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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd
Autoren: Andrea Gunschera
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Marshall hinter ihr.
    „Als wenn ich’s mir auf die Stirn tätowiert hätte“, erwiderte sie, ohne sich umzudrehen. „Bardo & Scott, die erste Anlaufstelle für Arschlöcher. Violet Bardo hat fünfzig Pfund Koks geklaut und ist damit durchgekommen. Das ist meine beste Referenz. Ist das nicht zum Totlachen?“ Dabei war ihr nicht nach Lachen zumute. „Inzwischen wünschte ich, ich hätte es getan.“
    Sie spürte Marshalls Hand auf ihrer Schulter. „Mann, und ich dachte, du spielst uns allen was vor.“
    Sie schnaubte. „Versuch nicht, mich abzulenken.“
    „Willst du was Schönes hören?“
    „Sicher.“
    „Während du dich mit Wilken gestritten hast, hat eine neue Klientin angerufen. Sie will, dass wir ihren Exmann überwachen.“
    „Oh.“ Nun sah sie ihm doch ins Gesicht. „Und du bist sicher, dass du nicht was falsch verstanden hast? Also, dass sie nicht überwachen sagte, sondern erschießen?“
    Das Telefon klingelte. Marshall zog eine Grimasse. „Das ist deine Mutter.“
    Violet nahm ihm den Hörer aus der Hand. „Hallo Mom.“ Die Stimme ihrer Mutter klang atemlos und belegt, als ob sie geweint hätte. Sofort krampfte sich Violets Magen zusammen. „Bist du okay, Mom?“ Sie beobachtete Marshall, der versuchte, die abgebrochene Zierleiste an ihrem Schreibtisch anzukleben.
    „Deine Schwester ist verschwunden!“ Einen Moment hing Stille in der Leitung, als warte sie auf Violets Reaktion. „Hast du etwas von ihr gehört?“
    Sie hatte Mühe, ihre Erleichterung zu verbergen. Mom war nichts passiert, sie machte sich nur wieder Sorgen um ihre Zuckerfee. Natürlich hatte Violet keine Ahnung, wo Emily sich herumtrieb, es interessierte sie auch nicht.
    „Das letzte Mal an Weihnachten.“
    „Redet ihr denn nie miteinander?“
    Violet stieß den Atem aus. „Wir haben nicht viele Berührungspunkte.“ Genau genommen zwei. Weihnachten und Thanksgiving, wenn sie an Mutters Esstisch saßen und Eintracht heucheln mussten.
    „Sie ist verschwunden“, wiederholte Mom. „Seit vier Wochen!“
    „Hast du mal in ihrem Haus angerufen?“
    „Da geht niemand ans Telefon. Ihre Putzfrau weiß auch nicht, wo sie ist.“
    Violet musterte einen Fleck an der Decke.
    „Und Stephan sagt nur, sie hätte eine Auszeit gebraucht und wollte für ein paar Wochen verreisen.“
    „Wer ist Stephan?“
    „Sie sind verlobt.“ Die Worte kamen zögernd. „Hat sie dir nichts erzählt?“
    „Wir telefonieren nicht oft, Mom.“
    „Stephan sagt, er wüsste nicht, wohin sie gefahren ist. Vielleicht nach Hawaii. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie einfach so wegfährt und niemandem etwas sagt. Das passt einfach nicht zu ihr.“
    „Hör mal, Mom ...“
    „Ich dachte, vielleicht kannst du nach ihr sehen? Du bist doch bei der Polizei. Du kennst die richtigen Leute, du kannst sicher herausfinden, ob ihr etwas zugestoßen ist.“
    Erschöpft lehnte Violet sich gegen die Wand. Sie verzichtete darauf, ihrer Mutter zum zwanzigsten Mal zu erklären, dass sie vor elf Monaten bei der DEA, der staatlichen Drogenbehörde, rausgeflogen war. Mom zog es vor, die Skandalberichterstattung zu ignorieren, bei derViolets Name immer wieder fiel. Sie war die einzige Frau in einer Riege von männlichen Verdächtigen, und obwohl es nicht zur Verurteilung gereicht hatte, war ihr Gesicht im kollektiven Gedächtnis hängen geblieben. Es hatte gereicht, um ihre Karriere bei der Drogenbehörde zu ruinieren.
    „Mom ...“
    „Hast du überhaupt Stephans Telefonnummer?“ Papier raschelte. „Drei-eins-null, vier-sieben-vier ...“
    Violet sah aus dem Fenster und beobachtete die zwei Jungs vom Haus gegenüber, die mit ihren Skateboards übten. Sie kannte diesen Stephan nicht. Sie hatte kein Interesse, ihn anzurufen, so wenig, wie sie sich überhaupt mit Emilys Problemen beschäftigen wollte. Ihre eigenen Probleme hielten sie ausreichend in Atem. Zum Beispiel Jeff Wilken, der nach Hähnchen mit Knoblauch stank und seine Rechnungen nicht bezahlte, aber von ihr erwartete, dass sie seinem Konkurrenten Drogen unterschob. Doch das konnte sie ihrer Mutter natürlich nicht sagen.

3
    „D
as ist wirklich faszinierend“, sagte der Mann namens Carl. Gabriel versteifte sich instinktiv, als Carl die Klinge entblößte. Es war ein Armeedolch, eine grobe Waffe mit Sägezahnschliff auf der Oberseite. Carl drückte die Spitze gegen Gabriels Bauchmuskeln und durchbrach die Haut, bis ein wenig Blut floss. „Wie funktioniert das?“
    Mörtelstaub rieselte Gabriel in
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