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Enwor 11 - Das elfte Buch

Enwor 11 - Das elfte Buch

Titel: Enwor 11 - Das elfte Buch
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Aus dem geborstenen Dach schlugen Feuerlohen wie glühende Speerspitzen in den Himmel. Schwärzer, fettiger Rauch stieg von dem toten Drachen auf und Millionen winziger, rot glühender Funken regneten wie feurige Käfer auf die benachbarten Gebäude hinab. Wenn nicht im letzten Moment ein Wunder geschah, würde das Feuer auf alles Brennbare überspringen und den ganzen Tempelkomplex in Schutt und Asche legen.
    Obwohl das unglaubliche Schauspiel eine Art morbider Faszination auf ihn ausübte, riss sich Skar unverzüglich von dem Anblick los. Es blieb kaum noch Zeit, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen.
Das Buch ist tatsächlich der Schlüssel zu allem,
hallte Marnas Satz in ihm wider. Er musste es unbedingt in seine Hände bekommen. Mit Riesensätzen jagte er auf den Eingang des seitlichen Tempels zu, in dem er das Buch vermutete — es lag weit genug vom Hauptgebäude entfernt, um bislang von den Flammen verschont geblieben zu sein — schlug die Tür mit einer ungeduldigen Handbewegung beiseite…
    … und erstarrte angesichts des unglaublichen Schauspiels, das sich ihm bot.
    Die Verheerung war hier weitaus weniger schlimm, als er erwartet hatte. Ein Schwall unangenehmer Wärme schlug ihm entgegen und ein Knistern und Prasseln im Hintergrund gemahnte ihn, dass auch hier bereits der Funke der Vernichtung übergesprungen war, der sich in wenigen Minuten zu einem tosenden Inferno entfachen konnte. Doch noch wirkte der erstaunlich große Raum, in den er gestolpert war, unversehrt. Seine Wände waren mit unzähligen Bildern geschmückt und mit Miniaturen, die in kleinen, halbrunden Nischen untergebracht waren und Menschen in fremdartigen Gewändern zeigten. Überall brach sich das Licht blitzend auf Gold und edlen, geschliffenen Steinen und von der Decke wölbten sich schwere Bahnen aus dunkelrotem Samt wie ein gewebter Wolkenhimmel.
    Doch das war es nicht, was seine Aufmerksamkeit auf sich zog.
    Es waren der Satai und der Quorrl, die in unmittelbarer Nähe des aufwändig geschnitzten Schreins in der Mitte des Raumes standen, und das Mädchen, das der Satai mit festem Arm umklammert hielt.
    Esanna!
    »Der Verräter«, schrie der Satai. Er stieß Esanna zur Seite und stürmte auf ihn zu.
    Doch der Quorrl war schneller. Wie ein zum Leben erwachter Alptraum jagte er ansatzlos auf Skar zu und war bei ihm, kaum dass dieser sein
Tschekal
gezogen hatte. Mit einem bösartigen Knurren hob der Reptilienkrieger sein Zackenschwert, um es auf Skar niedersausen zu lassen.
    Skar wich dem Koloss mit einer blitzschnellen Bewegung aus, drehte sich ansatzlos einmal um die eigene Achse und trat seinen Stiefel mit voller Wucht ins Gesicht des Geschuppten. Der Kopf des Quorrl schlug zurück, aber der Gigant taumelte nicht nach hinten, ja, er schwankte nicht einmal. Das war sein Verderben. Mit einer präzisen Bewegung riss Skar sein
Tschekal
nach oben und legte alle Kraft in den einen, entscheidenden Schlag. Der Sternenstahl spaltete die Schuppen auf seiner Brust und wühlte sich tief ins Fleisch hinein, riss eine entsetzliche, bis auf die Knochen klaffende Wunde, die vom Rippenansatz bis fast zum Hals reichte und damit der Wunde des gestern seinen schweren Verletzungen erlegenen Satai glich, um dann noch tiefer und breiter aufzuklaffen, denn Skar ließ die Klinge beim Zurückgleiten zwei schnelle Drehungen zu rechten und zur linken Seite machen.
    Während der Quorrl mit einem stumpfen, unmenschlichen Laut in sich zusammenbrach, war auch schon der Satai heran.
    »Stirb«, schrie der junge Krieger außer sich. Sein Schwert wischte Skars eigene Klinge fast mühelos zur Seite — der Mann war unglaublich schnell und erstaunlich geschickt —und ließ seine Waffe genau in die Richtung von Skars Herz vorzucken. Skar spürte, wie das
Tschekal
über seinen Brustharnisch schrammte, während er sich gleichzeitig mit einer Seitwärtsbewegung der blitzschnell vorgetragenen Attacke zu entziehen versuchte.
    Aber er war zu langsam. Die Klinge riss seinen Harnisch auf und strich über seine Brust, und einen schrecklichen Augenblick lang glaubte Skar schon das Schwert seinen Körper durchbohren zu fühlen, denn unter normalen Bedingungen wäre es tiefer eingedrungen und hätte ihn vielleicht sogar ansatzlos getötet, ebenso schnell und überraschend, wie er den Quorrl erledigt hatte. Aber zu seiner Überraschung drang die Klinge seines Gegners nicht tiefer; es war das in Skars Brust eingegrabene Zeichen, das wie ein riesiger Diamant über seinem Herzen
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