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Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Engel und Dämonen: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Georg Haderer
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verstehe ich, soll sich ausruhen nach dem ganzen Wahnsinn … vor den Schweizern muss er sich auch nicht fürchten: Der Breiler ist mit einem StG 77 erschossen worden, das sie im Wald gefunden haben … ist wahrscheinlich einer von seinen Freunden gewesen, der ihn für Schäfer gehalten hat oder wie auch immer … lassen wir ihn schlafen und dann soll er sich vom Innenminister seinen Orden abholen …“
    „Orden? Wer?“
    „Na wer, unser Major Schäfer … nur kein falscher Neid, du hast super gearbeitet, aber ohne ihn … ich schmeiß dich hinaus, da klopft wer in die Leitung, ich melde mich …“
    Bergmann setzte sich auf den Betonsockel des Münzfernrohrs und kratzte sich mit beiden Händen den Hinterkopf. Wozu noch zaudern und zagen, wenn seine Umwelt den Ausgang der Geschichte bereits beschlossen hatte? Ganz wie immer: Major Schäfer, der Kriegsheld, der Totgeglaubte, der sich aus den Leichenbergen hervorwühlt, ein dämliches Grinsen aufs Gesicht legt und zurück in den Alltag wankt, wo er einen Orden an die Uniform gesteckt bekommt, über dessen Verdienst er sich selbst nicht im Klaren ist. Sollte er, Bergmann, das zulassen? Nein. Hier ging es nicht nur um den Installateur, dessen Ableben so schnell unter den Teppich gekehrt war, wie der Totengräber sein Grab zuschaufelte. Hier hatte eine Gruppe von Männern die Ermordung von unzähligen Menschen geplant, um etwas zu bewirken, das Bergmann noch immer nicht begriff. Dämonen? Engel? Die Apokalypse? Hirngespinste! Was ihn als Polizist an der Sache noch interessierte, war zum einen der fehlende Achte. Eisert, Foster, Plier, Breiler, Ehrenreich, Wieland, Schäfer, zählte Bergmann an seinen Fingern ab, sieben, wer war der Achte? Und zum zweiten: Wer hat Breiler in diesem Wald erschossen, wenn es nicht Schäfer war? Ein betrunkener Jäger? Mit einem Sturmgewehr? Angesichts der Schweizer Milizausstattung im Bereich des Möglichen, aber doch eher unwahrscheinlich. Also? Also die unbekannte Dritte; die vermutlich bekannte Dritte, wie sich Bergmann nun eingestehen musste, als er sich ein paar Ereignisse der vergangenen Wochen ins Gedächtnis rief, deren Zusammenhänge er aufgrund … warum auch immer, nicht gesehen hatte. Dass er das Kennzeichen des Wagens, mit dem Schäfer Richtung Schweiz unterwegs gewesen war, nicht überprüft hatte: das war noch fahrlässiger als sich mit einem Expolizisten und Privatdetektiv einzulassen, über den er so gut wie gar nichts wusste. Sich so zu betrinken, dass er sich mit einem Streifenwagen in die Wohnung seines Vorgesetzten fahren hatte lassen, wo er am Morgen darauf einen Tee getrunken hatte, der ihn so beeinträchtigte, dass er: erstens drei Stunden nackt in seiner Wohnung getanzt und lauthals gesungen hatte. Zweitens fast im Ottensteiner See ertrunken wäre. Drittens unfähig gewesen war, das Gesicht einer jungen Frau wiederzuerkennen, die er doch erst wenige Tage zuvor gesehen hatte. Selma. Sie hatte im Parterre von Eiserts Wohnhaus am Aufzug gestanden und ihm zugelächelt – daran gab es für ihn nun keinen Zweifel mehr, oder? Sie hatte am Ufer des Sees freien Zugriff auf sein Handy und sein Notizbuch gehabt, während er bestimmt eine halbe Stunde im Wasser gewesen war. Und sie hatte ihn in einem alten blauen Passat chauffiert, dessen Kennzeichen in zumindest vier Ziffern mit dem übereinstimmte, das auf besagtem Tankstellen-Überwachungsvideo zu erkennen gewesen war, dessen Auswertung Bergmann aufgrund gewisser emotionaler … Himmel Arsch und irgendwas … er hatte sich, wenn schon nicht für den Ermittler mit dem besten Spürsinn, dann doch für einen akkuraten Polizisten gehalten, dem gerade in Bezug auf Zahlen und Gesichter kaum etwas entging … und dann das … Selma … was hatte die mit all dem zu tun?
    Während die feuchte Hitze des wassergesättigten Waldes zu Bergmann aufdampfte und sein Hemd bald wie das eines Tropenforschers aussehen ließ, ging es in seinem Kopf zu wie in dem eines Quizshow-Teilnehmers, der es durch unfassbares Glück bis zur Millionenfrage geschafft hatte, die ihn nun vor drei Möglichkeiten stellte. Telefonjoker? Hat schon der ehemalige Geschichtelehrer verprasst. Fünfzig-fünfzig-Joker? War bei der Frage nach dem Herrscher des Olymps entwertet worden. Also die Publikumsbefragung: Warum tritt eine circa fünfundzwanzigjährige Frau namens Selma an verschiedenen Orten auf, die sowohl mit den Aktivitäten einer terroristischen Zelle als auch mit dem Verschwinden eines Polizeibeamten in
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