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ePub: Ashes, Ashes

ePub: Ashes, Ashes

Titel: ePub: Ashes, Ashes
Autoren: Jo Treggiari
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uns verfolgen?«, fragte Aidan.
    Lucy dachte an Mrs. Reynolds und schüttelte den Kopf. »Nein. Sie haben, was sie brauchen.«
    In diesem Moment öffnete sich der Himmel und es begann zu regnen, ein heftiger Schauer, der sie augenblicklich durchweichte, der aber so warm war wie ein Frühlingsregen. Lucy sah in den von Blitzen erhellten Himmel hinauf und ließ sich von den dicken Tropfen das Haar aus dem Gesicht waschen. Falls die Hunde losgelassen wurden – der Regen würde ihre Fährte verwischen.
    Der Nebel hatte sich verzogen und die Luft roch frisch und sauber. Der dumpfe Schmerz in Lucys Kopf klang zu einem leisen Pochen ab. Sammy trug eines der Kinder auf dem Rücken, das andere hatte Del an die Hand genommen. Lucy hörte, wie sie es mit freundlicher, leiser Stimme zum Laufen ermunterte. Es war ungewohnt, Del so fürsorglich zu erleben.
    Der verwaiste Parkplatz glitzerte wie eine Eisfläche. Sie rannten durch den Regen und verlangsamten ihr Tempo erst, als sie an die Brücke kamen. Lucy sah zum Turm zurück. Das rote Licht war erloschen.
    Aidan legte seinen Arm um ihre Taille, und Lucy schmiegte sich an ihn, sorgsam darauf achtend, dass sie Aidan weder an seiner verletzten Rippe noch am Arm wehtat.
    »Welchen Weg?«, fragte er.
    Lucy sah nach vorn. Del, Sammy und die Kinder waren schon auf der Brücke, kamen aber nur sehr langsam voran. Mit den müden Kleinen und in ihrem erschöpften Zustand würden sie ewig brauchen, bis sie das Camp erreichten. Lucy ließ ihren Blick über den Horizont wandern. Über die windgepeitschten Wellen des Harlem-Sees spannte sich die lange Brücke. Dahinter begann die Wildnis. Sie war ihr so vertraut wie die Linien ihrer Handfläche.
    Lucy schloss die Augen, und in ihrer Vorstellung lief sie durch das Watt, durch den kleinen Wald, über die Salzmarschen mit den kranken Pinien, an den Überresten ihres Unterschlupfs vorbei und zum Great Hill. Und dann weiter über das unwegsame Gelände aus Schluchten, Steilhängen und Hängebrücken, die bei der geringsten Brise wie wild zu schaukeln begannen. Über den Steilfelsen würden sie die Kinder hinauftragen oder sonst wie aufwärts befördern müssen. Aidan und Sammy waren verletzt. Und ihre eigenen Knochen schmerzten allesamt so sehr, dass sie kaum einen Fuß vor den anderen setzen konnte.
    Lucy wandte sich von dem Dickicht der hohen Bäume ab und warf einen kurzen Blick auf das aufgewühlte Meer, das sie zwischen den schwarzen Stämmen hindurch erkennen konnte. Sie blickte auf die breite befestigte Straße, die sich fünf Meilen weit nördlich schlängelte, bevor sie in Hell Gate mündete. Es war die Straße, über die die Sweeper immer gekommen waren.
    »Was für eine Frage?«, meinte sie mit einem Grinsen. »Wir entscheiden uns einmal im Leben für die leichtere Variante!«
    Hand in Hand mit Aidan überquerte sie die Brücke. Mit einem Mal blieb er stehen und sie prallte gegen ihn.
    »Was ist los?«, fragte sie überrascht. »Hörst du etwas?«
    Aidan legte den Finger auf die Lippen. »Psst!«, sagte er. Er zog sie zur Seite, wo die Dunkelheit sie verbarg. »Komm mal her.« Seine Stimme klang belegt.
    Del, Sammy und die Kinder waren schon fast bei der Straße. Lucy drückte sich an Aidan. Mit einem Finger streichelte Aidan über Lucys Wange bis zu ihrem Kinn herunter. Dann hob er ihr Gesicht in die Höhe.
    Jetzt sah sie nur noch ihn: seine leuchtenden Augen, das wirre Haar in der Stirn und sein üppiger Mund mit diesen gekräuselten Mundwinkeln, die sie verrückt machten! Seine Hand legte sich um ihre Wange und er beugte sich zu ihr hinunter. Mit einem Seufzer stieß Lucy den Atem aus, stellte sich auf die Zehenspitzen und drückte ihren Mund auf seine Lippen. Sie grub ihre Finger in sein Haar, schmiegte sich an ihn und spürte die wärmende Gegenwart seines Körpers und die entwaffnende Kraft seines Armes, der sie an sich drückte. Und alle Zweifel verließen Lucy und übrig blieb nur noch Glück.
    Irgendwann schob Aidan sie ein wenig von sich. Lucys Lippen brannten. Dieses Gefühl war verwirrend, ebenso wie das Verlangen, es nie mehr zu verlieren. Ihr Mund fühlte sich gar nicht mehr wie ihr eigener an.
    Aidan gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. Er fasste ihre Hand und zog sie mit sich nach Hause.

EPILOG

    »Glaubst du, es wird irgendwann aufhören zu regnen?«, fragte Lucy.
    Aidan zuckte mit den Schultern und Lucy klammerte sich fester an seinen Arm.
    »Autsch!«, rief er aus. »Könntest du vielleicht etwas sanfter
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