Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Engelstraum: Schatten der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Engelstraum: Schatten der Ewigkeit: Roman (German Edition)

Titel: Engelstraum: Schatten der Ewigkeit: Roman (German Edition)
Autoren: Cynthia Eden
Vom Netzwerk:
hörte er tausende Stimmen. Ein schwaches Licht erschien, das heller und heller wurde, ihn nach oben lockte und blendete, als er zu nahe kam.
    Finsternis.
    Keenan blinzelte und stellte fest, dass er auf den Knien hockte. Er war unsanft auf einem schimmernden Marmorboden gelandet. Keenan wusste, wer vor ihm stand, noch ehe er aufblickte.
    Azrael, der Anführer der Todesengel.
    »Was hast du getan?«, fragte Azrael – Az – streng.
    Keenan schloss die Augen und sah eine blutende Frau in einer verlassenen Gasse. Schlotternd vor Kälte. »Sie lebt noch.« Er stand auf und breitete die Flügel hinter sich aus.
    Az schüttelte den Kopf. »Nein.«
    Angst überkam Keenan. »Was? Ich habe sie nicht berührt, ich …«
    »Du gestehst, dich deinen Befehlen widersetzt zu haben.« Az’ Gesicht wurde hart. »Du warst ungehorsam.«
    Sie war tot? Entschlossen, zu Nicole zurückzukehren, drehte Keenan sich von Az weg. Kein anderer durfte sie holen, nicht nach dem, was er riskiert hatte.
    »Du kennst die Strafe für solch ein Vergehen.« Az’ Worte bewirkten, dass Keenan erstarrte.
    Ja, er wusste, dass er sich dafür verantworten musste, die Seele des Vampirs genommen zu haben.
    »Es tut mir leid, Keenan. Du warst ein guter Engel.«
    Moment mal. Keenan fuhr herum und starrte den blonden Engel an. »Ich habe nicht …«
    »Nein, du hast nicht. Das ist das Problem.« Trauer schwang in seiner Stimme mit, die sonst nie auch bloß einen Anflug von Gefühlen enthielt. Wie keiner von ihnen viel Gefühl zeigte.
    Keine Liebe, keine Angst, keinen Hass, nur Pflicht. So musste es sein.
    Doch als er sie ansah, hatte er … gefühlt.
    »Die Versuchung kann uns alle zerstören.« Der allwissende Az musterte ihn mit strahlend blauen Augen. »Du hattest die Chance zu gehorchen. Du wusstest, wann der Zeitpunkt für sie gekommen war, doch du hast jemanden getötet, der nicht auf deiner Liste stand.«
    »Er war ein Vampir!« Dieser Zorn war neu. Er kannte ihn erst, seit er gesehen hatte, wie Nicole litt. »Er hat gefoltert, gemordet. Er verdiente …«
    »Wir alle bekommen, was wir verdienen.« Az reckte sein Kinn. »Wisse, mein Freund, dass es schmerzen wird.«
    Was?
    »Ich habe gehört, das Feuer ist das Schlimmste, entlockt einem die lautesten Schreie.«
    Hier war kein Feuer.
    Der Wind packte Keenan abermals, umfing ihn vollständig, nur fühlte er sich nun an wie hundert scharfe Klingen.
    Az beobachtete ihn ungerührt. Keinerlei Gefühl. Vielleicht war in ihm nie welches gewesen. »Hast du geglaubt, uns würde die Lust in deinem Herzen entgehen?«
    Was wussten Engel von Lust? Was wussten sie von irgendetwas jenseits von Pflichterfüllung, Beschützen der Schwachen und dem Leben in der weiten, leeren Welt des Nichts?
    »Was glaubst du, weshalb sie dir gegeben wurde?«, fragte Az.
    Und nun begriff Keenan. Es war eine Prüfung gewesen. Ein Test, in dem er versagte, weil er nicht ertrug, Nicole sterben zu sehen.
    »Du hast gegen die Regeln verstoßen, ein Leben genommen, das auszulöschen dir nicht zukam«, fuhr Az mit eiskalter Stimme fort. »Und du hast bei deiner Aufgabe versagt.«
    Nicoles Leben zu nehmen. Aber nein, Az hatte ihm gesagt, dass sie nicht mehr lebte. »Wo ist sie?« Er musste schreien, weil der Wind viel zu laut war.
    Es kam keine Antwort. Nur das Heulen des Windes. Und dann war das Feuer da.
    Flammen schossen durch seinen Körper. Sie fingen bei seinen Füßen an, loderten höher und höher, während Keenan aus dem Himmel stürzte.
    Verbannt aus meinem Zuhause.
    Er schlug mit den Flügeln, wollte sich gegen den Wind stemmen, doch …
    Als das Feuer seine Flügel erreichte, schrie er vor Pein. Dies war kein Phantomfeuer. Echte Flammen fraßen sich durch seine Haut, verbrannten sein Fleisch, seine Flügel. Nein!
    Einen solchen Schmerz hatte er noch nie erlebt, und er würde ihn niemals vergessen können.
    Der Wind erstarb. Sein Körper hing in der Luft, die Schultern gekrümmt, die Flügel lichterloh brennend. Er wollte sie bewegen, strengte sich an.
    Dann fiel er geradewegs auf die Erde zu, von Kopf bis Fuß in Flammen stehend.
    Az hatte recht gehabt. Das Feuer entlockte ihm gellende Schreie, als er zu dem wurde, was er immer gefürchtet hatte.
    Einem gefallenen Engel.
    Nicole St. James fuhr schreiend auf. Die Nacht um sie herum war still, zu still. Sterne funkelten über ihr, und für einen kurzen Moment wusste sie nicht, wo sie war. Sie wusste nicht …
    Die Gasse.
    Die Pirate’s Alley. Sie hatte auf dem Heimweg eine Abkürzung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher