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Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Erbe des Drachenblutes (German Edition)

Titel: Erbe des Drachenblutes (German Edition)
Autoren: Monika Thamm
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Schmerzen vernebelt. Der feine Glitzerregen hüllte ihn vollständig ein, und sein Körper hatte begann, sich zu deformieren. Schleppend bildete sich etwas Neues aus ihm.
    Wenn Mina eine Chance zu einem tödlichen Stoß hatte, dann jetzt! Sie holte weit aus und landete kurz auf der rechten Vorderklaue des Monarchen, nur um sich neu abzustoßen. Cor Keto blinzelte, ein weißer Funken näherte sich seinem Sichtfeld. Dann durchbrach die von Mina geführte Klinge seine Pupille und drang tief bis in sein Gehirn. Er brüllte jämmerlich auf, riss seinen Kopf herum und schleuderte Mina in einem weiten Bogen von sich. Der Reißzahn von Terranus blieb stecken.
    Die zwölf Drachentöchter stimmten unverzüglich einen euphorisch klingenden Chor an, dessen Wohlklang sich durch die Fensterbögen des Saals bis weit hinaus aus der Festung Crudus Cor ausbreitete. Pontos überlegte nicht lange, sondern summte im gleichen Rhythmus kaum hörbar mit. Alle Anwesenden im Saal spürten eine von ihm ausgehende zunehmende Präsenz, die sich mit dem Gesang der ehemaligen Regentinnen verband. Der Gesang vereinte Hoffnung und Zufriedenheit, all das, was Mina für Dra'Ira anstrebte, schwang in ihm mit und legte sich über die Stadt Domusta. Menschen, Orks, Düstersteinkobolde und viele andere Kreaturen nahmen die Stimmen so deutlich wahr wie die Luft, die sie einatmeten, und den feinen Glitzernebel, der sich über sie legte. Einheiten von Kriegern, die in Reih und Glied standen, abrufbereit für Cor Ketos Befehle, blickten sich irritiert um, steckten zögernd ihre Waffen weg und entschieden kurz darauf, nach Hause zu gehen.
    Der Chor der vereinten Drachentöchter breitete sich unaufhaltsam weiter aus, ohne an Intensivität oder Lautstärke zu verlieren. Der Gesang überzog das umliegende Land, bis an die Küsten des dunklen Kontinents. Auch der provisorische Hafen, an dem Tausende von Kriegern auf das Einschiffen warteten, wurde vollends davon eingehüllt. Alle, selbst die Nachtelben, lauschten der anheimelnden Melodie. Jede Art von Wut, blindem Gehorsam und Gewalttätigkeit waren vergessen.
    Verstärkt durch Pontos‘ göttliche Macht, hallte die Melodie über das Meer hinaus, bis hin zum Festland. Ort für Ort erfüllte sie jeden Winkel im Reich, und selbst Tempelburg blieb davon nicht unberührt. Die Kämpfe in den Straßen der Stadt verebbten und ließen nur verwirrt blickende Krieger zurück. Freund und Feind standen sich gegenüber und waren sich unsicher, warum sie überhaupt gekämpft hatten. Selbst das Reich der Elben wurde von der vereinten Magie der Drachentöchter und des Gottes Pontos berührt, obwohl sich hier ein unbekannter Widerstand entgegenstellte. Davon aber merkten weder Pontos noch die Drachentöchter etwas.
    Die Macht zog weiter, bis in den letzten Winkel des Reichs, und trug somit auch die Hoffnungen Minas in die Herzen der Bewohner. Für einige Augenblicke herrschte überall Frieden und Waffenruhe, gefolgt von einer Neutralität, die jedem die Möglichkeit schenkte, über seine Taten nachzudenken. Das war das Geschenk der vereinten Drachentöchter, damit alle einen Neuanfang wagen konnten, wenn sie es wollten.

    v v v v v
    Zados‘ Gesicht war blutverschmiert. Er ließ seinen Bogen fallen, er hatte keine Pfeile mehr. Nexus stieß ihn auffordernd an, was ihn sein Schwert ergreifen ließ. Laute Schreie und die gedämpften Schläge von Schwertern, die aufeinander prallten, waren zu hören. Vor ihm war ein verbarrikadiertes Tor – groß wie drei Pferde übereinander –, das mit jedem Schlag weiter nachgab. Hinter ihm befanden sich unzählige Frauen, Kinder und Halbwüchsige, die sich tiefer in die letzte Ecke des Raums drückten. Nexus stand breitbeinig neben ihm. Er hatte selbst mehrere Wunden, aus denen Blut sickerte, dennoch hielt er beide Dolche hoch erhoben und machte ein Gesicht, als wolle er dem Ersten, der durch das Tor brach, mit aller Kraft ins Gesicht springen.
    Salvatorus und SinSan versuchten im hinteren Teil des Raums, mit roher Gewalt einen Durchbruch durch die Wand zu erschaffen, weil der Ratssprecher wusste, dass sich dahinter ein Gang befand. Eine kleine Öffnung hatten sie schon erschaffen können. Zu klein aber, um selbst ein Kind hindurchschicken zu können. Der Plan war gewesen, mit den Hilflosen und Schwachen tiefer in den Palast zu flüchten. Jetzt aber befanden sie sich in einer Sackgasse, und keiner glaubte daran, dass sie es noch schaffen würden.
    »Sie brechen bald durch«, stellte Zados fest.
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