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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Skar wirklich recht hatte. Er seufzte. »Weiß dein Freund Del, wie närrisch das alles hier ist?« fragte er. »Ein blinder Quorrl, dem mein böser Blick nichts anhaben kann?«
    »Sei froh, daß es diesen blinden Krieger gibt«, antwortete Skar. »Del hätte dir die Augen ausstechen lassen ohne ihn.«
    Das war wahr. Es hatte Skar große Überredungskunst gekostet, Del diesen Gedanken auszureden, und er war bis zuletzt nicht sicher gewesen, ob es überhaupt klug war. Schließlich hatten Dutzende von Männern gesehen, wie Drask ein halbes Dutzend Quorrl getötet hatte, einfach nur, indem er sie
ansah.
»Fesseln aus Sternenstahl«, fuhr Drask fort, als hätte er Skars Worte gar nicht gehört. »Eine Droge, die meinen Geist betäubt, und eiserne Türen mit drei Schlössern.« Er blickte wieder zu Skar auf und schüttelte den Kopf. »Ihr habt sehr viel Angst vor einem einzelnen Mann. Und ihr begreift nichts. Ihr werdet verlieren, Skar.«
    »So?« Skar machte eine zornige Bewegung, welche die ganze Festung einschloß. »Bisher sieht es eher so aus, als hättest
du
verloren. Deine famose Burg hat uns nicht sehr lange aufgehalten.« Er machte eine Geste nach oben und hinter sich. »Und das Eis auf dem Fluß bricht auf. In einer Woche überwinden wir die Berge. Was soll uns dann noch aufhalten? Das lächerliche Heer, das sich in Ikne sammelt?«
    »Ihr werdet es besiegen, ich weiß«, antwortete Drask gleichmütig. »Aber gebt acht, daß ihr euch nicht totsiegt, Satai. Eine gewonnene Schlacht ist nicht alles.«
    Skar sah den alten Magier scharf an. Drasks Gesicht war gezeichnet von Schmerz und Alter und vor allem dem Prozeß des Sterbens, der vor zwei Tagen begonnen hatte und nun bald zu Ende sein würde. Aber es strahlte auch gleichzeitig eine sonderbare Art von Kraft aus, jene innere Kraft, die unerschütterliche Überzeugung verriet, das Wissen um Dinge, die allen anderen Menschen verborgen waren. Trotz seiner erbärmlichen Erscheinung und seines Sterbens hatte Drask noch immer eine Art von Größe an sich, die Skar schaudern ließ.
    »Du hast mich gefragt, warum ich dich rufen ließ, Satai«, fuhr Drask nach einer Weile fort. »Ich will es dir sagen. Ich erwarte nicht, daß du mir glaubst, aber ich bin jetzt frei. Die Macht der
Sternengeborenen
ist nicht mehr in mir. Ich bin wieder der, welcher ich war, ehe ich zu ihnen ging, und ich sehe die Dinge jetzt, wie sie wirklich sind.«
    »Und du bereust alles und willst mich warnen, mit deinen letzten Atemzügen.« Der böse Spott, den Skar in diese Worte hatte legen wollen, gelang ihm nicht. Sie klangen einfach nur so, wie sie waren: dumm.
    »Nein«, widersprach ihm Drask. »Ich bereue nichts, und ich weiß jetzt mehr denn je, daß sie siegen werden. Frage mich nicht, wer sie sind, denn ich werde dir nicht antworten. Aber ihr werdet verlieren, Skar. Ihr werdet kämpfen und siegen und euch mit diesem Sieg selbst vernichten, denn sie können nicht besiegt werden. Ich warne dich, weil ich jetzt sehe, wie es kommen wird, sehr deutlich.«
    »Du sprichst von ihnen, als wären sie Götter«, entgegnete Skar. Drask nickte. »Das sind sie. Oh, nicht jene Art von Göttern, wie sie sich die Menschen selbst erschaffen haben, Satai. Diese Art von Göttern könnt ihr vernichten, denn sie haben immer nur so viel Macht, wie die, welche sie schufen, ihnen zugestehen. Die Götter sind sterblich, aber die
Sternengeborenen
nicht.« »Wer sind sie?« fragte Skar, obgleich Drask ihm vor Augenblik-ken erst gesagt hatte, daß er diese Frage nicht beantworten würde. Drask lächelte auch nur schwach und schüttelte den Kopf. Aber er antwortete trotzdem:
    »Wesen von unbeschreiblicher Macht, Skar. Nicht einmal die Alten konnten sie besiegen, obgleich auch ihre Macht der von Göttern gleichkam.«
    »Das ist eine etwas vage Beschreibung, findest du nicht?« wandte Skar ein.
    Drask lächelte. »Die einzige, die ich dir geben kann. Und die einzige, die ich dir geben will. Ich habe dich nicht gerufen, um alle meine Geheimnisse mit dir zu teilen, Satai. Ich will dich warnen.«
    »Wovor?«
    »Vor dem, was ihr vorhabt«, antwortete Drask ernst. »Ihr könnt uns besiegen — uns, die Zauberer, nicht die, für die wir arbeiten. Ich gebe zu, daß wir euch unterschätzt haben. Niemand hat damit gerechnet, daß die Satai so stark sein würden, und niemand von uns hat damit gerechnet, daß sie sich ausgerechnet mit den Quorrl zusammentun würden. Und niemand hat mit
dir
gerechnet. Ihr werdet uns schlagen, binnen
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