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Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)

Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)

Titel: Entfesselt: House of Night 11 (German Edition)
Autoren: P.C. Cast , Kristin Cast
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erreicht, als LaFonts Frau zu schreien begann.
    Bei ihrem Gekreische musste Neferet lächeln, und auch ohne die Dienste der verhüllenden Finsternis huschte die Tsi Sgili mit der überweltlichen Leichtigkeit der Unsterblichen davon. Während ihrer Flucht durch das wohlhabende Viertel im Zentrum Tulsas stellte sie sich vor, wie sie auf einen Sterblichen wirken musste, der das Glück hatte, zufällig aus dem Fenster zu spähen. Wie eine scharlachfarbene Banshee, ein böser Geist aus uralter Zeit. Neferet wünschte, sie verfügte auch über den aus der alten Magie stammenden Fluch der Banshee – dass jeder Sterbliche, der die Dreistigkeit besaß, ihr einen Blick zu schenken, zu Stein erstarrte.
    Stein … Ich wünschte … ich wünschte so sehr …
    Der Tod des Bürgermeisters hielt nicht lange vor. Viel zu bald musste Neferet verlangsamen. Schwäche überkam sie in solcher Intensität, dass sie über die nächste Bordsteinkante stolperte und anhalten musste, um Atem zu schöpfen.
    Keine Häuser hier. Wo bin ich?
    Verwirrt sah sie sich um, die Augen zusammengekniffen, weil die im Stil der zwanziger Jahre gestalteten Laternen über den Parkwegen sie blendeten. Instinktiv zog sie sich aus dem Lichtschein zurück in das von schmalen Pfaden durchzogene Buschwerk in den Tiefen des Parks.
    Auf einem kleinen Hügel, umgeben von träumenden Azaleen, kam Neferet endlich wieder zu Atem, und ihre Gedanken klärten sich so weit, dass sie erkannte, wo sie sich befand.
    Woodward Park, nicht weit vom House of Night
. Sie hob den Blick und suchte nach der Skyline der Innenstadt.
Das Mayo ist zu weit entfernt. Vor Tagesanbruch schaffe ich das nicht
. Und selbst wenn sie ihr Penthouse erreichen sollte, ehe die Sonne aufstieg und sie ihrer verbliebenen Kraft beraubte, wie käme sie an den Menschen an der Rezeption vorbei? Die Finsternis gehorchte ihr nicht. Sie war, für alle weithin sichtbar, eine unbekleidete, blutbeschmierte Vampyrin – etwas, was die Menschen hassten und unbarmherzig jagen würden, insbesondere nachdem ihr Bürgermeister soeben durch einen Vampyr zu Tode gekommen war.
    Vielleicht hätte sie etwas sorgfältiger nachdenken sollen, ehe sie LaFonts miserablem Leben ein Ende bereitete.
    In Neferet regte sich ein erster Hauch von Panik. Seit der Nacht, da ihr Vater sie ihrer Unschuld beraubt hatte, war sie nicht mehr so allein und angreifbar gewesen.
    Beim Gedanken an seine großen heißen Hände, seine dicken Finger und den üblen Gestank seines Atems erschauerte die Tsi Sgili. Sie musste an die Schatten denken, die sie als Kind getröstet hatten, an die Dunkelheit, die den Schmerz ihrer zerschmetterten Unschuld gelindert hatte, und ein Schluchzen brach sich aus ihrer Brust Bahn. »Habt ihr mich alle verlassen? Ist denn keines meiner dunklen Kinder mir treu geblieben?«
    Wie zur Antwort raschelte es in den Büschen vor ihr, und ein Fuchs trat hervor. Ohne ein Anzeichen der Angst sah das Tier sie an. Ehrfürchtig bestaunte Neferet sein rötlich-bernsteinfarbenes Fell und die Klugheit in seinen leuchtend grünen Augen.
    Der Fuchs ist meine Antwort – mein Geschenk – mein Opfer
.
    Neferet scharte all ihre verbliebene Macht um sich. Flink und lautlos schlug sie zu, brach dem Fuchs mit einem einzigen Hieb den Hals. Während das Licht aus dessen Augen wich, nahm sie den Körper auf den Schoß und riss mit den Klauen die Kehle des sterbenden Tiers auf. Sie hob den Fuchs in die Höhe, und sein Blut strömte träge über ihre Arme und Brüste und tropfte rund um sie zu Boden wie ein warmer Frühlingsregen.
    »Willst ein Opfer du von mir, so labe dich an diesem Tier! Dies Blut soll nur der Anfang sein. Komm zurück, und ganz Tulsa wartet dein!«
    Die schwarzen Schatten unter den Azaleen regten sich. Bedächtig, fast zögernd, glitten wenige Fäden der Finsternis auf Neferet zu.
    Die Tsi Sgili blinzelte Tränen aus den Augen. Sie hatten sie nicht verlassen! Sie biss sich auf die Lippe, um nicht vor Dankbarkeit aufzuschluchzen, als das erste eiskalte Tentakel sie streifte, sein Ende ins warme Blut des Fuchses tauchte und sich zu nähren begann. Bald gesellten sich weitere dazu, zwar nicht die Hunderte, ja Tausende Tentakel, über die sie einst geboten hatte, aber zu Neferets Freude lockte ihr Ruf so viele von ihnen an, dass sich der Boden ringsum in ein wimmelndes Nest aus Finsternis verwandelt zu haben schien. Tief atmete sie die Nacht ein und spürte der pulsierenden Macht darin nach. Wenn sie die vertrauten Fäden nur
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