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Engelsgesicht

Engelsgesicht

Titel: Engelsgesicht
Autoren: Jason Dark
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auf der Haut. Erste Wunden entstanden, aus denen das Blut floss, dann aber war Suko bei den Frauen.
    Eine wollte ihn angreifen. Suko konnte nur durch eine blitzschnelle Drehung ausweichen. Den zurückschnellenden Arm fing er ab, drehte ihn und hörte den irren Schrei durch den Raum hallen.
    Er schleuderte die Frau von sich, die sich am Boden überschlug und dabei Kerzen umriss. Einige Flammen erloschen, andere züngelten weiter, aber das Material war zu feucht, um Feuer fangen zu können.
    Der Pfarrer war in die Knie gesackt. Er schrie und jammerte zugleich. Er schlug mit den Händen um sich, um den auf und niederzuckenden und blitzenden Klingen zu entgehen.
    Suko griff zu einem anderen Mittel.
    Er fasste den Stab an, und dann war nur ein Wort wichtig, dass er recht leise rief. Nur so konnte er den Pfarrer vor weiteren Schäden bewahren und wurde auch selbst bei seinem Eingreifen nicht von den Messern getroffen.
    » Topar! «
    ***
    Ich hatte alles gesehen und auch gehört. Es war mein Glück, dass ich mich zurückgezogen hatte und praktisch noch hinter dem Ende der Treppe an der Mauer stand. So konnte ich vom Verlies aus nicht entdeckt werden.
    Die Situation stand auf des Messers Schneide. Lisa dachte gar nicht daran, aufzugeben. Sie gehörte zudem zu den Personen, die keine Furcht zeigten, weil sie voll und ganz auf das baute, was auch die verdammte Blutgräfin ausgemacht hatte.
    Sie würde kämpfen, und sie tat es.
    Die Lage eskalierte. Ich riskierte einen Blick um die Ecke. Es war Bewegung in die Szene gekommen. So rasch wie möglich zog ich mich zurück, weil ich Lisa Barton erkannt hatte. Nackt und auch mit blutbeschmiertem Körper hatte sie sich zur Flucht entschlossen. Tief in ihrem verdammten Herzen war sie feige. Falls sie ein Herz hatte und keinen Stein.
    Wie eine Horror-Figur kam sie mir vor, als sie die Stufen der Treppe nahm. Ihr Fluchtweg war gut gewählt. Die anderen waren beschäftigt. Sie atmete heftig, und zwischendurch hörte ich immer wieder ein hässliches Lachen.
    Ich sah sie erst, als sie die Treppe hinter sich gelassen hatte und in den Folterraum lief. Mich hatte sie nicht entdecken können, weil ich im toten Winkel stand.
    Ich ließ sie zwei Schritte weiterlaufen, dann trat ich aus meinem Schutz hervor und sagte nur ein Wort. »Stopp!«
    Dieses Wort war für Lisa Barton der berühmte unsichtbare Schlag ins Gesicht. Zwar war sie voll und ganz auf ihre Flucht konzentriert gewesen, aber die fremde Stimme hatte sie aus ihren Träumen gerissen.
    Sie blieb stehen. Sie ruderte dabei mit den Armen, wie jemand, der auf einer glatten Fläche leicht ausgerutscht war und nun um Gleichgewicht ringt.
    So schaurig die Umgebung hier in der alten Folterkammer auch war, Lisa übertraf sie mit ihrem Aussehen bei weitem. Ich bekam es zu sehen, als sie sich auf der Stelle drehte.
    Wir starrten uns an.
    Nein, sie war keine Puppe, die man mit Blut bestrichen hatte. Sie blutete auch nicht aus sich heraus, wie ich es vor ein paar Monaten bei der Steinfigur der Bernadette erlebt hatte, an diesem verdammten Körper klebte das Blut fremder Menschen.
    Als ich sie zum ersten Mal in voller Größe sah, da durchfloss mich ein kaltes Gefühl. Es war nicht einmal eine Hassreaktion. Es war einfach nur dieser menschliche Schauder, weil ich nicht fassen konnte, dass jemand diesen Weg beschritt.
    Ich hatte verdammt viel erlebt. Es war auch alles auf irgendeine Weise okay gewesen, wenn es sich dabei um dämonische Feinde gehandelt hatte. Das war bei Lisa nicht der Fall. Sie war trotz allem noch ein Mensch und hatte nur den falschen Weg eingeschlagen.
    Den Schreck hatte sie überwunden und stellte mir auch eine sehr menschliche Frage. »Du bist der zweite Bulle, wie?«
    »Gut geraten!«
    »Willst du mich aufhalten?«
    »Das ist mein Beruf. Ich bin dafür verantwortlich, dass Mörder oder Mörderinnen hinter Gitter kommen. Und Sie, Lisa, haben den Tod der beiden Frauen auf dem Gewissen. Sie haben sie nicht selbst getötet, das will ich gar nicht behaupten, aber Sie haben dafür gesorgt, dass sie so aus dem Leben geschieden sind. Sie haben einfach zu viel Blut verloren. Sie konnten nicht überleben.«
    »Ihr Pech!«
    »Ich wusste, dass Sie es so sehen würden. Aber Ihr Weg ist beendet, Lisa!«
    Ich hatte mich nicht aufgeregt. Ich hatte ruhig gesprochen, obwohl es in mir anders aussah. Und ich hatte es mit meinen Worten geschafft, ihren Panzer der Sicherheit etwas bröckeln zu lassen. Es war plötzlich still zwischen uns. Nur aus dem
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