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Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut

Titel: Engelsbrut - Gunschera, A: Engelsbrut
Autoren: Andrea Gunschera
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mehr.“ Die Falte auf seiner Stirn vertiefte sich. „Komm, ich begleite dich ein Stück.“
    „Du komplimentierst mich vor die Tür.“ Eve quittierte sein Lächeln mit einem Nicken. Hier kam sie nicht weiter. Morgen oder übermorgen, wenn die Ergebnisse aus der Spurensicherung vorlagen, musste sie Andrew noch mal anrufen, einen von Marks Kollegen, der seine Chance witterte, nachdem Mark sie verlassen hatte, und sie seither mit Informationen versorgte. Bestimmt würde er sich freuen, wenn sie ihn zum Dinner einlud.
    Zu Fuß machte sie sich auf den Weg nach Hause. Nachdem sie ein paar Meter zwischen sich und die Absperrung gebracht hatte, zog sie ihr Handy heraus und begann, durch die Fotos zu blättern. Das Erste war verwischt. Auf dem Nächsten verdeckte ein Finger die Hälfte der Linse. Eve seufzte und schaltete weiter. Da war eine schöne Aufnahmedes Toten, kaum verwackelt. Sie blieb stehen und blickte zurück zu den beiden Polizeiwagen. Erneut hob sie das Handy und drückte auf den Auslöser. Ein schönes Eröffnungsbild. Sie lächelte. Ein zerschrammter Geländewagen kam die Straße herunter, Musik schallte aus den offenen Fenstern.
    Sie bog in den Olympic Boulevard und schlüpfte durch eine Glastür ins Innere des 717, des Hochhauses, in dem sich ihr neues Apartment befand. Felipe saß hinter dem Concierge-Tresen und blätterte in einer Zeitung. Eve freute sich, ihn zu sehen. Felipe war es gewesen, der sie überzeugt hatte, ins 717 zu ziehen, nachdem ihre Beziehung mit Mark endgültig auseinandergebrochen war. Felipe, der beste Freund, den sie sich wünschen konnte. Immer da, wenn sie jemanden brauchte, um ihr Herz auszuschütten, und außerdem ein unverzichtbarer Ratgeber in Beziehungsfragen. Felipe arbeitete nicht nur als Concierge im 717, sondern bewohnte auch das Apartment neben ihrer Wohnung.
    „Eve!“ Er legte die Zeitung beiseite.
    „Hey“, sagte sie. „Du hast Dienst heute Nacht?“
    „Warst du aus?“
    Eve blickte an sich herunter. „Sehe ich aus, als wenn ich ausgegangen wäre?“
    „Das kann man bei dir nie so genau sagen.“
    Sie hob eine Augenbraue. „Was soll das heißen?“
    Er erwiderte ihr Lächeln. „Dass du auch in Jeans und diesem T-Shirt nett aussiehst, bei dem ein Faden von deinem Ärmel herabhängt und – was ist das da am Kragen? Balsamico, Olivenöl?“
    Sie schlug nach ihm. Dann hob sie den Arm. Tatsächlich, da war ein Faden. Unschlüssig zupfte sie daran. „Es gab wieder zwei Tote“, sagte sie schließlich. „Ich habe mich am Tatort herumgedrückt und tolle Fotos gemacht.“ Sie hob ihr Handy. „Willst du sie sehen?“
    Angewidert verzog er das Gesicht. „Eine Leiche? Um Gottes Willen, nein!“
    „Ich habe Mark getroffen“, fügte sie hinzu.
    „Und?“
    „Er schweigt eisern über die Details. Okay, ich war vielleicht auch nicht gerade taktvoll.“ Sie seufzte. „Jetzt muss ich Andrews Schwäche für mich ausnutzen, um an Informationen zu kommen. Himmel, das ist so würdelos.“
    „Wer ist Andrew?“
    „Marks Kollege beim LAPD. Ein bisschen unscheinbar, sommersprossig, rotblonde Haare.“
    „Ach so.“ Felipes Miene hellte sich auf. „Der kleine Ire.“
    „Ire? Woher weißt du das?“
    „Marks Geburtstagsparty. Wir haben uns unterhalten. Er ist süß.“ Sein Lächeln wurde süffisant.
    „Felipe!“
    „Entschuldige. Du hast gefragt.“
    „Ich gehe mit ihm essen.“
    „Um ihn auszuquetschen?“ Felipe schüttelte den Kopf. „Eve, du bist böse.“
    „Ich weiß.“ Sie lächelte. „ Aber ich muss diesen verdammten Artikel fertig schreiben, und ich kann mir nicht alles aus den Fingern saugen.“
    Eve drückte den Aufzugsknopf.
    „Gute Nacht“, rief Felipe ihr nach. „Schlaf gut.“
    Sie ließ die Tür hinter sich zufallen und streifte die Schuhe von ihren Füßen. Obwohl ihr Körper sich zerschlagen anfühlte, war sie nicht wirklich müde. Im Bad reinigte sie ihr Gesicht und wischte einen Rest Wimperntusche ab, der sich unter ihren Augen gesammelt hatte. Dicht beugte sie ihren Kopf zum Spiegel. Da waren Fältchen an den Mundwinkeln, die sich nicht mehr wegleugnen ließen. Mit einem Schnauben richtete sie sich auf und kniff die Augen zusammen. Sie war Mitte dreißig, da war das normal. Wenn man nicht genau hinschaute, bemerkte man es kaum. Ihre Wut auf Mark war noch nicht verflogen. Er trug Schuld daran, dass sie begann, sich selbst in Frage zu stellen.
    Sie ging zurück ins Wohnzimmer, ließ sich in einen Sessel fallen und schaltete den Laptop ein.
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