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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Schreien und Waffengeklirr vom unteren Ende der Treppe und warf sich mitten in der Bewegung herum, um nach oben zu stürmen. Er wußte nicht mehr, wie viel Zeit vergangen war, seit es begonnen hatte, aber egal, wie viel oder wenig es gewesen sein mochte, es war auf jeden Fall genug, daß sich schon Tausende von Quorrl im Inneren der Festung befanden. Und wahrscheinlich gab es nicht mehr viele Verteidiger, die sich ihnen in den Weg stellten.
    Er erreichte die nächste Etage, wandte sich nach links und rannte mit weit ausgreifenden Schritten los. Schwarze Schatten huschten über die Wände. Vor einem Fenster hing etwas, das ein staubverkrustetes Spinnennetz sein mochte, genausogut aber auch etwas entsetzlich anderes. Skar zwang sich, nicht hinzusehen, warf sich durch die Tür am Ende des Korridores — und prallte mit einem gellenden Schrei zurück.
    Heute morgen, als er das letzte Mal hiergewesen war, war dieser Raum ein Lager gewesen, eine kleine halbrunde Kammer, in der Waffen und Verbandszeug bereitgehalten wurden und eine Handvoll Männer der Schlacht entgegendösten.
    Jetzt war es wie ein Blick in die Hölle.
    Das Grau der Wände war einem schwarzen, zuckenden Teppich gewichen. Tausende von langen, sich überkreuzenden und verknotenden Fäden verwandelten die Kammer in ein gigantisches dreidimensionales Spinnennetz, so dicht gewoben, daß man kaum die Hand hindurchstrecken konnte, ohne einen der Fäden zu berühren. Schwarze, faustgroße Klumpen, die auf entsetzliche Weise zu
leben
schienen, hingen wie pumpende amorphe Herzen inmitten des Höllengespinstes.
    Und auf dem Boden lagen drei mannsgroße, unförmige Kokons. Sie bewegten sich. Lebten. Nein, dachte Skar entsetzt, sie lebten nicht — sie
umschlossen etwas Lebendes.
    Dann platzte eine der schwarzen Hüllen auf, teilte sich mit einem widerwärtigen feuchten Geräusch und gewährte ihm einen Blick auf ein graues, von entsetzlicher Qual verzerrtes Gesicht. Der Mund des Mannes öffnete sich wie zu einem Schrei, aber kein Laut drang hervor, sondern etwas Schwarzes, sich Windendes, Glitzerndes...
    Skar schrie auf, taumelte zurück und rannte wie von Furien gehetzt los. Aber er hörte erst auf zu schreien, als er die Treppe erreichte und die ersten Quorrl vor ihm auftauchten.

D er Weg zum Hauptturm war ein Alptraum. Die Quorrl waren überall, aber es gab keine Schlachtordnung mehr, keinen irgendwie gelenkten Angriff, sondern buchstäblich Tausende von einzelnen, mit verbissener Wut geführten Handgemenge, in denen die Verteidiger die heranwogenden Schuppenkrieger vergeblich zurückzudrängen versuchten. Skar wurde in ein Dutzend Kämpfe verwickelt, während er sich bemühte, über den Hof den überdachten Gang zu erreichen, der ihn zur Rückseite des Turmes führen würde, und kurz, bevor er ihn endgültig fand, wurde er in eine regelrechte Schlacht verwickelt, als sich dreißig oder vierzig Quorrl zugleich auf eine kleine Gruppe von Veden stürzten, die sich zu einem Abwehrkreis zusammengeschlossen hat-ten. Er schrie ununterbrochen Titchs Namen, aber natürlich hörte ihn der Quorrl nicht. Und Skar war nicht einmal sicher, daß er den Kampf noch hätte beenden
können,
selbst wenn er es gewollt hätte. Was hier geschah, hatte nichts mehr mit Krieg zu tun, es war keine Schlacht mehr, sondern ein Schlachten, ein sinnloses Gemetzel Tausender verzweifelter Individuen, die nicht einmal wußten, daß nicht sie es waren, die ihr Handeln bestimmten.
    Irgendwie gelang es ihm, den Hof zu überqueren und sich aus dem Kampf zu lösen, und irgendwie gelang es ihm auch, den zahllosen kleineren Gefechten und Getümmeln aus dem Weg zu gehen, die sich im Inneren der Burg abspielten.
    Was er nicht sah, war das Netz. Es war da, er spürte es, hier, überall in der Burg, durchwob jeden Stein mit schwarzen Nerven-fäden, die Teil eines einzigen gewaltigen Körpers waren, aber es blieb unsichtbar.
Es wartet!
dachte er entsetzt. Es wartete darauf, die Falle endgültig zuschnappen zu lassen, wartete auf die Tausende und Abertausende von Quorrl, die bereitstanden, die Festung zu erstürmen, und deren Haß seine Nahrung war.
    Und vielleicht war das seine Chance. Wenn er Kiina fand und es ihm gelang, sie hier herauszubringen
(Herauszubringen?
wisperte eine spöttische Stimme hinter seiner Stirn.
Aber wie denn?),
wenn es ihm gelang, bevor die Falle wirklich zuschnappte, dann hatte sie vielleicht eine Chance.
    Als er bis auf zehn Schritte an die Treppe herangekommen war, schrie eine
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