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Engpass

Engpass

Titel: Engpass
Autoren: Gabriele Diechler
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befestigt. Kein Laut. Nichts.
    Im Möbelladen ordert Elsa eine Garnitur, einen Schrank, Teppiche. So schnell und so wahllos hat sie noch nie eingekauft. Anna ist immer noch schweigsam. Die Augen hat sie zu kleinen Schlitzen verengt. Plötzlich klingelt ihr Handy. Sie rennt in einen der Gänge, in dem Büromöbel angeboten werden. Elsa schaut ihr nach. Ob der Anruf ihre Stimmung bessern wird, ist fraglich.
    Als sie der Kassiererin ihre Kreditkarte hinhält, klingelt auch ihr Mobiltelefon. Hartmut. Sie bittet ihn um Geduld und er meldet sich gleich darauf erneut. Diesmal spricht sie mit ihm. Sicher zehn Minuten. Hartmut redet von Versöhnung, von einer gemeinsamen Zukunft, an der er nie gezweifelt habe. Von einer neuen Chance. Sie solle zurückkommen. Er vermisse sie und natürlich auch Anna. Elsa hört sich alles geduldig an. Seine Stimme klingt trotz allem vertraut. Sie wartet auf ein Gefühl. Irgendetwas, das ihr helfen könnte.
    »Es ist aus, endgültig, Hartmut! Ich reiche die Scheidung ein. Dann kannst du endlich gefahrlos ficken, wen immer du willst.«
    Am anderen Ende ist es still geworden. »Du bist geschmacklos«, meint Hartmut kühl, bevor er auflegt.
    »Ich weiß«, antwortet Elsa. »Und es tut mir leid.« Die Kassiererin wirft ihr einen Blick zu. Undefinierbar.

3. Kapitel

     
    Das Gerichtsmedizinische Gebäude wirkt kalt und abweisend. Degenwald steuert den Seiteneingang an. Elsa folgt ihm. Der erneute Anruf von Hartmut hat sie durcheinandergebracht. Warum will er sich plötzlich mit ihr versöhnen?
    Ihr fröstelt, als sie den grau gefliesten Gang entlang gehen. Degenwald ist heute unrasiert zur Arbeit erschienen. Irgendwie wirkt er vernachlässigt. Ob er eine Frau hat? Elsa seufzt. Sie weiß nichts Privates über den Mann, mit dem sie neuerdings zusammenarbeitet. Warum nur hat sie dauernd das Bedürfnis, ihm etwas an den Kopf zu knallen? Sie missbraucht ihn. Als Ersatzobjekt für Hartmut. Degenwald muss dafür büßen, dass Hartmut sie hintergangen hat. Das ist schäbig und ungerecht.
    Als er sich nach ihr umdreht, lächelt Elsa unnatürlich.
    »Lassen Sie mich erst mal reden.« Degenwald grüßt eine junge Frau, die an ihnen vorbeigeht.
    »Wieso?«, jetzt ist Elsa wieder in Opposition. »Ich hab was zu sagen und damit halt ich nicht hinterm Berg.«
    »Warum müssen Sie ständig bocken?«, Degenwald zieht seine Augenbrauen näher zueinander.
    Ehe Elsa sich weiter aufregen kann, kommt Michael Horn auf sie zu.
    »Da seid’s ja! Frisch in München eingetroffen.«
Ohne Umschweife kommt der Pathologe zum Thema. »Es war die Maihauser. Na, ist das eine Neuigkeit?« Hörnchen grinst Degenwald entgegen. »Darauf gibst du heute Abend einen aus, das muss dir schon was wert sein.«
    Elsa steht wie ausgeschlossen neben den beiden Männern, die mal wieder alles unter sich ausmachen. »Wie wär’s, wenn ich einen ausgebe? Zum Einstand«, mischt sie sich ein.
    Michael Horn stiert Elsa entgeistert an. Für Sekunden ist es still zwischen ihnen. »Saubere Idee, Frau Kollegin!«, meint er schließlich.
    Warum hat sie den Eindruck, dass ihm das ›Frau Kollegin‹ nur rausgerutscht ist? Sie nimmt ihm nicht ab, dass er es ernst meint.
    Degenwald sagt nichts zu Elsas Vorschlag.
    Am Ende des Ganges geht eine Tür auf. Ein Mann kommt aus einem Zimmer, steht einen Augenblick mit der Klinke in der Hand da und schaut zu ihnen hinüber. Degenwald nickt in seine Richtung. Der Mann nickt zurück und kommt näher. Elsa hört seine Schuhe laut auf dem kalten Boden klacken. Klick, klack, klick, klack, bis er vor ihnen steht. Er hat ein jungenhaftes Grinsen ins Gesicht gemeißelt. Längere dunkle Haare, mit Gel nach hinten fixiert. Schmale Lippen, strahlende Augen. Er steht schlaksig, sehr schmal, in Jeans und Hemd vor ihnen.
    »Das ist Ben Fürnkreis.« Degenwald räuspert sich.
    »Von der Spurensicherung«, ergänzt Hörnchen.
    »Und das ist Elsa Wegener. Kriminalpsychologin aus Köln.« Degenwald deutet auf Elsa, schaut aber zu dem jungen Mann, der ihm gegenübersteht. »Sie ist seit Kurzem unsere Verstärkung.«
    Fürnkreis grinst weiter fröhlich vor sich hin und streckt die Hand aus. »Sie sind das?« Es klingt aufgeschlossen.
    »Ja, ich bin das!« Elsa will es dem Mann leicht machen und versucht ein harmloses Lächeln.
    »Hab schon von Ihnen gehört. Schön, dass Sie Karl unter die Arme greifen. Der Arme fühlt sich manchmal richtig verloren. Aber jetzt …, wo Sie da sind …«, Fürnkreis taxiert Elsa sekundenschnell,
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