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Engelsbann: Dunkle Verlockung Teil 2 (German Edition)

Engelsbann: Dunkle Verlockung Teil 2 (German Edition)

Titel: Engelsbann: Dunkle Verlockung Teil 2 (German Edition)
Autoren: Nalini Singh
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denen sich die Farbe ihrer Augen wiederholte. Diese Flügel, die sich über Nimras Schultern wölbten und zart über den glänzenden Holzfußboden strichen, nahmen sein ganzes Blickfeld ein, als er sich umwandte, um ihr zu folgen.
    Der erlesene Farbton ihrer Schwingen passte nicht recht zu der kalten Hinterhältigkeit dieses finsteren Hofes, sondern eher zu der beständigen Ruhe von Bäumen und der Erde. Zumindest in diesem Punkt trog der Schein nicht. Nimras Zuhause war ganz anders, als er erwartet hatte: ein ausladendes, elegantes altes Anwesen mit himmelhohen Decken auf einem ausgedehnten Grundstück, das etwa eine Stunde außerhalb von New Orleans lag. Ihr Haus hatte zahlreiche Fenster, und jede Etage war von Balkonen umgeben. Die meisten davon hatten kein Geländer – schließlich waren sie für das Haus eines geflügelten Wesens gemacht. Auch das Dach war speziell für Engel konstruiert. Es fiel schräg ab, jedoch nicht in einem spitzen Winkel, sondern so flach, dass es beim Landen keine Gefahr darstellte.
    So schön das Haus auch sein mochte, war es doch der Garten, der dem Anwesen seinen besonderen Reiz verlieh. Die Überfülle von exotischen und gewöhnlichen Blüten, die vielen, vom Alter knorrigen Bäume neben jungen, noch kleineren Pflanzen, all das strahlte einen Hauch von Frieden aus. Es war die Art von Frieden, in dem sich ein gebrochener Mann niederlassen konnte, um wieder zu sich selbst zu finden. Doch während er Nimra folgte, dachte Noel, dass er höchstwahrscheinlich niemals zurückgewinnen würde, was man ihm bei diesem Angriff aus dem Hinterhalt genommen hatte. Er war dabei so übel zugerichtet worden, dass sein Gesicht zunächst nicht mehr wiederzuerkennen und sein Körper nur noch ein Haufen Fleisch gewesen war.
    Vor einer großen hölzernen Flügeltür, die mit filigranen Schnitzereien von blühendem Jasmin verziert war, hielt Nimra inne und warf Noel einen erwartungsvollen Blick über die Schulter zu, als dieser hinter ihr stehen blieb. »Die Tür«, sagte sie, und er war sicher, aus ihrer Stimme, in der die melodische Note der Cajuns mitschwang, eine Spur von Belustigung herauszuhören.
    Darauf bedacht, ihre Schwingen nicht zu berühren, ging er um sie herum und öffnete einen der Türflügel. »Entschuldige.« Die Worte klangen rau, denn in letzter Zeit hatte er seine Kehle nicht oft zum Sprechen benutzt. »Ich bin es nicht gewohnt, dass ich ein … « Mitten im Satz brach er ab. Er hatte keine Ahnung, als was er sich bezeichnen sollte.
    »Komm mit.« Nimra ging einen von Fenstern gesäumten Korridor entlang. Die versiegelten Holzfußböden waren in das flüssige, üppige Sonnenlicht dieses Ortes getaucht, der die kühne Schönheit von New Orleans und eine ältere, ruhigere Eleganz in sich vereinte. Auf allen Fenstersimsen standen erdfarbene Töpfe, aus denen die fröhlichsten, überraschendsten Farben hervorquollen – Stiefmütterchen und Wildblumen, Gänseblümchen und Chrysanthemen.
    Noel musste gegen seinen Wunsch ankämpfen, über die Blütenblätter zu streichen, um ihre samtige Weichheit an seinen Fingern zu spüren. Dieser unerwartete Drang veranlasste ihn, sich in sich zurückzuziehen und nach außen hin abzuschotten. An diesem Hof, wo man ihn vergammeln lassen wollte, durfte er sich keine Schwäche erlauben. Zu nahe lag der Gedanke, alle würden nur darauf warten, dass er am Leben verzweifelte und zu Ende brachte, was seine Angreifer begonnen hatten.
    Er presste die Lippen zusammen, als Nimra wieder das Wort ergriff. Während ihre Stimme wie rohe Seide klang – jener Tonfall, in dem Erotik und Lust mitschwangen, die möglicherweise auch wildere und sadistischere Züge annehmen konnten –, waren ihre Worte pragmatisch. »Wir werden uns in meinen Gemächern unterhalten.«
    Besagte Gemächer lagen hinter einer weiteren hölzernen Flügeltür, die mit Bildern von exotischen, durch blütenschwere Bäume schwirrenden Vögeln bemalt war. Nichts in diesen femininen, hübschen Bildern deutete auf die Härte hin, die Teil von Nimras Ruf war. Aber wenn Noel nach den mehr als zweihundert Jahren seiner Existenz eines wusste, dann war es Folgendes: Jedes Wesen, das mehr als ein halbes Jahrtausend alt war, hatte längst zu verbergen gelernt, was andere nicht sehen sollten.
    Wachsam folgte er ihr ins Zimmer und schloss die bemalten Türen lautlos hinter sich. Er wusste nicht, was er erwartet hatte, doch es waren nicht diese eleganten, weißen Möbel, die zahlreichen Kissen in den bunten
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