darin verborgen. Aus einer Laune heraus hob sie die Hand, und er übergab ihr einen kleinen Gegenstand. Zu spät erinnerte sie sich daran, dass sie damit gegen die Vorschriften verstieß. Was zum Teufel tue ich da?, dachte sie, während sie den Flur hinunter ging, und in ihrer Verwirrung drehte sie sich von der Überwachungskamera fort und ließ Edmunds Geschenk in ihre lackentasche gleiten.
    Auf dem Heimweg vom Gefängnis Rookwood, für den sie gewöhnlich eineinviertel Stunden benötigte, begann es heftig zu regnen. Obwohl es Mitte März war, ließen sich noch keine Anzeichen von Frühling erkennen. Für das Wochenende war dasselbe schlechte Wetter vorhergesagt; möglicherweise gab es zusätzlich noch Frost. Dennoch drängten sich auf der M4 die Wochenendausflügler, und auf der A46 blieb Madeleine hinter einem Pferdetransporter stecken.
    Die A46 verlief am Osthang eines engen Tals, dessen Hänge auf beiden Seiten steil abfielen. Es führte in vielen Windungen nach unten und mündete in einem tiefen Becken. Darin lag, vom Avon umflossen, inmitten von bewaldeten Hügeln die altehrwürdige Stadt Bath. Unter ihr dem Blick verborgen, lag noch eine zweite Stadt, die vor zweitausend Jahren von Invasoren aus dem Römischen Reich errichtet worden war.
    Der Regen hatte nachgelassen. Bath lag im Dämmerlicht. Die wuchtige Abteikirche im Stadtkern wurde bereits von bläulichen Scheinwerfern angestrahlt und erhielt dadurch das Aussehen einer riesigen Festung aus Eis. Unzählige andere Kirchtürme belebten das Panorama, und honigfarbene Reihenhäuser zeichneten die Konturen der Hügel nach.
    Im Jahre 43 nach Christus waren römische Soldaten bis hierher vorgestoßen, angelockt von dem, was sie über die Druidenfestung gehört hatten. Möglicherweise hatten sie auf den Höhen über diesem Tal gestanden und auf den runden Kessel mit den außergewöhnlich hohen Bäumen herabgeblickt, aus dem Dampfwolken aufstiegen. Dort, in der Mitte, befanden sich die heißen Quellen. Sie sprudelten aus einem rostroten Felsgestein, bewacht von Sul, der geheimnisvollen Göttin der Druiden.
    Als jemand, der aus der Neuen Welt kam, liebte Madeleine die dunkle, uralte Geschichte der Stadt. (War es ein Zufall, dass sie mit einem Archäologen schlief, der von der Vergangenheit Baths besessen war?) Schon vor siebentausend Jahren, als steinzeitliche Jäger das Tal entdeckten, hatte das siedendheiße Wasser aus dem Erdinneren die Menschen angezogen. Aber bei mir war es nicht so, erinnerte sie sich mit Unbehagen, es war nicht das Wasser, das mich wieder herzog.
    Sie verbannte den schmerzlichen Grund ihrer Rückkehr aus ihren Gedanken, wandte den Blick von den sanft geschwungenen Hügeln Somersets ab und heftete ihn wieder auf die Stoßstange des Pferdetransporters vor ihr.
    Nicht viel später schreckte das Handy sie aus ihrer Träumerei auf. Sie hatte bereits die Innenstadt erreicht und war in die London Road eingebogen, wo sie nun in einem Verkehrsstau fast zum Stehen gekommen war. Sie ließ das Telefon in ihrer Handtasche. Sie hatte für einen einzigen Nachmittag schon gegen zu viele Vorschriften verstoßen. Bei diesem Gedanken ließ sie ihre Finger in die Tasche gleiten, um den Gegenstand zu betasten, den Edmund ihr gegeben hatte. Er war klein und eiförmig, lag jedoch schwer in ihrer Hand.
    Sie fuhr zwischen den griechisch anmutenden Mauthäusern der Cleveland Bridge über den Fluss, unter dem Eisenbahnviadukt hindurch und hatte nach kurzer Zeit ihr Haus im südlichen Bogen der Stadt erreicht. Es gehörte zu einer Reihe gedrungener kleiner Häuser, die im 18. Jahrhundert für die Steinmetze erbaut worden waren, die den einheimischen Stein am nahen Hügel brachen und ins Tal schafften. Wieder piepste ihr Handy. Es war eine Nachricht für sie eingegangen. Hoffentlich nicht von Gordon, der ihre Verabredung absagte. Für ihren Geschmack kam das ein wenig zu oft vor. Sie fischte das Handy aus der Tasche und hielt es an ihr Ohr.
    »Hier ist Sylvia. Es ist zehn vor fünf. Howard Barnes hat seinen Termin
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