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Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)

Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)

Titel: Er ist der Freund meiner Freundin: Roman (German Edition)
Autoren: Katarina Bredow
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war so ein gutes Gefühl, dass ich erst mal heulen musste. Er dachte natürlich, er hätte was Falsches gesagt, und wollte mich trösten, aber ich habe ihn in den Arm genommen und ihm klargemacht, dass ich vor Freude heule.« Sie lacht. »Ich fühle mich fast ein bisschen, als wäre ich frisch verliebt!«
    Ich zwinge mich, ihrem Blick standzuhalten, und lächle sie an. Die Trauer in mir hat spitze Stacheln, aber daneben ist auch so etwas wie Freude. Ich freue mich für Ellinor. Und für Adrian. Um Haaresbreite hätte ich das alles kaputtgemacht.
    »Und trotzdem hast du dich für eine Abtreibung entschieden?«
    Sie nimmt einen Schluck Tee.
    »Ja. Er fühlt sich noch nicht reif und ich mich im Grunde auch nicht. In ein paar Jahren, wenn wir länger zusammengelebt haben und wissen, wie wir zwei in einer Beziehung zurechtkommen, ist es was anderes. Ich will erst eine Ausbildung machen. Danach passt es viel besser.«
    Ich sehe sie an und frage mich, was das für ein Gefühl ist. Ein kleines Leben, das in einem wächst, und eine große Entscheidung, die gefasst werden muss.
    »Du bist ganz schön mutig«, sage ich.
    Ellinor schüttelt den Kopf. »Das finde ich nicht. Im Gegenteil. Ach, ich weiß es nicht, aber ich habe mich jedenfalls entschieden. Morgen habe ich einen Termin bei der Schwangerschaftsberatung. Ich dachte, ob du vielleicht … Kannst du mitkommen? Der Termin ist um zehn Uhr vormittags und da arbeitest du ja eigentlich, aber ich wäre dir unendlich dankbar. Ich grusele mich ein bisschen davor, alleine dort hinzugehen.«
    »Ich frag Karim«, sage ich. »Wird schon gehen.«
    Ellinor legt eine Hand über meine und drückt sie.
    »Danke, Emma«, sagt sie. »Das bedeutet mir sehr viel.«
    Ich ringe mir ein Lächeln ab und versuche, den Kloß runterzuschlucken, der mir die ganze Zeit den Hals zuschnürt.
    Aber obgleich ich traurig bin und es auf vielerlei Weise weh tut, ist es doch auch ein gutes Gefühl. So soll es sein, endlich bin ich wieder auf der richtigen Spur. Alles andere wird vorübergehen, früher oder später, ich muss nur durchhalten und Geduld haben.
    Auf Ellinors Wunsch erzähle ich Karim nicht, weswegen ich am nächsten Vormittag freihaben möchte, nur dass ich Ellinor bei etwas behilflich sein soll. Es ist überhaupt kein Problem, Sofi und Karim sind beide da, und ich verspreche, zum Mittagsansturm zurück zu sein.
    In dieser Nacht schlafe ich keine Sekunde. Ich könnte nicht wacher oder nervöser sein, wenn mir selbst eine Abtreibung bevorstünde.
    Ellinor ist blass, aber gefasst, als wir um Viertel vor zehn die Beratungsstelle betreten. An der Wand im Wartezimmer hängen ein Poster mit dem Querschnitt eines schwangeren Bauches und das Bild einer stillenden Frau. Aus dem Broschürenständer an der Wand blicken uns knubbelige Babys an und auf dem Tisch zwischen den Sofas liegen ein paar Ausgaben vom Eltern- Magazin. Ellinors Blick wandert zwischen den Bildern hin und her. Sie ist schweigsam und verschlossen, während wir warten. Ich lege einen Arm um ihre Schulter und drücke sie leicht.
    »Hier kommen jeden Tag Frauen her, um über Abtreibung zu reden«, sage ich. »Davon gibt es nun mal keine schönen Bilder. Deswegen kann es trotzdem richtig sein.«
    Sie nickt. »Du weißt genau, was mir durch den Kopf geht«, sagt sie und lehnt sich an mich.
    Da kommt eine blond gefärbte Hebamme um die Fünfzig ins Wartezimmer und fragt nach Ellinor.
    »Darf meine Freundin mitkommen?«, fragt Ellinor.
    Die Hebamme lächelt. »Aber sicher.«
    Im Sprechzimmer entspannt sich Ellinor schnell. Man merkt deutlich, dass das für die Hebamme eine gewohnte und natürliche Situation ist, und das färbt auf uns ab.
    Da Ellinor erst zwei Wochen über die Zeit ist, kann noch eine medikamentöse Abtreibung durchgeführt werden. Das heißt, dass sie Hormontabletten einnimmt, die eine Fehlgeburt auslösen.
    Die Hebamme erklärt ihr, dass das etwas schmerzhaft sein kann und dass man noch eine ganze Weile danach Blutungen hat. Aber wenn alles läuft wie geplant, kann man auf eine Ausschabung verzichten.
    Ellinor sieht mitgenommen aus.
    »Du bekommst einen Termin in der Frauenklinik«, sagt die Hebamme. »Das Ganze geht recht schnell. Erst wird ein Ultraschall gemacht, um sicherzustellen, dass die Schwangerschaft nicht doch weiter fortgeschritten ist, als du denkst, und dann bekommst du die Tabletten. Möchtest du vorher mit einer Psychologin sprechen? Das kann hilfreich sein.«
    Ellinor schüttelt den Kopf. »Ich habe mich
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