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Engelsbann: Dunkle Verlockung Teil 2 (German Edition)

Engelsbann: Dunkle Verlockung Teil 2 (German Edition)

Titel: Engelsbann: Dunkle Verlockung Teil 2 (German Edition)
Autoren: Nalini Singh
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ihr auf, dass Noel sie beobachtete, doch sie sagte nichts. Wie ein verwundetes Tier würde er nicht gut damit umgehen können, wenn sie ihn drängte. Er würde auf sie zugehen, wenn er so weit war – falls das je der Fall sein würde –, und zwar in seinem eigenen Tempo.
    »Diese buschigen Ohren«, sagte er schließlich mit einem Blick auf die ulkigen Quasten, die auf Mimosas ansonsten hübschem Kopf saßen. »Deshalb hast du sie Mimosa genannt.«
    Dass er es erraten hatte, entlockte ihr ein Lächeln. »Ja. Und weil sie, als ich sie das erste Mal sah, neben einer Mimose saß, mit der Pfote nach ihren Blättern schlug und immer einen Satz rückwärts machte, wenn diese sich schlossen.« Dabei hatte sie es geschafft, dass einige der flauschigen, löwenzahnartigen Blüten wie eine winzige Krone auf ihrem Kopf gelandet waren.
    »Wie viele Haustiere hast du?«
    Sie streichelte Mimosa den Rücken und spürte das Schnurren der alten Katze an ihren Rippen. »Jetzt nur noch Mimosa. Sie vermisst Queen, obwohl die sie mit ihren Possen immer völlig fertiggemacht hat. Queen war noch ganz jung.«
    Noel war es nicht gewohnt, dass Engel sich auch nur annähernd menschlich verhielten. Und doch sah es bei Nimra, die ihre uralte Katze in den Armen hielt, sehr danach aus. »Soll ich sie dir abnehmen?«
    »Nein. Mimosa wiegt viel weniger, als sie sollte – nur ihr Fell lässt sie so pummelig wirken.« In der stillen Verschwiegenheit des frühen Morgens wirkte ihr Gesicht ernst. »Sie mag vor Trauer nicht mehr fressen, und sie ist auch nicht mehr die Jüngste … «
    Instinktiv streckte er die Hand aus und strich der Katze mit dem Finger über den Kopf. »Sie war lange bei dir.«
    »Zwanzig Jahre«, sagte Nimra. »Ich weiß nicht, wo sie herkam. An jenem Tag sah sie von ihrem Spiel mit der Mimose auf und beschloss, dass ich ihr gehörte.« Ein nachdenkliches Lächeln erweckte die Kohlen in ihm zu dunklem, glühendem Leben. »Seither hat sie mich immer auf meinen Morgenspaziergängen begleitet, doch jetzt macht ihr die Kälte zu schaffen.«
    Die sanfte Fürsorge in diesen Worten stand im Gegensatz zu allem, was er über Nimra gehört hatte. Sie wurde von Vampiren und Engeln im ganzen Land gefürchtet. Selbst die aggressivsten Engel hielten sich von Nimras Herrschaftsgebiet fern – obwohl viele von ihnen von außen betrachtet über viel größere Macht verfügten als sie. Daher fragte sich Noel, wie viel von dem, was er sah, die Wahrheit war und wie viel nur eine kunstvolle Illusion.
    In diesem Moment hob sie den Kopf, das weiche Gold der aufgehenden Sonne legte sich auf ihr Gesicht und entfachte in ihren glänzenden, strahlenden Topasaugen ein Feuer. »Das ist meine liebste Tageszeit, wenn alles noch so verheißungsvoll ist.«
    Um ihn herum erwachte der Garten zum Leben, während der Himmel in orangen und dunkelrosa Farben prachtvoll erstrahlte. Und vor ihm stand eine wunderschöne Frau, deren braune Flügel mit Juwelenstaub überzogen zu sein schienen. Ein solcher Augenblick hätte einen Mann schwach machen können … Doch die Heftigkeit dieser Verlockung ließ ihn einen Schritt zurückweichen und sich die kalten, harten Fakten ins Gedächtnis rufen, die der Grund für seine Anwesenheit waren. »Gibt es jemanden, den du als Verräter verdächtigst?«
    Nimra erhob keine Einwände gegen diesen plötzlichen Richtungswechsel im Gesprächsverlauf. »Ich bringe es nicht fertig, einen von meinen Leuten einer solchen Tat zu verdächtigen.« Langsam und mit endloser Geduld strich ihre Hand über die dösende Katze in ihrem Arm. »Es ist schlimmer als ein Messer in der Dunkelheit, denn dann hätte ich wenigstens einen Schatten, auf den ich mich konzentrieren könnte. Das hier … es gefällt mir nicht, Noel.«
    Etwas an der Art, wie sie seinen Namen sagte, umwob ihn mit einem raffinierten Zauber, der ihn sofort seine Schilde hochfahren ließ. Vielleicht war das Nimras Gabe – dass sie andere dazu verführen konnte, alles zu glauben, was sie sie glauben machen wollte. Bei diesem Gedanken versteifte sich sein Kiefer, jede Zelle seines Körpers konzentrierte sich alarmiert auf die Gefahr, die, dessen war er sich gewiss, hinter der zarten Fassade ihres wundervollen Gesichts lauerte.
    Als hätte sie seine Gedanken gehört, schüttelte sie den Kopf: »Was für ein Misstrauen.« Es war ein Raunen. »Dieses Alter in deinen Augen, als hätten sie viel mehr Jahrhunderte gesehen, als es meines Wissens der Fall ist.«
    Noel schwieg.
    Weiche,
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