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Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)

Titel: Entzweit : Vereint (ambi : polar) (German Edition)
Autoren: Jana Louka
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entrinnen zu können.
    Nachdem ich einige Straßen zwischen uns gebracht hatte, atmete ich erleichtert auf. Auch der Druck in meinem Kopf verschwand wie von selbst, was mir zwar ein wenig seltsam vorkam, doch letztendlich war ich nur froh, dass er weg war.

I m Laufe der Woche setzte ich meine Angewohnheit der vorhergehenden Woche fort und verbrachte außerhalb der Vorlesungen viel Zeit in der Bibliothek. Ich konnte mich noch immer nicht an das anonyme Gewusel auf dem Campus gewöhnen und versteckte mich so meistens hinter meinen Büchern. Mir war bewusst, dass das so nicht richtig war, und ich mich darum bemühen sollte, Kontakt zu anderen Studenten zu bekommen, doch ich konnte mich einfach nicht dazu aufraffen. Ich hatte das Gefühl, mir fehlte irgendein entscheidender Zugang zur Welt der anderen Studenten. Obwohl das Unsinn war, da mich im Grunde von meinen Kommilitonen nichts trennte. Wir gingen in dieselben Vorlesungen, lasen dieselben Bücher für den Unterricht, hatten im Grunde also zumindest ein gemeinsames Interesse und dennoch kam es mir so vor, als trennten uns Welten. Ich konnte es mir nicht erklären, aber es lähmte mich und ließ mich erneut in die Rolle der Außenseiterin verfallen, die sich vor allen zurückzog und hinter ihren Büchern versteckte. Es war, als hätte ich mein altes Leben nie verlassen, sonder nur den Ort gewechselt. Ich fühlte mich einsam und vom Glück verschmäht und konnte es daher kaum fassen, als das Glück mir unerwartet mitten in der Bibliothek zuwinkte.
    Als ich den Aushang für die Suche nach einer Aushilfskraft für die Verwaltung der Bibliothek bemerkte, da überfiel mich eine seltene Euphorie gemeinsam mit der stillen Hoffnung, dass mein Wunschleben vielleicht doch noch eine Chance bekam.
    Mit neuem Enthusiasmus erfüllt, suchte ich umgehend den Verwalter der Bibliothek auf. Er war ein mürrischer Mann mittleren Alters, der meine Faszination für Bücher wohl nicht ganz nachvollziehen konnte, auf jeden Fall musterte er mich misstrauisch, als ich ihm von meiner Begeisterung über die Bibliothek erzählte. Anscheinend gab es nicht allzu viele Bewerbungen für diesen Job, zumal er auch nicht sonderlich gut bezahlt wurde, doch ich wollte ihn unbedingt haben. Er schien mir weit besser zu sein, als in irgendeinem Café zu bedienen, was letztendlich die einzige Alternative darstellen würde. Die Aussicht, in der Bibliothek in Ruhe und völliger Abgeschiedenheit irgendwelchen Verwaltungstätigkeiten nachzugehen, erschien mir da wesentlich attraktiver.
    Zu meiner Überraschung sagte mir Monsieur Faubart, wie der Bibliothekar hieß, sofort zu. Unter der Voraussetzung, ich könnte sofort beginnen, weil eine Menge Arbeit anliegen würde. Ich konnte mein Glück wirklich kaum fassen und sagte mit einem fetten Lächeln sofort zu. Und das Lächeln legte sich auch dann nicht, als mir Monsieur Faubart einen Platz in seinem Büro zuwies, wo sich Unmengen von Dokumenten stapelten, die eingescannt und im Computer abgespeichert werden mussten.
    Es handelte sich um diverse Abhandlungen etlicher weltweiter Fachinstitute, die der Allgemeinheit in elektronischer Form zur Verfügung gestellt werden sollten. Das war nicht unbedingt eine spannende Arbeit, aber fürs Erste war ich damit vollauf zufrieden.
    Ich hatte einen Job! Einen, der mir definitiv mehr Spaß machen würde, als zu kellnern, auch wenn man dabei mit Sicherheit das Doppelte verdienen konnte. Aber dann musste ich mir eben noch einen zweiten Job suchen. Zunächst war ich glücklich, überhaupt einen Job ergattert zu haben und vielleicht fand ich auch bald ein kleines Zimmerchen in einer WG, das ich mir leisten konnte. Mein Leben erschien mir plötzlich wesentlich heller und aussichtsreicher.
    Ich war so guter Laune, als ich nach Hause kam, dass es sogar meiner Schwester sofort auffiel, die gerade dabei war, ihr Freitagabendoutfit zusammenzustellen.
    „Was gibt es so Erfreuliches? Hast du einen netten Kerl kennengelernt?“
    Das war mal wieder typisch Marianne. In ihrem Leben drehte sich alles nur um Männer und Mode. „Nee, was viel Besseres! Ich habe einen Job gefunden“, rief ich triumphierend aus.
    „Ach, so.“ Mariannes Interesse ließ augenblicklich nach.
    Ich ging in die Küche, um mir ein Glas Wasser einzuschenken. „Wenn ich jetzt noch ein billiges WG-Zimmer finde, dann hast du dein Reich bald wieder ganz für dich allein“, rief ich ihr aus der Küche fröhlich zu, da ich der Überzeugung war, dass sie das doch auch
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