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Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)

Titel: Engelstrompeten: Ein Hiddensee-Krimi (German Edition)
Autoren: Birgit Lautenbach , Johann Ebend
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Mann auch nicht, der wahrscheinlich mit den Großen am Strand war, während sie den Mittagsschlaf des Jüngsten bewachte und nebenher aufräumte, abwusch, Wäsche aufhängte und was sonst noch zu tun war, wenn man mit drei Kindern Urlaub machte.
    »Gott sei Dank!« Sie legte die Hand mit dem Ehering auf ihr üppiges Dekolleté über dem Herzen, das nun wieder langsamer schlagen durfte.
    Wandas Schicksal erschreckte sie weniger. Auch wenn so ein Unfall, wie Pieplow ihn andeutete, natürlich furchtbar war. Sie war zu erschöpft, zu übernächtigt, als dass sie viel Interesse für das Unglück anderer Leute aufbringen konnte. Trotzdem gab sie sich Mühe mit der Antwort auf Pieplows Fragen und schüttelte erst nach einer kleinen Bedenkzeit den Kopf.
    »Nein, mir ist nichts aufgefallen. Ich hab aber, ehrlich gesagt, auch nicht drauf geachtet. Wenn Sie jede Nacht zwei, drei Mal hochmüssen, denken Sie nur noch an eins: Ich will wieder ins Bett. Nichts hören, nichts sehen. Nur schlafen. Der Kleine ist erst acht Wochen alt und alle vier Stunden hungrig. Sie können sich ja denken, was das bedeutet.«
    Pieplow nickte verständnisvoll wie ein kinderreicher Leidensgenosse. »Und Ihr Mann? Könnte der etwas bemerkt haben?«
    »Wie denn?« Die Frage kam mit einem kleinen Schnauben und wirkte fast zornig. »Der schläft wie ein Stein. Zu Hause sowieso und hier erst recht. Den brauchen sie gar nicht zu fragen.«
    »Ich verstehe«, sagte Pieplow. »Sie waren in der Nacht zwar mehrmals wach, haben aber nichts Ungewöhnliches bemerkt?«
    »Genau. Alles so friedlich, wie es sein sollte. Hier und da mal ein Licht, ansonsten Dunkelheit und Stille. Zumindest da draußen.« Ein kleines müdes Lächeln begleitete den Gedanken an den Hungerrabatz ihres Jüngsten.
    »Was meinen Sie damit: Hier und da mal ein Licht? War das Haus gegenüber nicht leer?«
    »Doch, ja. Die Urlauber dort sind gestern abgereist und die Neuen packen ja grade erst aus, das sehen Sie doch.«
    »Das heißt, bei Frau Sieveking brannte Licht?«
    »Klar tat es das. So ein funzeliges wie von Kerzen. Wenigstens als ich das erste Mal wach war. Später war’s dunkel. Nicht so wie bei uns, wo die ganze Nacht irgendeine Lampe brennen muss. Die alte Dame hatte schließlich keine Kinder, die nachts herumwebern, oder?«
    »Wann haben Sie denn das letzte Mal Licht dort drüben gesehen?«
    Sie überlegte. »Ich weiß es wirklich nicht. Ich weiß nur, dass ich beinahe im Sitzen eingeschlafen wäre, obwohl ich schon mit den Hühnern ins Bett gegangen bin. Als ich das nächste Mal aufstand, also etwa drei Stunden später, wurde es schon wieder hell.« Die Frau warf einen kurzen Blick hinter sich ins Haus, wo das Baby zu krähen begann. »Tut mir leid, dass ich Ihnen nicht mehr sagen kann. Die arme Frau. Wir kannten sie schon aus den letzten beiden Jahren. Wobei kennen eigentlich zu viel gesagt ist. Aber sie war nett, wissen Sie. Hat gleich gesehen, wie’s mir ging, als wir hier ankamen, und mir die hier gebracht.« Sie berührte mit den Fingerspitzen die Reihe glänzender Bernsteine, die sie an einem feinen Draht um den Hals trug. »Als Geschenk zur Geburt von Max. Sie hat gesagt, die Steine sind energetisch aufgeladen oder so. Ganz verstanden hab ich’s nicht. Und darauf, dass sie mir Gelassenheit und die Kräfte der Sonne bringen, warte ich auch irgendwie noch.«
    Baby Max schrie jetzt so vernehmlich, dass es vermutlich ein Kilo energetischen Bernsteins brauchte, um gelassen zu bleiben. Trotzdem lachte die Frau. Herzlich und mütterlich, wie Pieplow fand und sich schnell noch Namen und Heimatadresse notierte, bevor er Nora Schilling aus Apolda ihrem aufreibenden Glück überließ.
    Hinter der nächsten Tür blieb es still, als er klopfte.
    Kein Wunder, dachte Pieplow. An einem Tag wie diesem wäre ich auch lieber am Strand. Oder ließe mir sonst wo den Sommerwind um die Nase wehen.
    Allerdings wäre hinter Rosenhecken verborgen auf einer Decke im Gras die Liebste umschlingen auch nicht schlecht. Damit nämlich waren die jungen Leute beschäftigt, die er aufscheuchte, als er auf der Suche nach einem der Bewohner um die winzige Kate herumging. Gehört oder gesehen hatten die beiden nichts. Außer einander, was aber wohl nicht als ermittlungsrelevant gelten konnte. Pieplow übersah geflissentlich alle sichtbaren Zeichen von Erregung, bat um Entschuldigung für die Störung und zog sich zurück.
    Blieb das Sommerhaus gegenüber. Das letzte vor der Kurve, hinter der es zum Hügelweg
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