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Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd

Titel: Engelsjagd - Gunschera, A: Engelsjagd
Autoren: Andrea Gunschera
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sollte. Das Telefon begann, wieder zu klingeln.
    „Vielleicht können Sie da was arrangieren?“ Er grinste freudig.
    Fassungslos starrte sie ihn an. Er nahm das nicht wirklich für bare Münze.
    „Dann kommen wir vielleicht doch noch zusammen und Sie können was gutmachen.“ Das Klingeln hörte nicht auf, und Marshall telefonierte nun auf der anderen Leitung. Wilken strich mit dem Daumen über das Holzornament an der Stirnseite ihrer Schreibtischplatte. „Dann wird’s vielleicht doch noch was mit der Prämie, und Sie können sich mal ordentliche Möbel kaufen.“ Nachlässig hakte er unter eine Stelle, wo die Zierblende sich löste. Mit einem Knacken platzte der Firnis und riss den Rest von Violets Beherrschung mit sich.
    Sie schoss um den Schreibtisch herum und blieb so dicht vor ihm stehen, dass sie die Poren auf seiner Nase erkennen konnte, Knoblauch hin oder her.
    „Okay. Raus! Raus aus meinem Büro.“
    Verwirrung glitt über sein Gesicht und ließ ihn fast komisch erscheinen. „Was?“
    „Wir sind eine seriöse Detektei.“ Sie behielt seine Ader im Blick. „Da wir leider keine fünfzig Pfund Koks im Keller haben, sind wir gezwungen, für Arschlöcher wie Sie zu arbeiten, aber alles hat seine Grenzen.“
    Wilkens Gesicht verfärbte sich einen Stich ins Purpur. Das Telefon verstummte für einen Augenblick, dann klingelte es erneut.
    „Also raus, bevor ich die Cops rufe.“
    „Sie machen einen Fehler.“ Wilkens Stimme vibrierte.
    „Ich glaube nicht.“ Violet packte ihn am Arm und zerrte ihn zum Ausgang. „Sie sollten übrigens was gegen Ihre Knoblauchfahne unternehmen.“
    Wilken blieb stehen und schüttelte ihre Hand ab. Jetzt zitterte er wirklich. „So können Sie nicht mit mir umspringen.“
    „Und was wollen Sie dagegen tun? Mir ein paar billige Crackjunkies auf den Hals schicken?“ Violet riss die Tür auf. „Vielleicht hätten Sie Ihre Rechnung begleichen sollen, dann hätte ich Ihnen welche vorgestellt. Und jetzt raus.“ Sie sah absichtlich nicht zu Marshalls Schreibtisch. Das Telefon klingelte. Ihre Mutter. „Raus!“, brüllte sie Wilken an. „Verschwinden Sie endlich.“
    Sie warf die Tür mit so viel Gewalt hinter ihm ins Schloss, dass die Fensterscheiben klirrten.
    „Großartig.“ Marshalls Stimme überlagerte das Telefonklingeln. „Das hast du gut gemacht. Du solltest Konfliktmanager werden.“ Er nahm den Hörer ab. „Bardo & Scott Investigations, was kann ich ...“
    Violet beugte sich über ihren Schreibtisch und begutachtete die gebrochene Zierleiste.
    „Sie ist gerade in einem Kundengespräch“, schwang Marshalls Stimme herüber. „Ja, ein schwieriger Kunde. Ja, mit Charme und Überredungskunst, genau. Mrs. Bardo, ich sage ihr, sie soll zurückrufen, sobald ...“
    Sie trat an Marshalls Tisch. „Gib her, ich nehme sie.“
    Seine Stimme wurde nachdrücklicher. „Und danach wird sie erst mal psychologische Betreuung brauchen. Was? Nein, Mrs. Bardo, Sie müssen nicht in zehn Minuten noch mal anrufen. Sie meldet sich, gleich, nachdem sie als geheilt entlassen ist.“ Mit mehr Schwung als nötig legte er auf.
    Sein Lächeln dämpfte ihren Ärger nicht. „Was erzählst du meiner Mutter für einen Scheiß?“
    „Kaffee, Schatz?“ Marshall hob eine Augenbraue. „Das muss anstrengend gewesen sein.“
    „Was für ein Arschloch“, brach es aus ihr heraus.
    „Zum Glück hast du ihm das jetzt gesagt. Das gibt ihm sicher zu denken. Er wird Buße tun, zehn Ave Maria beten und dann ...“
    „Marshall?“
    „Ja?“
    „Verarsch mich nicht.“
    „Kein Problem.“ Sein Lächeln verschwand. „Ich kann dich gern ohrfeigen, wenn dich das wieder zu Verstand bringt. Mir war nur das Risiko zu groß, dass du mich mit vorgehaltener Waffe aus dem Büro jagst.“
    Sie wischte sich eine störende Haarsträhne aus der Stirn. Müdigkeit kroch in ihr hoch und erstickte ihre Lust, zu streiten. Sie musterte Marshall, der mit seiner randlosen Brille und den Cargohosen aussah, wie eine Mischung aus philippinischem Drogendealer und Collegestudent. Was der Wahrheit ziemlich nahekam, auch wenn er das gern anders darstellte.
    „Tut mir leid“, murmelte sie. „Die zweitausend Dollar können wir wohl in den Wind schreiben.“
    „Ich weiß, dass er ein Arsch ist, Violet. Aber wir schwimmen nicht gerade im Geld. Du sagst selbst, dass wir uns die Kunden nicht aussuchen können.“ Sie wandte sich ab und schenkte sich Kaffee aus der Thermoskanne ein. „Hör auf, dich zu ärgern“, sagte
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