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English Cooking

English Cooking

Titel: English Cooking
Autoren: Patricia Clough
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Verhaltensmuster und Werte offenbaren als das momentane Einkommen oder das physische Überleben . . . Es gibt kein Ministerium, keine wissenschaftliche Institution, keine Gruppe von Fachleuten, die dazu beitragen könnten, dass mehr als nur fragmentarische Informationen zusammenkommen.«
    Nach all dem mag es überraschen, dass irgendetwas englisches Essbares überdauert hat. Dennoch entspricht das den Tatsachen, und diese Gerichte werden heute sogar geschätzt und verfeinert. Es wäre schade, wenn überholte Klischees uns davon abhielten, dieses Aschenputtel unter den Küchen Europas besser kennen zu lernen. Natürlich spielen nostalgische Assoziationen eine wichtige Rolle, und alle, die schon mal einen schönen Urlaubstag in England verbracht haben   – vielleicht mit exzellentem Roastbeef in einem eichengetäfelten Speisezimmer bei Kerzenschein, mit einem Glas Pimm’s No. 1 auf dem Rasen oder mit Lachsmousse beim sommerlichen Picknick aneinem Fluss   –, werden natürlich aufgeschlossener sein als jene Menschen, die noch nie einen Fuß auf unsere Insel gesetzt haben. Aber ich möchte gerade Letzteren dringend ans Herz legen, einfach mal zu probieren   – nicht nur die verschiedenen Braten und Lachsgerichte, sondern auch weniger Bekanntes wie Kedgeree (gesetzt den Fall, man bekommt geräucherten Schellfisch), Brandy Snaps (mit Schlagsahne gefüllte Gebäckröllchen aus Ingwerteig), Syllabub (ein Nachtisch aus Sahne, Zucker, Wein und Zitrone), die Weihnachtsspezialitäten und die Kuchen. Sie werden sicher positiv überrascht sein.
    Die Auswahl der Gerichte in diesem Buch erfolgte nach rein persönlichen Vorlieben. Ich bin keine Köchin, sondern eine Journalistin, die zufällig mit traditionellem englischem Essen aufgewachsen ist und seine besten und schlimmsten Spielarten kennen gelernt hat. Die Arbeit ist mir nicht leicht gefallen, weil sich mir ständig die Frage aufdrängte: Was ist nun eigentlich englische Küche in einem Land, wo statistisch betrachtet mehr Menschen Chicken Tikka Masala, ein Gericht indischen Ursprungs, essen als Roastbeef oder Steak-und-Kidney-Pudding. Wenn das Kriterium gelautet hätte, wovon essen die Engländer am meisten, müsste es hier genauso ausführlich um Spaghetti, Quiches und Samosas gehen wie um Puddings und Pies. Ich habe beschlossen mich auf Gerichte zu beschränken, die ihren Ursprung in England haben und traditionell hier gekocht wurden   – viele davon, aber nicht alle, aß man schon lange vor dem Zweiten Weltkrieg.
    Ein letzter Punkt: Warum die englische und nicht die britische Küche? Der erste Grund ist, dass ich nur sehr wenig über schottische, walisische und irische Spezialitäten weiß, so dass andere diesem Thema besser gerecht werden können. Der zweite Grund ist der Wandel der Zeiten. Die Dezentralisierung sorgt dafür, dass sich unser einst vereinigtes Königreich auseinander entwickelt; die Schotten, die Waliser und (wenn alles gut geht) auch die Nordiren haben eigene Parlamente. Die Auflösung des Empires, die Entwicklung in Richtung eines vereintenEuropas und die Globalisierung schwächen schrittweise die Rolle des Staates und stärken regionale Identitäten. Die Schotten, die Waliser und die Iren wussten schon immer, wer und was sie sind. Aber wer sind wir Engländer? Was ist der Unterschied zwischen englisch und britisch   – zwei Begriffen, die lange Zeit fast als Synonyme galten? Die Suche nach einer englischen Identität hat begonnen. Dieses Buch will sich nicht anmaßen die entsprechenden Antworten zu liefern, aber es wurde im Kontext dieser Suche geschrieben.

Frühstück
    Die beste Methode, um einen Hungerstreik zu beenden   – sollte man jemals mit diesem Problem konfrontiert sein   –, besteht darin, Eier und Speck in Riechweite der Protestierenden zu braten. Diesen Tipp gab mir einst ein Bobby in meiner Heimatstadt. Er meinte, er und sein Kollege hätten das als praktische Lösung entwickelt, um solche Aktionen in den Zellen der örtlichen Polizeistation schon im Keim zu ersticken. Es habe immer funktioniert, versicherte er mir.
    Eine der unvergesslichsten Erinnerungen meiner Kindheit ist mit Sicherheit der Geruch von Speck und Toast, der morgens aus der Küche die Treppe hinaufsteigt und einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Und selbst dem diszipliniertesten Verfechter gesunder Ernährung dürfte es schwer fallen, Eiern mit Speck, gebratenen Tomaten, Würstchen und anderen Versuchungen, wie sie auf den polierten
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