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Endless: Roman (German Edition)

Endless: Roman (German Edition)

Titel: Endless: Roman (German Edition)
Autoren: Meg Cabot
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sich mittlerweile ziemlich sicher, dass sie ein solches Glück nie wieder erleben würde. Es sei denn, sie konnte allen beweisen  – einschließlich Lucien selbst –, dass er nicht das Monster war, für das ihn alle hielten.
    »Dass sie die Gabe besaß, Dinge vorauszusehen«, sagte sie und schlug die Augen nieder, damit Lucien ihre Tränen nicht sah. »Und weil sie die Liebe eines Gottes verschmähte, verwandelte der Gott diese Gabe in einen Fluch, so dass niemand ihre Prophezeiungen glaubte, obwohl sie wahr waren.«
    »Nun«, erwiderte Lucien, »deine Prophezeiungen werden geglaubt. Von ihnen.« Seine Stimme klang bitter, als er mit dem Kinn in Davids Richtung wies. »Wie du weißt, besitzt jeder Dämon, der dein Blut trinkt, zumindest eine Zeitlang deine prophetische Gabe. Das ist für die meisten
eine unwiderstehliche Verlockung. Und anscheinend schrecken sie nicht davor zurück, deine Freunde und Verwandten zu verwandeln, um dich aus deinem Versteck zu locken. Ich habe dir ja einmal Schutz davor angeboten, aber du hast ihn abgelehnt.«
    Meena wischte sich mit dem Handrücken die Tränen ab.
    »Du hast recht«, sagte sie und warf David einen Blick zu, der auf der Motorhaube versuchte, seinen Kopf wieder in eine normale Position zu drehen. »Ich habe dein Angebot abgelehnt, weil mir der Preis dafür zu hoch war. Und ich hätte mich nie mit ihm treffen sollen. Ich hätte nie meine Wohnung verlassen sollen, außer um zur Arbeit zu gehen. Warum sollte ich erwarten, ein normales Leben zu führen?«
    Lucien warf ihr einen zerknirschten Blick zu. Anscheinend bedauerte er seine harten Worte.
    »Meena«, sagte er, »ich wollte nicht …«
    »Nein«, unterbrach sie ihn. Sie zuckte mit den Schultern. »Es stimmt ja alles. Bis auf eines.« Sie sah ihn an. »Du bist kein Gott, Lucien.«
    »Nein.« Seine Lippen zuckten schmerzlich. »Ich weiß. Wenn ich einer wäre, würde ich …«
    Aber er kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden, weil David sich aufgesetzt hatte und sie anschaute. »Wer bist du?«, fragte er Lucien.
    Der Himmel, der bisher wolkenlos gewesen war, wurde dunkel. Der Mond verschwand hinter dichten Sturmwolken. Die Musik aus dem Fenster in der Nähe ertönte schon lange nicht mehr. Ein kühler Wind war aufgekommen, wirbelte welke Blätter und leere Plastiktüten auf und
fuhr durch Meenas Haare und unter den Saum ihres Rockes.
    »Du solltest mich kennen.« Luciens Stimme war so tief und herrisch, dass sie durch Meenas Brust zu schallen schien. Sie bekam Gänsehaut. »Ich bin der Unheilige, Herrscher aller Dämonen auf der sterblichen Seite der Hölle, das Böse in menschlicher Gestalt. Ich bin der dunkle Prinz, Sohn von Vlad dem Pfähler, auch bekannt unter dem Namen Dracula.«
    Als er den Namen Dracula aussprach, wehte erneut Wind durch die Straße, dieses Mal aus einer anderen Richtung, und alle Blätter und Plastiktüten wurden wieder aufgewirbelt. Meena erschauerte und hielt ihre Strickjacke mit einer Hand zusammen. David schien sie zum ersten Mal zu bemerken, seit er aufgewacht war.
    »Oh«, sagte er etwas weniger störrisch. Er wandte sich ihr zu. »Ja, ich erinnere mich. Ich glaube, jemand hat dich erwähnt. Aber sie haben gesagt, du wärst tot.«
    »Wie du sehen kannst« – Lucien packte David am Hemd und zog ihn näher zu sich heran –, »war das eine Fehlinformation. Und wer sind Sie?«
    Davids Blick glitt wieder zu Meena. »Hey«, bat er sie, »willst du mir nicht hier heraushelfen?«
    Mit dem Stück Holz, das Lucien ihr gegeben hatte, zeigte sie auf das Taschentuch um ihren Hals.
    »Entschuldigung«, sagte sie. »Erinnerst du dich nicht mehr? Das warst du. Und du hast noch andere Dinge gemacht, die ich aber jetzt nicht erwähnen will.«
    Zu ihrer Überraschung brach David in Tränen aus.
    »Es tut mir leid«, schluchzte er. »Ich wollte das nicht.
Ich schwöre, ich wollte das nicht. Es überkam mich einfach. Ich weiß auch nicht, was in der letzten Zeit mit mir los ist. Ich glaube, ich bin krank oder so. Meena, kannst du mal meine Stirn fühlen? Ich glaube, ich habe Fieber.«
    Meena zog die Augenbrauen hoch. »Oh«, sagte sie, »du hast ganz bestimmt kein Fieber.«
    Lucien hatte für Davids theatralischen Auftritt gar nichts übrig. Er hob den kleineren Mann einfach an seiner Hemdbrust von der Motorhaube.
    »Sag mir, wer dich verwandelt hat und wer dich zu diesem Mädchen geschickt hat, oder ich reiße dir den Kopf ab«, schrie er.
    »Ich weiß nicht«, schluchzte David. »Ich weiß nicht,
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