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Engelspakt: Thriller (German Edition)

Engelspakt: Thriller (German Edition)

Titel: Engelspakt: Thriller (German Edition)
Autoren: Alex Thomas
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zugleich die des Lux zu stärken, auch wenn er selbst – wie der derzeitige Leiter des Lux, Kardinal Gasperetti – eher ein konservativer Mann war. Catherine hielt es sogar für möglich, dass Kardinal Ciban selbst ein Geschöpf des KIMH war.
    Sie machte ein paar Dehnübungen und lief danach weiter, während sie über Ciban als diese dritte Macht nachdachte. Schließlich passierte sie den Äskulaptempel erneut und kehrte zu ihrem Ausgangspunkt zurück.
    Als sie den Parkeingang am Piazzale Flaminio erreichte, parkte dort eine schwarze Limousine mit getönten Scheiben und römischem Kennzeichen direkt neben ihrem kleinen weißen Fiat. Es schien kein Wagen des Vatikans zu sein.
    Die Tür der Limousine ging auf der Fahrerseite auf. Ein junger dunkelhaariger Mann im schwarzen Anzug trat auf sie zu und bat sie, im Fond Platz zu nehmen, weil sein Vorgesetzter mit ihr sprechen wolle.
    Catherine dachte nicht daran, der Aufforderung nachzukommen, doch dann vernahm sie Kardinal Gasperettis dünne, kratzige Raucherstimme, und ihr wurde fast körperlich schlecht.
    »Guten Morgen, Schwester«, sagte der Chef des Lux. »Wir haben uns lange nicht mehr gesehen. Bitte gewähren Sie einem alten Knaben wie mir doch die Gnade Ihrer Gesellschaft.«
    Catherine hatte schon lange nicht mehr ein solch tiefes Unbehagen in der Magengegend gespürt.

2.
    Das Zanolla-Institut war ein Ort ohne Wärme. Fenster gab es keine, dafür aber zahlreiche verriegelte Stahltüren und Wände, die so grau waren, dass die weißen Laborkittel der Wissenschaftler dagegen hervorstachen, wie es strahlende Wolken vor einem düsteren Himmel tun würden. Bisher hatte David solche Wolken jedoch nur in einigen zensierten Fernsehdokumentationen gesehen.
    Früher, als David noch klein war, hatte er geglaubt, die Treppen, Korridore und Räume des Instituts seien die ganze Welt. Doch inzwischen, mit elf Jahren, wusste er, dass eine viel größere Welt das Institut umspannte.
    Es gab riesige Meere und Kontinente, Länder und Städte, in denen Milliarden von Menschen lebten. Menschen wie er. Und über dieser großen Welt gab es noch etwas viel Größeres. Eine ewige schwarze Nacht, von Sternen durchsät, das All. David fragte sich, wie man sich in einer solch großen Welt zurechtfinden konnte. Ob die Menschen dort draußen Angst hatten?
    David hatte Angst, jede Stunde, jeden Tag, denn das Institut war ein Ort, an dem es nur selten ein Lachen und noch seltener ein Gefühl von Wärme gab. Dennoch hatte er Glück. Er gehörte zu den wenigen Projekten im Institut, die einen echten Freund besaßen. Aaren hieß seine Freundin, und Aaren hatte während einer der Unterrichtspausen gesagt, dass die Leute dort draußen nicht so waren wie er oder sie oder einer der anderen Menschen, die das Institut nie verließen. Natürlich hatte Aaren ihm nicht sagen können, wie anders die Leute dort draußen waren, aber eines stand fest: Sie waren an das Leben in der großen, weiten Welt angepasst, ebenso wie Aaren und er an das Leben hier im Institut angepasst waren.
    David atmete tief durch und blickte sich in seiner kargen Welt um. Ein Schrank, ein Bett, ein Stuhl, ein kleiner Tisch, ein überquellendes Bücherregal mit unterhaltsamer und lehrreicher Literatur aus allen möglichen Bereichen, von Naturwissenschaft bis Religion. Comics von Walt Disney ruhten einträchtig neben Bertrand Russels ABC der Relativitätstheorie , Stephen Hawkings Universum in der Nussschale oder der Göttlichen Komödie von Dante Alighieri. In einer Ecke standen ein Zeichenbrett und eine Staffelei. An den sonst nackten Wänden hingen einige Bleistiftzeichnungen und die Ölbilder, die er wie im Fieberwahn nach den Sitzungen malte, um seine Seele zu befreien. Das war alles, was ihn umgab. Seit er denken konnte, waren diese Bilder seine Zuflucht, war diese Zelle sein Zuhause.
    Auch Aaren lebte innerhalb des Instituts. Ihre Zelle lag in einem anderen Korridor, einer Ebene über jener, in der sich Davids Zimmer befand. Aaren lebte bei den Älteren, zu denen auch jene Projekte zählten, an denen die Wissenschaftler längst jedes Interesse verloren hatten. Gerüchten zufolge war das älteste Projekt siebenundzwanzig Jahre alt, doch weder Aaren noch er noch irgendjemand anders hatten es je gesehen.
    Aaren und David gehörten zur höchsten Kategorie, was bedeutete, dass Doktor Zanolla ihre Fähigkeiten noch lange nicht ausgelotet hatte. Im Fall von David war das normal, schließlich war er erst elf und damit noch lange nicht
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