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Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch

Titel: Erben des Blutes 01 – Dunkler Fluch
Autoren: Kendra Leigh Castle
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Ein weiterer Blick auf Lilys erotische kleine Tätowierung würde mit Sicherheit zeigen, dass sie völlig harmlos war. Und falls er sich irrte – nun, damit würde er sich auseinandersetzen, falls das wirklich nötig würde.
    »Tynan«, sagte die Frau am anderen Ende der Leitung.
    Die Anspannung in ihrer Stimme ging ihm nun doch nahe. Arsinöe und er kannten sich schon sehr lange. Trotz des Klassenunterschieds hatten sie sich immer gemocht. Und für all das, was sie für ihn getan hatte, schuldete er ihr so manches.
    »Natürlich freue ich mich, dass du glaubst, jemanden gefunden zu haben«, fuhr sie fort. »Aber letzte Woche haben wir fünfzig Angehörige unserer Dynastie verloren, ganz zu schweigen von einer Reihe unbezahlbarer Kunstgegenstände. Der Mulo muss gestoppt werden, und ich befürchte, dass uns die Zeit davonläuft. Möglichkeiten reichen mir nicht, ich brauche Tatsachen. Vergewissere dich erst, bevor du sie herbringst. Meine Leute sterben, da kann ich kein weiteres hübsches Spielzeug brauchen. Wie lange wirst du brauchen?«
    »Kommt darauf an«, erwiderte er. »Wollt Ihr, dass sie freiwillig mitkommt?«
    »Du solltest doch allmählich wissen, dass mir das völlig egal ist«, entgegnete sie herablassend.
    Wieder beschlich ihn ein ungutes Gefühl. Die Dinge an Arsinöes Hof hatten sich gewaltig verändert. Und irgendetwas fühlte sich seltsam an, aber er wusste nicht, ob es an ihr lag oder einfach daran, dass er jetzt schon so lange von allem abgeschnitten war. Genau deswegen war er nicht sonderlich begeistert gewesen, als sie ihn für diese Jagd ausgewählt hatte. Obwohl sie sie ihm als etwas Besonderes dargestellt hatte, war er sich vorgekommen, als würde man ihn ausstoßen.
    Natürlich hatte sie großes Aufheben um diesen Auftrag gemacht, hatte ihm geschmeichelt, wie viel zuverlässiger als die anderen seiner Herkunft er sei und wie viel fähiger, diese Nadel im Heuhaufen zu finden, als die meisten ihrer Höflinge, die das bequeme Leben am Hof zu Nichtsnutzen gemacht hatte. Das war einerseits ein großes Lob, andererseits eine schallende Ohrfeige für seine zutiefst verhasste Dynastie – aber daran war Ty natürlich gewöhnt. Das waren alle Cait Sith. Trotz Arsinöes Lobhudelei hatte man ihn nie mehr zu Besprechungen dazugerufen und ihn nie mehr mit einbezogen. Nach all den Jahrhunderten, in denen er alles für sie getan hatte, schob Arsinöe ihn nun mehr und mehr ab.
    Und die Ptolemy-Höflinge, die im Laufe der Jahre, die er unter ihnen verbracht hatte, immer verbitterter und bösartiger geworden waren, hatten keinen Hehl aus ihrer Freude über seine Abreise gemacht. Dass diese minderwertige Kreatur, die es irgendwie geschafft hatte, sich in ihre exklusive Gesellschaft einzuschleichen, ausgestoßen wurde, riss sie zu regelrechten Begeisterungsstürmen hin.
    Um sich selbst machte Ty sich keine großen Sorgen, aber darum, wie es seinen Blutsbrüdern und -schwestern in seiner Abwesenheit ergehen würde. Im Lauf der Jahre war Arsinöe den Cait Sith gegenüber, die sie in ihre Dienste berufen hatte, immer toleranter geworden, vor allem im Vergleich dazu, wie schlecht es noch zur Zeit seiner eigenen Zeugung ausgesehen hatte. Doch auch wenn die Königin eine starke Frau war, gegen die Einflüsterungen der Blaublütler in ihrem Umfeld war sie nicht immun. Und er selbst hatte ja dermaßen die Schnauze voll von Politik!
    »Eine Woche, höchstens zwei«, antwortete Ty nach kurzem Überlegen. »Im Moment weiß ich nichts über sie. Und Leuten ein Gefühl von Geborgenheit zu geben, ist nicht gerade meine Stärke. Aber da sie vermutlich nicht den ganzen Tag nur rumsitzt und Visionen hat, werde ich mir wohl ein paar zwischenmenschliche Fähigkeiten aneignen müssen.«
    Er hatte das witzig gemeint, aber Arsinöe war nicht in der Stimmung für Witze.
    »Zwei Wochen ist zu lang«, sagte sie. In ihrer Stimme schwang ein drohender Unterton mit. »Und wenn sie ist, was du vermutest, wird sie tun, was ihr befohlen wird. Natürlich erhält sie eine Entschädigung. Sag ihr, sie kann anschließend wieder nach Hause. Sag ihr, wenn sie mir diesen Dienst erweist, wird hinterher wieder alles wie vorher. Und wenn das nicht reicht, biete ihr zusätzlich Geld an. Das wirkt immer.«
    »Ihr würdet sie hinterher wieder gehen lassen?«, fragte Ty überrascht.
    »Natürlich nicht. Aber das heißt nicht, dass ich sie nicht gut behandeln werde. Vielleicht kommt sie uns ganz gelegen, wer weiß. Aber das kann dir schließlich egal sein,
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