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Endstation

Endstation

Titel: Endstation
Autoren: Michael Crichton
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blutdurchtränkt war. »Harry Ihre Stimme war ein eigenartiges Krächzen. Sie fürchtete sich. Sie wußte, daß sie vor diesem Mann keine Angst haben durfte, weil sie ihm dann nicht helfen konnte, weil es ein Verrat an ihrer Standespflicht als Ärztin war und sie sein Vertrauen kosten konnte - aber sie fürchtete sich trotzdem.
    Benson starrte sie mit einem leeren Blick an. Dann lief er durch den Korridor davon. »Harry, warten Sie.«
    »Lassen Sie nur«, sagte Anders. Er kam aus dem Computerraum und sprintete mit schußbereiter Pistole hinter ihm her.
    Das sah so absurd aus, daß sie unter anderen Umständen laut gelacht hätte. Bensons rasche Schritte wurden im Tunnel des Korridors immer leiser. Dann bog Anders um die nächste Ecke. Die Schritte beider Männer vermischten sich zu einem harten Stakkato.
    Sie war allein. Benommen erhob sie sich. Bei dem Gedanken an das, was nun geschehen mußte, wurde ihr übel. Benson würde wie ein gehetztes Tier auf einen der Notausgänge zulaufen. Sobald er draußen auftauchte, wo man gefahrlos eine Waffe gebrauchen konnte, würde ihn der nächstbeste Polizist niederschießen. Es gab keinen Fluchtweg. Dieses makabre Ende wollte sie nicht miterleben.
    Sie betrat den Computerraum und sah sich um. Der Hauptcomputer war zerstört. Zwei Magnetbandgeräte waren umgeworfen. Das große Schaltpult wies ein paar kleine, runde Löcher auf, aus denen Funken stoben und auf den Boden herunterspritzten. Dagegen muß ich etwas tun, dachte sie. Ein Feuer könnte ausbrechen. Als sie sich nach dem Feuerlöscher umschaute, sah sie Bensons Axt in der Ecke liegen. Dann erblickte sie den Revolver.
    Vorsichtig hob sie ihn hoch. Er war überraschend schwer, viel schwerer, als sie gedacht hatte. Sie wußte, daß Anders seine Waffe noch hatte. Es mußte also Bensons Revolver sein. Sie sah ihn fragend an, als könnte er ihr über den Besitzer Auskunft geben.
    Irgendwo im Keller verhallten in rascher Folge vier Schüsse. Ihr Echo kroch durch das Labyrinth der Gänge. Sie trat zu dem zerbrochenen Fenster und beugte sich hinaus. Es war nichts zu sehen, nichts zu hören. Es ist sicher schon alles vorbei, dachte sie. Das Knistern der Funken hinter ihr veranlaßte sie, sich umzudrehen. Hinzu kam ein monotones klatschendes Geräusch. Eines der Magnetbänder war abgelaufen, und das lose Ende des Bandes schlug rhythmisch bei jeder Umdrehung gegen das Metall.
    Sie ging zu dem Gerät hin und schaltete es ab. Über einen der Bildschirme flimmerte immer wieder das Wort ERH l NA ERH l NA ERM l NA Dann krachten weitere Schüsse, nicht mehr so weit weg wie die anderen, und sie merkte daran, daß Benson offenbar noch immer am Leben war. Sie stand in einer Ecke des verwüsteten Computerraums und wartete.
    Ein weiterer Schuß, diesmal ganz in der Nähe. Als sie Schritte kommen hörte, duckte sie sich hinter eine der aufrechtstehenden Magnetbandkonsolen. Eine lächerliche Situation - erst hatte sich Benson hinter den Computern versteckt, jetzt stand sie geduckt hinter den Metallsäulen, als könnten diese sie beschützen. Sie hörte ein heftiges Keuchen. Die Schritte verhielten. Die Tür zum Computerraum wurde geöffnet und krachend wieder zugeschlagen. Von ihrem Versteck aus konnte sie nicht sehen, was vorging.
    Andere Schritte liefen draußen auf dem Korridor an der Tür vorbei und verklangen hinter der nächsten Ecke.
    Dann war alles still. Sie hörte nur das keuchende Atmen und ein leises Husten.
    Sie richtete sich auf.
    Harry Benson lag in seiner zerfetzten Kleidung, mit dem Rücken an die Wand gelehnt, auf dem blauen Teppich. Sein linkes Hosenbein war jetzt über und über mit Blut bedeckt. Er schwitzte und atmete in kurzen, rasselnden Stößen. Er starrte geradeaus und schien nichts mehr wahrzunehmen.
    Sie packte den Revolver fester und empfand so etwas wie ein Hochgefühl. Jetzt konnte doch noch alles gut werden. Sie würde ihn lebend zurückschaffen. Die Polizei hatte ihn nicht getötet, und durch einen unglaublichen Glücksfall hatte sie ihn jetzt für sich allein. Sie war froh darüber. »Harry!«
    Langsam wandte er den Kopf und blinzelte. Erst schien er sie nicht zu erkennen, dann lächelte er. »Hallo, Frau Doktor Ross.«
    Es war ein freundliches Lächeln. Für eine Sekunde sah sie McPhersons weißhaarigen Schädel vor sich und hörte, wie er sie zur Rettung des Projekts beglückwünschte und sich bedankte, weil sie Benson lebend zurückgebracht hatte.
    Ohne jeden Zusammenhang fiel ihr dann ein, wie ihrem Vater
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