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Engpass

Engpass

Titel: Engpass
Autoren: Gabriele Diechler
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»… wird’s ihm weniger langweilig sein, vermute ich.«
    Degenwald wirft Fürnkreis einen tadelnden Blick zu. Der hebt entschuldigend die Hände und grinst immer noch.
    »Ich hab die Sache mit Silke Maihauser weitergeleitet. Da wird was auf euch zukommen. Ihr müsst die ganze Chose wiederkäuen. Da sind ’ne Menge Mannsbilder drin verwickelt.«
    Elsa schaut Hörnchen fragend an.
    »Die Maihauser hatte ordentlich was auf dem Kerbholz, wie man so schön sagt.« Jetzt blökt der Gerichtsmediziner ein ordinäres Lachen heraus.
    Ben Fürnkreis lacht mit. »Muss damals ’n steiler Zahn gewesen sein, was ich so gehört hab.«
    »Sag lieber, was du am Fundort sichergestellt hast.« Degenwald wird ungehalten.
    »Erde, Karl. Tannennadeln. Schlick. Nichts von Bedeutung, absolut gar nichts.«
    Jetzt greift Hörnchen ein und schleppt Elsa und Degenwald in sein Allerheiligstes. Fürnkreis ist mitgekommen. Gemeinsam stehen sie vor der Rollbahre, auf der auf einem weißen Laken die Leiche Silke Maihausers liegt.
    »Seht ihr die Spuren, dorsal?«, fängt Hörnchen an und bebt richtig, weil er in seinem Element ist.
    »Was? Wo?«, fragt Degenwald nach. »Dorsal. Was heißt das? Sprich deutsch, Michael.«
    »Na, im Nacken, du Depp«, fährt Hörnchen fort. »Ungefähr zwei Zentimeter breit. Sie ist erwürgt worden und nicht erst am Fundort, sondern irgendwo anders. Nach der Tat hat man sie ins Moor gebracht und regelrecht versenkt. Schaut euch die Schleifspuren genau an. Sie ist über den Boden gezerrt worden, dabei hat sie Haare und Hautpartikel verloren. Außerdem habe ich in den Bronchien Pflanzenreste gefunden, vielleicht hat sie vorher in einem Teich, in irgendeinem Gewässer, gelegen.«
    »Wieso hat sie diese Schleifspuren im Nacken?«,
  interessiert sich Degenwald.
    »Na, wieso wohl?« Hörnchen deutet die Tat an, indem er Fürnkreis als Demonstrationsobjekt benutzt und ihm seinen Gürtel, den er ihm flugs entzogen hatte, um den Hals legt und kräftig daran zieht.
    Fürnkreis stößt Hörnchen weg, weil es ihm zu viel wird. »Jetzt hör doch mit dem Scheiß auf, mir würgt’s schon anständig.« Fürnkreis reibt sich den Hals und Michael Horn wird wieder offiziell.
    »Ich muss dann mal! Morgen hab ich, wie ihr euch denken könnt, hier in München zu tun. Bis dahin bleibt wenig Zeit für Plaudereien. Außerdem hab ich sowieso nichts mehr für euch. Für heute wenigstens.«
    Degenwald nickt Dr. Horn zu, und der verlässt den Obduktionsraum.
    »Sehen wir uns mal wieder, Elsa? Wegen Einstand und so?«, will Fürnkreis wissen.
    »Ja! Sicher!«, meint sie. Ben drückt kurz ihren Unterarm und geht ebenfalls davon.
    Nur Degenwald bleibt neben ihr stehen.
    »Und jetzt?« Elsa schaut ihn fragend an.
    »Kommt jede Menge Aktenwälzerei auf uns zu«, seufzt er. »Wir müssen alle Liebhaber von Silke Maihauser durchgehen.«
    Jetzt seufzt auch Elsa. Sie ist erleichtert, dass alles nach schlaflosen Nächten und unzähligen Recherchen klingt. Das beste Mittel, um ein Arschloch, das man mal zu lieben glaubte, zu vergessen.

     
    Elsa fährt sich mit den Händen durchs Gesicht. Neben dem Computer steht eine Flasche Mineralwasser. Sie trinkt einen Schluck. Wischt sich mit der Hand den Mund trocken. Im PC vor ihr liest sich das Leben von Silke Maihauser, einer Frau, die offensichtlich Männerfantasien bedient hatte, wie ein schlechter Roman. Aus einfachen Verhältnissen kommend, angelte sie sich den wesentlich älteren Bauunternehmer, heiratete ihn und betrog ihn nach Strich und Faden. Und er schaute zu, baute weiter seine Häuser, häufte Geld an, kümmerte sich um seine vielen ehrenamtlichen Nebenbeschäftigungen.
    Elsa ist müde. Vor ihren Augen flimmert es nur noch. Silke Maihauser kommt ihr wie die weibliche Variante von Hartmut vor. Und Silkes Mann wie ein Idiot, der mit sich hat machen lassen, was seine Frau wollte. Gott sei Dank ist sie bei Hartmut früh genug abgesprungen.
    Elsa greift zum Telefonhörer und wählt ihre eigene Nummer. Anna ist am Apparat.
    »Ich bin’s! Es wird später, Anna. Tut mir leid.«
    »Es ist später, Mama! Hast du deine Uhr verloren?«, antwortet Anna.
    »Wir haben einen neuen Fall. Du weißt ja, wie viel Arbeit das für den Anfang immer bedeutet.«
    »Papa hat angerufen.« Anna hat sich angewöhnt, nichts auf Elsas Berufsaussagen zu entgegnen.
    Elsa schweigt.
    »Hast du gehört?«, fragt Anna nach. »Ich sagte, Papa hat angerufen.«
    »Ja, ich hab’s gehört.«
    »Er kommt uns am Wochenende besuchen.
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