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Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Erbschuld: Psychothriller (German Edition)

Titel: Erbschuld: Psychothriller (German Edition)
Autoren: Kitty Sewell
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nur halbtags und bekomme dafür sehr viel Geld. Im Vergleich dazu kommt mir das hier echter vor.« Sie blickte ihm in die Augen. »Außerdem führe ich ein schönes Leben. Es ist abwechslungsreich, und mir stehen viele Möglichkeiten offen. Es ist gut für mich zu sehen, wie andere Menschen leben.« Sie hob eine Augenbraue. »Wie Sie bemerkt haben werden, sind meine Motive rein egoistischer Natur.«
    »Rein egoistischer Natur. Ja, das gefällt mir. Die moderne Kultur ist von einer Tabuisierung des Egoismus durchdrungen. Ich würde sagen, er ist die mächtigste Antriebskraft des Menschen, und keine ist berechtigter. Der Mensch, der diesem elementaren Antrieb folgt, trägt auch am meisten zum Allgemeinwohl bei.«
    »Mein Gott. Demnächst werde ich Sie einmal bitten, mir das näher zu erklären«, rief Madeleine, obwohl sie wusste, dass sie sich hüten würde. Seine These erinnerte sie stark daran, wie er seine Verbrechen rechtfertigte: Für das Allgemeinwohl tätig werden hieß für ihn, die Welt von Abschaum zu befreien.
    Er legte die Hände an die beiden Seiten der Luke, klemmte sein Gesicht dazwischen und starrte sie mit seinen blassen grauen Augen an. »Unsere Beziehung ist ungewöhnlich, weil wir aufrichtig zueinander sein können. Wir dürfen nur durch diese kleine Öffnung in der Tür miteinander in Kontakt treten. Also ist alles erlaubt … Richtig?«
    »Nicht ganz, Edmund.« Was mochte er im Schilde führen? »Wir haben unsere Grenzen abgesteckt. Ich jedenfalls habe Ihnen meine genannt.«
    »Darf ich Ihnen einen persönlichen Rat geben?«
    Sie warf ihm einen finsteren Blick zu. »Ich habe den Eindruck, dass Sie ihn mir ohnehin erteilen werden, ob ich das nun will oder nicht.«
    »Sehen Sie zu, dass Sie Ihren Freund loswerden.« Er musterte sie eindringlich. »Sie können mir erzählen, was Sie wollen, glücklich sehen Sie nicht aus.«
    Sie blinzelte. »Ich bin absolut glücklich, Edmund«, entgegnete sie kühl. »Ich brauche keinen Ratschlag für mein Liebesleben.«
    »Ich glaube, doch«, gab er mit einem leichten Lächeln zurück. »Sie mögen ja viele tolle Qualifikationen und Diplome besitzen, die bei Ihnen zu Hause an der Wand hängen, aber wie Sie wissen, bin ich selbst ein wenig Psychologe. Ich durchschaue Sie weit mehr, als Sie glauben. Ich merke, dass Sie ein Problem haben. Es steht Ihnen im Gesicht geschrieben.«
    »Er passt sehr gut zu mir«, wehrte Madeleine gereizt ab.
    Edmund schüttelte missbilligend den Kopf. »Hören Sie. Wenn Sie ihn nicht loswerden können … das heißt, wenn er nicht geht … kann ich Ihnen das ein oder andere beibringen.«
    Madeleine wandte den Blick ab. Ich wette darauf, dass du das kannst, dachte sie, du weißt, wozu Bottiche voll Ätzkalk oder große Betonklumpen gut sein können.
    »Meine liebe Madeleine.« Seine Stimme klang weich, gedämpft, wie eine Liebkosung. »Machen Sie kein derart sorgenvolles Gesicht. Ich versuche nur, Ihnen zu helfen. Sie und ich müssen aufeinander aufpassen. Ich weiß, dass Sie sich ebenso deplatziert in Ihrer Haut fühlen wie ich mich in meiner.«
    »Ach was. Das nehmen Sie nur an, weil ich Amerikanerin bin.« Sie stieß ein nervöses Lachen aus. »Ich fühle mich keineswegs deplatziert.«
    Doch, genau das tue ich.
    Edmund beugte sich drohend vor. »Madeleine, Sie müssen ihn loswerden!« Er schlug mit beiden Händen so heftig gegen die Seiten der Luke, dass Madeleine den Flur hinunter blickte, um zu sehen, ob ein Wärter in der Nähe war.
    »Ich habe das nicht gehört, Edmund«, warnte sie ihn. »Sie sind durcheinander. Lesen Sie ein interessantes Buch, und erzählen Sie mir in der nächsten Woche etwas darüber, ja?«
    »Ich wette, dass Gordon mit einer anderen rummacht.«
    »Nein, das tut er nicht«, widersprach sie scharf. Sie konnte sich nicht daran erinnern, dass sie den Namen ihres Freundes erwähnt hatte. Das war höchst unklug gewesen.
    »Und woher wollen Sie das wissen?«
    »Hören Sie jetzt auf damit, Edmund.«
    »Ein Mann ist und bleibt nun einmal ein Mann, meine Schöne.
    Sie sollten ihn an die kurze Leine nehmen. Wenn Sie ihn überhaupt behalten, was ein Fehler wäre.«
    Solche Nummern zog Edmund öfter ab, wenn ihre Zeit abgelaufen war. Er war frustriert, dass er jede Woche den einzigen Menschen, dem etwas an ihm gelegen zu sein schien, aufs Neue verlor. Und da er irgendwie herausgefunden hatte, dass heute ihr Geburtstag war (wie war ihm das nur gelungen?), vermutete er ganz richtig, dass sie den Tag in den Armen eines
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