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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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eines Jahres. Jetzt, wo du wieder da bist, wird das Netz zerreißen, das meine Brüder und ich über Enwor gewoben haben. Aber ihr werdet alles nur noch schlimmer machen.«
    »Gibt es etwas Schlimmeres, als eine ganze Welt zu versklaven?« fragte Skar.
    »Ja«, antwortete Drask mit großem Ernst. »Eine ganze Welt zu vernichten, Skar. Ihr werdet uns schlagen, daran besteht kein Zweifel. Wir hätten euch besiegt, wir hätten die Veden besiegt, wir hätten die Sumpfleute besiegt und wir hätten vielleicht sogar die Quorrl besiegt. Aber alle zusammen seid ihr zu stark für uns. Ihr werdet siegen. Aber wenn ihr es getan habt, Skar, wenn ihr das Schwert senkt und der letzte von uns vernichtet ist, dann werdet ihr feststellen, daß ihr Enwor in einem Meer von Blut und Gewalt ertränkt habt. Du wirst die Welt, in der du geboren bist, nicht mehr wiedererkennen, wenn alles vorbei ist.«
    Seine Worte machten Skar betroffen, aber auch gleichzeitig zornig. Ohne auf die drohende Gebärde des Quorrl zu achten, trat er einen weiteren Schritt auf Drask zu und beugte sich erregt vor. »Und was erwartest du von mir, alter Mann?« fragte er aufgebracht. »Daß ich hingehe und ihnen sage, sie sollen die Waffen senken und sich ergeben? Das ist lächerlich!« »Natürlich«, erwiderte Drask. »Du würdest es nicht tun, und selbst, wenn du es tätest, würden sie nicht auf dich hören. Es waren Männer wie Del, die unserem Plan Aussicht auf Erfolg versprachen, vergiß das nicht. Aber du kannst etwas anderes tun, vielleicht als einziger. Etwas, wozu selbst meine Brüder und ich nicht in der Lage sind.«
    »Und was?«
    »Geh zu ihnen«, antwortete Drask. »Geh zu den
Sternengeborenen,
Skar. Du kannst es.«
    Seine Worte trafen Skar wie ein Hieb ins Gesicht. Er hatte irgendeinen verrückten Vorschlag von Drask erwartet, vielleicht auch nur leere Drohungen, nicht einmal das Angebot, die Seiten zu wechseln und den
Sternengeborenen
den Sieg zu ermöglichen, um etwa damit den Menschen Enwors das Überleben zu garantieren, hätte ihn überrascht.
    Aber das?!
    »Du kannst es, Skar«, fuhr Drask fort, dem seine Erschütterung natürlich keineswegs entgangen war. »Vielleicht bist du der einzige Mensch auf dieser Welt, der es vermag, denn du bist zu einem Teil einer von ihnen.«
    »Das ist... lächerlich«, widersprach Skar. Er hatte Mühe zu sprechen. Hinter seiner Stirn tobte das Chaos, und er war nicht fähig, auch nur einen einzigen halbwegs klaren Gedanken zu fassen. Und das Entsetzlichste war, daß er es trotz allem irgendwie ... erwartet hatte.
    »Etwas von ihnen ist in dir«, beharrte Drask. »Du weißt es.
    Du hast es immer gewußt, und du weißt es auch jetzt. Geh zu ihnen, Skar. Geh zu ihnen und versuche zu tun, was meinen Brüdern und mir nicht möglich war.«
    »Und was soll das sein?« fragte Skar. Es fiel ihm noch immer schwer zu denken. Er antwortete rein automatisch, ohne wirklich zu wissen, was er sagte. Drasks Worte hatten ihn bis auf den Grund seiner Seele erschüttert. Verwirrt blickte er zwischen dem alten Mann und dem Quorrl hin und her, ohne einen von ihnen wirklich zu sehen. Alles drehte sich um ihn.
    »Bitte sie um Frieden, Skar«, antwortete Drask. »Gib ihnen, was sie haben wollen.«
    »Oh«, stieß Skar bitter hervor. »Mehr nicht? Du verlangst von mir, daß ich ihnen Enwor schenke?«
    »Es ist eure einzige Chance«, versicherte Drask. »Nicht Enwor. Nur einen kleinen Teil. Gib ihnen einen Teil, um das Ganze zu retten. Wir können sie nicht besiegen. Niemand kann das.
    Aber wir können mit ihnen leben.«
    »So wie die Alten?« fragte Skar böse.
    Drask versuchte, eine abfällige Geste zu machen, was aber durch seine aneinandergeketteten Handgelenke kläglich mißlang. Der Kopf des blinden Quorrl ruckte drohend herum, als er das Klirren des silbernen Stahles vernahm. »Die Alten waren Narren«, antwortete Drask heftig. »Sie hatten die Macht von Göttern, aber sie waren Narren. Sie holten die
Sternengeborenen
vom Himmel, aber sie begriffen nicht, daß man einem Volk nicht seine Welt nehmen kann, ohne ihm eine andere zu geben.«
    »Vielleicht waren sie der Meinung, Enwor für sich selbst zu brauchen«, gab Skar sarkastisch zu bedenken, aber Drask schien seine Worte gar nicht zu hören.
    »Als sie begriffen, was sie getan hatten, war es zu spät«, fuhr der Magier fort. »Sie versuchten, zusammen mit den
Sternengeborenen
zu leben, aber dieser Versuch scheiterte. Du weißt, was geschah.«
    O ja, das wußte er. Er hatte Velas
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