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Engelsrache: Thriller

Engelsrache: Thriller

Titel: Engelsrache: Thriller
Autoren: Scott Pratt , Christian Quatmann
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herrührte. Sie hatte hohe Wangenknochen, einen markanten Unterkiefer und ein Grübchen vorn am Kinn. Caroline wusste von Joe, dass die beiden Geschwister als Kinder häufig für Zwillinge gehalten worden waren. Dann waren die Unterschiede jedoch allmählich deutlicher hervorgetreten, schließlich war Joe fast zwei Meter groß geworden und hatte ein Gewicht von neunzig Kilo erreicht. Caroline war jedes Mal erstaunt, wie blendend sich Sarah gehalten hatte. Das Gesicht ihrer Schwägerin war noch immer bildschön, der jahrelange Drogen- und Alkoholmissbrauch hatte keinerlei Spuren hinterlassen.
    »Hast du inzwischen über meinen Vorschlag nachgedacht?«, fragte Caroline.
    Sarah blickte auf den Tisch. »Um ehrlich zu sein, begeistert bin ich von der Idee nicht gerade.«
    »Und wieso nicht?«
    »Ich bin einfach zu alt, um mit meinem Bruder unter einem Dach zu leben, Caroline. Ich bin zu alt, um bei euch zu wohnen. Natürlich ist das ein sehr, sehr nettes Angebot von euch, aber ich muss, glaube ich, meinen eigenen Weg gehen.«
    Caroline sah ihre Schwägerin einige Sekunden ernst an. Dann sagte sie: »Du willst also deinen eigenen Weg gehen – wie in den vergangenen zwanzig Jahren?«
    »O bitte nicht. Ich hoffe, du bist nicht gekommen, um mir Vorhaltungen zu machen.«
    »Nein, ich bin gekommen, um dich zur Vernunft zu bringen. Wenn du nicht bei uns wohnen willst, wohin willst du dann? Was willst du machen?«
    »Ich habe Freunde.«
    »Was für Freunde denn? Dealer und Drogenabhängige? Du musst dich von diesen Leuten fernhalten.«
    »Meinst du?« Sarahs grüne Augen blitzten auf, doch Caroline hielt ihrem Blick stand. »Eine Moralpredigt von der Frau meines Bruders kann ich am allerwenigsten brauchen. Warum bist du überhaupt gekommen? Warum ist Joe nicht hier?«
    Caroline stützte den Kopf in die Hände. »Ganz einfach: Ich bin gekommen, weil ich dich mag. Wir mögen dich beide. Wir wollen dir doch nur helfen. Und Joe ist nicht hier, weil er es einfach nicht aushält, dich schon wieder im Knast zu sehen. Ihn macht das völlig fertig.«
    »Es macht ihn also völlig fertig, mich hier zu sehen? Vielleicht sollte er selbst mal einige Zeit im Knast verbringen. Dann hätte er ein bisschen mehr Verständnis für seine Mandanten.«
    »Joe hat jede Menge Verständnis für seine Mandanten, vor allem für dich. Er hat alles nur Mögliche für dich getan und dir zum Beispiel jeden Monat Geld geschickt.«
    »Ich kann mich ja schriftlich bei ihm bedanken, wenn ich wieder draußen bin.«
    »Herrgott, Sarah, warum bist du nur immer so zynisch? Warum kannst du nicht schlicht akzeptieren, dass jemand es gut mit dir meint und dir einfach helfen möchte? Und nur darum geht es. Kein Mensch verlangt von dir eine Gegenleistung.«
    »Keine Gegenleistung? Und wenn ich mir nun morgen Abend gerne eine Dröhnung verpassen würde?«
    »Ich habe bloß gesagt, dass kein Mensch von dir eine Gegenleistung verlangt. Allerdings gibt es Regeln. Falls wir feststellen, dass du wieder mit Drogen oder Alkohol anfängst, werfen wir dich raus.«
    Sarah lächelte. »Da haben wir es. Wir lieben dich ja so sehr, Sarah, aber nur, wenn du dein Leben änderst. Wenn du wieder die alten Fehler machst, ist es mit unserer Liebe aus und vorbei.«
    »Nicht mit unserer Liebe, aber wir möchten dich nicht dabei unterstützen, dass du dich selbst zerstörst.«
    »Nein danke.« Sarah erhob sich von ihrem Stuhl und drückte auf den Knopf an der Wand, um der Aufseherin ein Zeichen zu geben.
    »Dann bleibt es also bei deinem ›Nein danke‹?«
    »Genau.«
    »Na gut.« Caroline stand von ihrem Stuhl auf und ging zu der Tür auf der anderen Seite des Raumes. Beide Frauen fühlten sich sichtlich unwohl und vermieden es, sich anzusehen, bis die Aufseherin erschien.
    »Das Angebot gilt weiterhin«, sagte Caroline, als sie aus der Tür ging. »Du brauchst bloß zu kommen.«
    12. April
    11:15 Uhr
    Agent Landers war sich darüber im Klaren, dass die Öffentlichkeit von der Polizei eine rasche Festnahme des Täters erwartete, schon weil der Tote Prediger gewesen war. Allerdings hätte die Öffentlichkeit das wohl auch erwartet, wenn es sich bei dem Mordopfer um einen Klempner oder einen Barmann gehandelt hätte. Aber ein Prediger war für die Leute oben in Ost-Tennessee noch immer was Besonderes. Einen Mann Gottes umzubringen galt als eine Beleidigung des Allmächtigen selbst.
    Das Purple Pig, ein kleines Burger- und Bierlokal, war rund anderthalb Kilometer von der Tennessee State
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