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Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln

Titel: Engelskuss und Weihnachtstraum - eine Liebesgeschichte in 24 Kapiteln
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Retter in der Not von Nick einen Lipliner verlangte und die Sache in Ordnung brachte.
    Wie dann Löwenfeld zu uns kam und jedem Einzelnen über die linke Schulter spuckte, weil das Glück brachte, und versicherte: »Alles geht gut, alles wird gut!«
    Und wir es nicht fassen konnten, wie viele Leute unser Musical sehen und hören wollten – die ganze Stadt war gekommen!
    Ich dachte daran, wie es plötzlich ruhig wurde, wie nur einmal noch jemand hustete, und wie dann das Orchester einsetzte.

24. Dezember

A ls ich am Morgen des 24. Dezembers aufwachte, sickerte schon die graue Morgendämmerung durch die Vorhänge. Ich hörte Leonies Atmen, sah auf den Wecker – es war kurz vor neun. Ich hatte sehr lange geschlafen, doch im Haus rührte sich noch nichts, also waren meine Eltern auch noch im Bett. Ich setzte mich auf, strich die Haare aus dem Gesicht … und tastete nach der kleinen Maria aus Holz, die ich heute Yasin schenken würde, und nahm sie in die Hand.
    Yasin, meinem Freund.
    Yasin, dem Teufelskerl.
    So hatte Löwenfeld ihn nach der Aufführung genannt: Teufelskerl. Das kam so:
    Yasin erschien in seinem weißen orientalischen Gewand samt dickem Kissenbauch und behauptete steif und fest, so und nicht anders wäre der Wirt und Chef einer Karawanserei gekleidet. Löwenfeld zog zwar die Augenbrauen hoch, aber weil Kagiso und Emir Yasin unterstützten, nickte er das Kostüm ab, checkte, wie wir anderen aussahen und widmete sich den Problemen, die vor der Aufführung plötzlich aufgetaucht waren.
    Dann, weil immer noch Eltern, Geschwister, Tanten, Onkel, Großmütter und -väter und sogar etliche Urgroßeltern ankamen und zusätzliche Stühle organisiert werden mussten, begann unser Musical mit exakt zwanzig Minuten Verspätung. Löwenfeld sagte: »Bitte alle Handys ausschalten und Eltern mit kleinen Kindern setzen sich nahe an die Tür« – erfahrungsgemäß konnten die nämlich zu heulen beginnen, oder sie mussten aufs Klo.
    Dann trat Emil, der Nachrichtensprecher, im geschrumpften Konfirmandenanzug auf, die Engelchen rollten das Nachrichtenband ab, was allgemeine Erheiterung hervorrief, Kaiser Augustus schickte die Einwohner seines Landes in die Orte, in denen sie geboren waren und schubste dabei ständig den Lorbeerkranz hoch … das Musical nahm seinen Lauf. Der Chor verpatzte keinen einzigen Einsatz, und wenn ein Instrument mal aus dem Takt kam, haute Linus einfach kräftiger in die Tasten und der Kittel war geflickt.
    Alles lief bestens. Jonas gab den fürsorglichen Josef, aber wenn er meine Hand zu zärtlich drückte, funkelte ich ihn wütend an. Dann kam die Wanderszene, wo ich in dem Leiterwägelchen sitzen musste, dann sangen wir und der Chor I’ll be home for Christmas , die Leute im Saal sangen sogar mit, dann wurde der Vorhang zugezogen und die Kulissen der Karawanserei kamen auf die Bühne.
    Meine Aufregung hatte sich völlig gelegt; ich freute mich jetzt auf die Herbergssuche und das Lied Wer klopfet an und konnte es kaum erwarten, bis das Telex durchgelaufen war und Emil die Nachrichten durchgegeben und damit zurück zur Tagesschau gesagt hatte.
    Als die Zuschauer die Kulisse sahen, staunten sie nicht schlecht – jemand rief sogar »Bravo«! Die meisten guckten aber ins Programm, denn da hatte Löwenfeld eine Erklärung eingefügt:
    Herberge-Karawanserei
    Massive, meist quadratische Wehranlagen mit einem großen Innenhof, um den die Gebäude standen, wurden Karawanserei (persisch) genannt. Im Erdgeschoss waren die Ställe, Warenlager und Läden, im Obergeschoss die Quartiere der Reisenden.
    Der Abstand von einer K. zur anderen betrug 30–40 km, was dem Tagespensum einer Karawane entsprach. In einer K. konnten Reisende mit ihren Tieren und Waren sicher nächtigen, sowie ihren Proviant ergänzen. (nach Wikipedia)
    Das große Tor der Karawanserei war geschlossen.
    Josef und ich (nicht mehr im Leiterwägelchen) kamen aus den Kulissen und gingen ganz langsam auf die Herberge zu. Dort klopfte Josef mit seinem Stock ans Tor. Einmal, zweimal. Nichts tat sich. Dann ein drittes Mal.
    Das Tor öffnete sich. Es quietschte (Pauls Trompete). Man sah die Leute aus dem Wimmelbild, die Stoffballen, Kisten und Kästen. Das Tor öffnete sich weiter und weiter. Der Wirt erschien und hinter sich her zog er eine Ziege. Die meckerte.
    Mir blieb die Spucke weg – woher
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