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Endlich war wieder Weihnachten

Endlich war wieder Weihnachten

Titel: Endlich war wieder Weihnachten
Autoren: Heinz G. Konsalik
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in rasender Fahrt ins Hospital nach Dubai, und bereits während des Transportes versorgte ein Arzt den Verletzten, gab ihm Sauerstoff und legte eine Infusion mit einem kreislaufstärkenden Mittel an.
    »Er hat ein unbeschreibliches Glück gehabt«, sagte der Chefchirurg zu Sadowski, als man Hiller untersucht hatte. »Drei Rippen gebrochen, das linke Bein und den linken Arm. Doch keine inneren Blutungen. Er sieht jetzt aus wie ein Denkmal aus Gips. Und das wird er vier Wochen lang bleiben.«
    »Ist er transportfähig? Ich meine, kann man ihn nach Deutschland fliegen? Er wollte Weihnachten dort verbringen.«
    »Davon würde ich abraten. Das kann mehr schaden als nützen. Wie wäre es denn, wenn Sie die Familie herkommen lassen würden? Die kann ihn dann jeden Tag besuchen. Und für etwas Weihnachtsdekoration können Sie ja sorgen.«
    Sadowski schoß sofort ein Gedanke durch den Kopf. Er nickte dem Arzt lächelnd zu, verließ das Hospital und fuhr zu Omar ben Khalifa, dem Bauminister von Dubai.
    Als er zum Camp ›Victoria I.‹ zurückkehrte, hielt er vor Blankenburgs Bungalow, klopfte dem öffnenden Jussuf leutselig auf die Schulter und riß die Tür zum Wohnraum auf. Blankenburg lag auf dem Diwan und sah sich im Fernsehen des Emirats einen amerikanischen Krimi an. Sadowski schaltete das Gerät ab.
    »Man sollte es nicht für möglich halten!« sagte er laut, aber er lachte dabei. »Liegt der Kerl hier faul herum und stiert in die Glotze! Los, fang an zu packen! Guck nicht so dämlich … Morgen geht dein Flugzeug von Scharjah nach München. Hier sind die Tickets!« Er warf Heinz die Flugscheine zu. Blankenburg war so verblüfft, daß er keine Anstalten machte, die Papiere aufzufangen. »Ich komme gerade aus dem Hospital und von Khalifa. Hiller muß hierbleiben, du kannst seinen Quotenplatz einnehmen. Denn Khalifa läßt auf Kosten des Emirats die Frau und den Jungen von Hiller einfliegen. Das belastet unser Budget nicht. Alles ist also in Butter und freut sich, nur du siehst ausgesprochen blöd aus! Junge, bete, daß du noch zurechtkommst …«
    Am frühen Morgen des 6. Dezember landete Blankenburg in München, und noch aus der Ankunftshalle rief er bei sich zu Hause an. Aber nicht Martina meldete sich, sondern seine Tante Hilde aus Starnberg.
    »Wie geht es Martina?« fragte Blankenburg aufgeregt.
    »Gut, nehme ich an.« Tante Hildes Stimme schwankte etwas. »Wo bist du, Heinz?«
    »Eben in München gelandet.« Er stockte. »Was machst du denn bei uns, Tante?«
    »Nimm dir ein Taxi und sag dem Fahrer, er soll so schnell fahren, wie er kann. Strafzettel bezahlst du! Vielleicht kommst du noch rechtzeitig hin – Privatklinik Professor Wesseler in Bogenhausen. Heute nacht gingen die Wehen los. Beeil dich, Junge …«
    Blankenburg warf den Hörer auf die Gabel, rannte wie ein Verfolgter zu den Taxis, sprang in das nächste hinein und schrie den erstaunten Fahrer an: »Bogenhausen, Klinik Wesseler. Schnell, schnell … meine Frau bekommt das Kind.«
    »Das erste?« fragte der Fahrer gemütlich.
    »Ja! Ja! Ich zahle alle Strafen, doch fahren Sie endlich los!«
    »Das erste Kind! Da dreh'n wir alle durch. Ich auch … das war vor neun Jahren. Gott, was war ich verrückt! Dann mal los, wie auf'm Nürburgring …« Er startete den Motor.
    »Wie ist's mit Blumen?«
    »Nachher, Mann, nachher … Nur erst hin … hin …« Der Taxifahrer vollbrachte ein wahres Wunder. Genau elf Minuten später stürmte Blankenburg in die Klinik, prallte auf zwei Ärzte und eine dicke Schwester und wurde einen langen Gang entlanggeführt.
    »Wo?« rief er. »Wo liegt sie?«
    »Psst!« Die Schwester legte den Finger auf den Mund. »Schreien Sie doch nicht so. Heute ist Sonntag … der zweite Advent … Hören Sie doch, im Klinikradio … in der Kapelle singen sie gerade ›Macht hoch die Tür, die Tor' macht weit‹. – Da sind wir. Zimmer 29 – Ruhig, ganz ruhig, Herr Blankenburg, Ihre Frau ist noch recht schwach.«
    Und dann stand er in dem weißen Zimmer mit dem weißen Bett, aus dem Lautsprecher über der Tür tönte leise der Gesang aus der Kapelle, und Martina wirkte blaß und zerbrechlich in den Kissen; den linken Arm hatte sie angewinkelt, und in diesem Arm lag ein winziges Etwas mit einem runden Kopf, einem Stupsnäschen und geschlossenen Augen, hatte die kleinen Händchen zu Fäusten geballt und war selig im Schutz der mütterlichen Wärme.
    »Mein Engel«, stammelte Blankenburg, kam auf Zehenspitzen näher, beugte sich über Martina
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