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ePub: Der letzte Zauberlehrling

ePub: Der letzte Zauberlehrling

Titel: ePub: Der letzte Zauberlehrling
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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ihr nicht zugetraut hatte, von dem Alten weg. Er schlug mit der geballten Faust nach ihr, streifte sie aber nur leicht am Ohr, weil sie sich rechtzeitig weggeduckt hatte. Das hätte er besser nicht getan, denn im Nu war Papillon über ihm und versetzte ihm ein paar Hiebe, bis er sich nicht mehr rührte.
    Der Erste der Dämonen, eine Art Riesenechse mit zwei Raubtierköpfen, trat aus dem Korridor und stieß ein triumphales Geheul aus. Prometheus tat einen letzten Schritt nach vorn. Der Neuankömmling sah ihn und machte Anstalten, sich auf ihn zu stürzen. Und da spürte ich es.
    Mit einem Mal wurde es ganz still um mich herum. Alles schien sich nur noch wie in Zeitlupe abzuspielen. Ich spürte eine tiefe Ruhe und Klarheit in mir, so wie damals, als ich dem Hurwil gegenüberstand. Erneut war es so, als würde die höchste Bedrohung eine mir unbekannte Kraft in mir wachrufen. Ich konnte die Beschwörungen von Prometheus und die Laute von Lothar ganz deutlich hören und fühlte, wie tief aus meinem Inneren die richtigen Töne aufstiegen. Und die Dämonen merkten es auch. Ihre Gesichter verzerrten sich. Die Riesenechse hielt mitten in ihrer Bewegung inne. Der Vormarsch der Höllenhorde im Dimensionskorridor kam zum Stillstand. Die Zeit blieb stehen.
    So kam es mir jedenfalls vor, aber es war nur der Bruchteil einer Sekunde, der verstrich. Mit aller Kraft stieß ich meine Beschwörungslaute aus.
    Und dann ging alles ganz schnell.
    Das Echsenwesen wurde wieder in den dunklen Tunnel zurückgesogen wie in ein riesiges Staubsaugerrohr. Die beiden Dämonenbotschafter steckten die Köpfe zusammen, dann packte einer von ihnen Pompignac am Arm, der andere den Erzkanzler. Mit schnellen Schritten eilten sie auf den Eingang des Dimensionskorridors zu. Sie spürten, dass wir die Oberhand gewannen, und zogen es vor, in ihre Dimension zurückzukehren. Warum sie Pompignac und den Erzkanzler mitschleppten, konnte ich nur ahnen. Sicher nicht, um ihnen einen feierlichen Empfang zu bereiten.
    Die beiden waren so überrascht, dass sie erst reagierten, als sie sich bereits am Eingang des Tunnels befanden. Mit lautem Aufschrei versuchten sie, sich dem Griff der Dämonen zu entziehen. Pompignac wäre das auch beinahe gelungen. Er warf sich nach hinten, und sein Arm entglitt der Hand des Dämons, bis der ihn nur noch an den Fingerspitzen festhielt. Der Zauberunternehmer streckte seinen freien Arm in unsere Richtung aus und schrie mit angstverzerrtem Gesicht um Hilfe.
    Ich zögerte keine Sekunde. Er war zwar ein Lump, aber das Schicksal, das ihn auf der anderen Seite erwartete, hatte auch er nicht verdient. Ich machte einen Sprung nach vorn und ergriff seine Hand. Aber auch der Dämon hatte ihn wieder fester gepackt. Zentimeter um Zentimeter rutschten wir in Richtung des Korridors.
    Die Schreie des Erzkanzlers, der mit seinem Dämon bereits im Tunnel verschwunden war, hallten mir noch in den Ohren, als Moriarty mich an der Schulter packte. Er stieß eine seiner merkwürdig klingenden Beschwörungen aus, und für einen Moment hatte es den Anschein, als neige sich die Waage zu unseren Gunsten.
    Doch dann streckte der Dämon, dessen zuvor starres Gesicht jetzt von Wut und Hass verzerrt war, die freie Hand in den Tunnel. Die Energie des Korridors schoss in seinen Körper und umgab ihn mit einer Hülle aus züngelnden blauen Blitzen. Mit einer schnellen Bewegung richtete er seinen Arm auf uns.
    Moriarty riss mich gerade noch rechtzeitig zu Boden. Über unsere Köpfe fegte ein Feuerblitz hinweg. Durch den Sturz hatte ich Pompignacs Hand loslassen müssen, und als ich aufblickte, verschwand er bereits mit dem Dämon im Tunnel. Erneut begannen die Lichtbögen zwischen dem Zylinder mit dem Überzauber und den Maschinen zu flackern und zu springen, diesmal aber in umgekehrter Richtung. Abermals schwoll das Heulen an. Die schwarze Röhre schrumpfte. Ich sah, wie die Höllenhorde kehrtmachte und floh, aber es war zu spät. Der Korridor sackte in sich zusammen wie ein leerer Luftballon. Alles, was sich darin befunden hatte, war für ewig zwischen den Dimensionen gefangen.
    Das Heulen erstarb. Meine Lippen hatten aufgehört, sich zu bewegen. Nur Prometheus und Lothar murmelten immer noch vor sich hin. Der Alte, der soeben noch den Dämonen wie ein Gigant entgegengetreten war, hatte wieder seine normale Größe. Er fiel auf die Knie. Noch einmal streckte er seinen Arm in Richtung des Zylinders mit dem Überzauber aus. Noch einmal stießen er und Lothar nahezu
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