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Entscheidung der Herzen (German Edition)

Entscheidung der Herzen (German Edition)

Titel: Entscheidung der Herzen (German Edition)
Autoren: Laura Thorne
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lieβen. Sie hörte das Klappern von Töpfen und Pfannen aus der Schlossküche und einen rumpelnd in den Hof fahrenden Wagen.
    Zwei Knechte stritten sich lauthals, bis Margarete kam und sie mit strengen Worten zur Ordnung rief. Auf dem Schlosshof hörte sie, dass ihre Brüder sich wieder einmal im Fechten übten. Die helle Stimme Jonathans, der mit seinen zehn Jahren gerade mal den Degen halten konnte, drang bis in ihr Zimmer.
    »Hey«, rief er mit trotzigem Unterton. »Du hast geschummelt. Du hast getan, als würdest du von links kommen und jetzt kommst du von rechts.«
    Sie hörte ihren älteren Bruder David lachen: »In einem echten Kampf sind nicht alle Gegner fair. Du musst damit rechnen, getäuscht zu werden. Und genau das will ich dir gerade beibringen.«
    Cathryn hatte all das schon hundert Mal gehört und doch war es heute anders. Die Sonne schien heller, der Wind wehte sanfter, die Gerüche drangen schmeichelnder in ihre Nase. Alles hatte sich verändert. Sie sah die Welt mit anderen Augen, hörte mit neuen Ohren, schmeckte mit doppelter Zunge.
    Sie war kein Mädchen mehr. Sie war eine Frau. Stolz erfüllte sie. Groβer Stolz und ein Glück, dass sie kaum fassen konnte. Sie liebte und sie wurde geliebt!
    »Cassian, ach, Cassian«, flüsterte sie vor sich hin. Am liebsten wäre sie aufgesprungen und zu ihm gerannt. Auf die Felder hinaus, auf denen er als Schnitter arbeitete. Auf Felder, die einst ihm gehört hatten und nun zum Besitz Sir Baldwin Humberts zählten.
    Es war ein Unglück. Ein groβes Unglück für sie beide, doch daran wollte sie nicht denken. Sie war zu glücklich. Die Liebe, dachte sie, reicht aus. Sie brauchte so wenig. Ein bisschen Brot, ein wenig Wasser, einen geschützten Platz zum Schlafen. Sie würde alles ertragen können, Hauptsache, sie war mit Cassian zusammen. Er war die Essenz ihres Lebens. Alles andere nur Beiwerk. War sie bei ihm, brauchte sie nichts sonst. Erst, wenn er weg war, erwachten ihre normalen Bedürfnisse, spürte sie Hunger und Durst, Kälte und Müdigkeit.
    Doch heute war sie einfach nur glücklich. So glücklich wie noch nie zuvor. Wenn sie die Augen schloss, konnte sie ihn vor sich sehen. Ihre Finger fühlten noch seine Haut, ihr Mund schmeckte seinen Atem, in ihrer Nase lag sein Geruch.
    Oh, sie war so glücklich. Cathryn wälzte sich im Bett herum, wusste nicht, was sie tun sollte, um dieses Glück aushalten zu können.
    Es klopfte an der Tür. Sehr energisch wurde die Klinke gedrückt und Margarete stand im Zimmer. In der Hand trug sie ein Tablett mit Mandelmilch und weiβem Brot.
    »Raus aus den Federn, Lady Cathryn«, bestimmte sie und stellte das Tablett auf einer kleinen Anrichte ab.
    »Ihr stehlt dem Herrgott ja den Tag!«
    Cathryn lachte. »Ach, Margarete, sei nicht so brummig. Setze dich lieber zu mir ans Bett und rede mit mir. Erzähl mir den neuesten Klatsch.«
    »Ich habe Besseres zu tun. Und auch Ihr solltest Euch sputen. Die Lordschaft wird bald zurück sein und ich glaube nicht, dass Lady Elizabeth Eure Nachlässigkeit duldet.«
    Cathryn seufzte. Dann sprang sie aus dem Bett, umarmte Margarete und machte sich mit einem Bärenhunger über ihr Frühstück her.
    Sie war gerade aus dem Bad gestiegen und bürstete ihr Haar, als sie die Kutsche ihrer Eltern in den Schlosshof fahren und vor dem Portal halten hörte.
    Sie warf die Bürste in eine silberne Schale und rannte, die Röcke mit beiden Händen gerafft, die Treppe hinunter.
    »Mama!«, rief sie und stürzte Lady Elizabeth direkt in die Arme.
    Die Mutter lächelte. »Wann wirst du endlich erwachsen, Cathryn?«, fragte sie mit leisen Tadel, doch in ihren Blicken las Cathryn Stolz und Milde.
    Sie sah ihrer Mutter in die Augen. »Ich bin erwachsen. Du wirst es nicht glauben. Seit gestern Nacht bin ich erwachsen.«
    Noch bevor ihre Mutter nachfragen konnte, mischte sich Lord Arthur Jourdan, ein stattlicher Mann um die Fünfzig, in das Gespräch.
    »Wir haben etwas mit dir zu besprechen. In einer Viertelstunde erwarten wir dich in unseren Gemächern.«
    Streng klangen seine Worte, streng war sein Blick, doch Cathryn wusste nur zu gut, dass sich hinter dieser Strenge ein groβes Herz verbarg.
     
    Lady Elizabeth saβ kerzengerade in ihrem Lehnstuhl. Sie hatte ein Glas mit Minzwasser vor sich stehen, an dem sie hin und wieder nippte.
    Auch Lord Arthur saβ nicht so entspannt wie sonst seiner Frau gegenüber. Sein Gesicht war ernst.
    »Setze dich«, sagte er, als Cathryn das Gemach betrat.
    »Was ist
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