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ePub: Juniper Berry

ePub: Juniper Berry

Titel: ePub: Juniper Berry
Autoren: M.P. Kozlowsky
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hätte am liebsten ihre Arme um Giles geschlungen und ihn nie wieder losgelassen. »Ich komme gleich nach«, sagte sie. »Eine Minute, mehr nicht.«
    »Was, wenn du mich brauchst?«
    »Fang schon mal an. Wir haben es fast geschafft.« Sie drückte mit ihrer Schulter die Tür auf. Giles rief ihr noch etwas nach, doch sie zog die Ballons behutsam durch die Türöffnung und ging hinein.
    Als sie den Raum betrat, flogen Tausende von Funken an ihr vorbei in die Halle und in Richtung der lärmenden Bestien.
    Theodor saß immer noch in demselben Anzug an demselben Tisch, sein Hut lag darunter auf dem Boden und hüpfte dann und wann in die Höhe. Der alte Mann sah von seiner Arbeit auf. »Juniper, was ist los?« Er erblickte die beiden Ballon-Trauben, die den Raum erfüllten. »Sind das etwa …? Hast du …?«
    Juniper nickte.
    »Nein, nein, nein. Das ist töricht. Du musst dich in Sicherheit bringen.«
    »Ich bin gekommen, um Sie zu holen.«
    Doch Theodor rührte sich nicht. Er zeigte auf seine Fesseln. »Diese Ketten werden nicht zerbrechen, was auch immer du tust.« Er zog einmal kräftig daran, als wollte er seinen Worten Nachdruck verleihen. »Hast du für den Ballon, den ich dir gegeben habe, Verwendung gefunden?«
    Juniper nickte wieder.
    »Du bist ein mutiges Mädchen. Die Welt braucht Menschen wie dich. Und darum musst du gehen. Jetzt.«
    »Aber es muss doch eine Möglichkeit geben, Sie zu befreien!«
    »Diese Ketten lassen sich mit keinem Schlüssel öffnen. Sie wurden von dunklen Händen geschaffen, von etwas, das über unseren Verstand hinausgeht. Vielleicht wird eines Tages ein kluges Mädchen wie du herausfinden, wie man sie öffnet. Doch ich versichere dir, heute kann ich nicht gerettet werden.«
    »Aber …«
    »Nein, Juniper. Er wird dich finden. Sie werden dich finden. Du musst rennen. Du musst dich jetzt in Sicherheit bringen.«
    »Theodor, ich …«
    »Jetzt!«
    In diesem Moment wurde die Tür aufgestoßen und Skeksyl humpelte über die Schwelle. Seine Haut war von Beulen und Geschwüren durchsetzt, sodass sein Körper noch unnatürlicher aussah als sonst. »Meine Ballons!«, kreischte er.
    Juniper wich ängstlich zum Baum zurück. Die Ballonsstießen gegen seine Zweige und erfüllten den Raum mit ihrer traurigen Musik. Wenn Skeksyl näher kam, würden sie sich in den Zweigen verheddern und zerplatzen.
    »Du hättest dich in Sicherheit bringen können wie dein schwacher Freund, der dich so feige im Stich gelassen hat. Aber du musstest zurückkommen. Und wofür? Für ihn?« Skeksyl zeigte mit einem Finger voller Blasen auf Theodor. »Du spielst mit Schicksalen, die wesentlich größer sind als dein eigenes, Mädchen. Und jetzt gib mir meine Ballons.« Er streckte den Arm aus, um sie zu packen. In diesem Moment griff Theodor nach seinem Hut.
    Unter dem Hut kamen unzählige fliegende Funken hervor. Sie schossen durch den Raum wie ein Bogen aus Licht und stürzten sich alle gleichzeitig auf Skeksyls Bein. Er stieß ein grauenhaftes Heulen aus, als sein Fleisch verbrannte. Der Raum füllte sich mit Rauch und Gestank, während er wie wild auf die Funken einschlug.
    »Lauf!«, rief Theodor Juniper zu. »Schnell!«
    Juniper warf ihm einen letzten Blick zu und der alte Mann nickte. »Es ist in Ordnung«, sagte er.
    Während sich Skeksyl unter dem Baum vor Schmerzen krümmte und alle Funken, die er zu fassen bekam, zwischen seinen Fäusten zerquetschte, öffnete Juniper die Tür, schlüpfte hinaus und rannte zur Treppe, die Ballons mit den geretteten Seelen fest in der Hand. Die Treppe war jetzt ganz nah.
    Hinter ihr ertönte das heisere Krächzen von Neptun, der sich an ihre Fersen heftete. Bevor sie auch nur einenBlick über die Schulter werfen konnte, um abzuschätzen, wie weit er noch entfernt war, hatte er sie bereits mit heftig schlagenden Flügeln eingeholt.
    Doch seltsamerweise griff er nicht an. Juniper konnte ihn nicht einmal sehen. Wo war er?
    Da hörte sie ein Geräusch. Peng! Ein Ballon war zerplatzt.
    Juniper wedelte wild mit den Armen, um den Vogel zu verscheuchen, doch er war außerhalb ihrer Reichweite. Peng! Peng! Peng! Drei weitere Seelen waren verloren.
    Sie nahm alle Bänder in eine Hand und griff noch einmal in ihre Tasche. Verzweifelt zerrte sie das Monokular hervor und zog es mit einer schnellen Bewegung auseinander. Dann fasste sie es wie einen Knüppel und schwenkte es durch die Luft.
    Sie landete einen perfekten Treffer. Der Rabe schoss wie ein Ball quer durch die Halle und landete
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