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Engelspakt: Thriller (German Edition)

Engelspakt: Thriller (German Edition)

Titel: Engelspakt: Thriller (German Edition)
Autoren: Alex Thomas
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tatsächlich wie ein antikes Fabelland. Er gab Catherine sogar das Gefühl, ein klein wenig heimisch in Rom zu sein. Und er schien ein gutes Heilmittel gegen die wiederkehrenden Angstträume zu sein, die teils aus ihrer Kindheit, teils aus ihrer jüngsten Vergangenheit stammten.
    Die Ermordung ihres Mentors und väterlichen Freundes Pater Darius gehörte zu diesen Alpträumen dazu. Nach seinem Tod war sie nicht in ihren Orden nach Chicago zurückgekehrt, sondern in Rom geblieben. Nun arbeitete sie an einem Buch über die Wahrheiten und Irrtümer der Inquisition. Ihre fortschrittlichen, kirchenkritischen Texte hatten sie populär gemacht, sie vor einem Jahr aber auch vor die Gerichtshöfe der Glaubenskongregation zitiert, der modernen Inquisition, wo sie am Ende ihrem Erzfeind Marc Kardinal Ciban gegenübergestanden hatte.
Dann war Darius ermordet worden, und wie sich herausstellte, war er nicht das einzige Opfer gewesen. Die unbekannten Täter hatten sogar den Papst bedroht, der nicht wenigen Klerikern in Rom viel zu modern eingestellt war. Und so waren Catherine und Ciban – der gestrenge Präfekt der Glaubenskongregation und die rebellische Nonne – gezwungen gewesen, den Kampf gemeinsam auszufechten. Ihr Sieg über das Böse hatte Catherine schließlich ihren Nebenjob beschert. Inoffiziell arbeitete sie nun als Beraterin des Heiligen Vaters und manchmal auch für Kardinal Ciban. Vornehmlich ging es dabei um das geplante Dritte Vatikanische Konzil, einen Kongress, der die Kirche modernisieren und für die Erfordernisse des einundzwanzigsten Jahrhunderts fit machen sollte.
    Catherine musste unwillkürlich schmunzeln. Wie sehr Pater Darius die Ironie dieser ganzen Geschichte gefallen hätte. Die revolutionäre, bis vor einem Jahr von der Inquisition verfolgte Ordensfrau, die nun an den Reformplänen der Kirche mitarbeitete!
    Ach, wie sehr sie ihren alten Lehrer vermisste, der seit ihrem zehnten Lebensjahr ihr Ziehvater im Katholischen Institut für medial Hochbegabte gewesen war.
    Als sie den Äskulaptempel auf einer kleinen Insel im See passierte, erhöhte sie das Tempo. Ihr Atemrhythmus passte sich der Laufgeschwindigkeit mühelos an – ein Indiz dafür, dass sich ihr Fitnessprogramm auszahlte. Jedenfalls fühlte sie sich nicht mehr wie ein kurzatmiges, aufgeblähtes Huhn, dem ein paar Treppenstufen schon zu schaffen machten.
    Ihre Gedanken kehrten zu Darius und zum KIMH zurück. In einer der Unterrichtsstunden hatte er einmal zu ihr gesagt: »Du wirst irgendwann entdecken, dass die Macht der Gedanken die größte Macht überhaupt ist, Catherine. Alles um uns herum ist in permanenter Schwingung. Jedes Bewusstsein, das du berührst, selbst jeder scheinbar leere Raum, den du betrittst, alles ist immer und überall voller Bedeutung.«
    Catherine hatte sich damals als Halbwüchsige in dem leeren Meditationsraum umgesehen. Keine Möbel, keine Bilder, weiß gestrichene Wände. Nichts, worauf sie den Blick hätte lenken können, abgesehen von den Strohmatten, auf denen sie gesessen hatten. Wo sollte in diesem Raum die Bedeutung sein?
    Darius hatte so getan, als ob er ihre Verwirrung gar nicht bemerkte, und war einfach mit seinen Ausführungen fortgefahren: »Die Identität eines jeden Menschen wird von seiner Selbstwahrnehmung geprägt. Wenn dich deine Gabe, dein Instinkt alarmiert, dann vertraue dieser Warnung. Und wenn dein Instinkt dich zu einem bestimmten Menschen hinzieht, so vertraue auch diesem Gefühl. Jenseits der Materie ist der Geist eine mächtige Kraft. Du wirst schon noch sehen, wie allein der Gedanke unsere gesamte Realität erschafft. Die Dinge sind viel enger miteinander verwoben, als es scheint.«
    Genau das hatte Catherine vor einem Jahr hautnah miterleben dürfen. Seit der Mordserie an den Ordensgeistlichen und den Anschlägen auf den Papst war nichts mehr so wie früher. So vieles hatte sich verändert. Manches zum Guten, manches zum Schlechten. Niemand war unberührt durch diese ganze Geschichte gegangen. Der Papst nicht. Sie nicht. Nicht einmal Kardinal Ciban.
    Das alles war schrecklich verwirrend. Ihr Instinkt warnte sie vor Ciban. Doch derselbe Instinkt, der diese Warnung aussprach, sagte ihr auch, dass sie diesem Mann vertrauen durfte. Und um das Ganze noch komplizierter zu machen, war Ciban ihr alles andere als gleichgültig. Verrückterweise war der Funke schon damals während der Mordermittlungen auf sie übergesprungen, als sie Cibans beeindruckendes Büro hatte betreten müssen. An jenem
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